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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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und des Charakters zu treffen verstand? Mozart ist nicht nur ein König… was hat ein König jetzt noch zu bedeuten? unterbricht sich Seine Majestät, mit dem Kopfe schüttelnd, ich möchte sagen, er ist ein Gott, weil man noch zugiebt, daß ein Gott vorhanden ist, er ist der Gott der Musik!«
     

    Stehend empfing der König die Besucher. (S. 245.)
     
    Die Wärme, mit der Seine Majestät seine Bewunderung ausdrückt, ist gar nicht wiederzugeben. Und nachdem er und die Königin nach dem Salon zurückgekehrt und die Künstler ihnen dahin gefolgt sind, ergreift er ein auf dem Tische liegendes Buch. Dieses Buch, das er gewiß oft gelesen hat, trägt den Titel : »Don Juan von Mozart«. Er schlägt es auf und liest einige Zeilen von der Feder des Meisters, der Mozart am besten verstanden, am meisten geliebt hat, von dem berühmten Gounod: »O Mozart, göttlicher Mozart! Wie wenig braucht man Dich zu verstehen, um Dich schon zu bewundern! Du, Du bist die ewige Wahrheit und die vollendete Schönheit! Du der Unerschöpfliche! Du immer tief und klar! Du die vollendete Menschlichkeit und kindliche Einfalt! Du, der Alles empfunden und in musikalischer Phrase Alles in einer Weise ausgedrückt hat, die nie übertroffen worden ist und nie übertroffen werden wird!«
    Nun ergreifen Sebastian Zorn und seine Kameraden ihre Instrumente und beim milden Schein der elektrischen Hängelampe spielen sie das erste der für dieses Concert erwählten Musikstücke.
    Es ist das zweite Quartett in
As-dur, Op.
13 von Mendelssohn, dem das königliche Auditorium mit unverholenem Entzücken lauscht.
    Diesem Quartette folgt das dritte in
C-dur, Op.
75 von Haydn, das heißt, die österreichische Hymne, die mit unvergleichlicher Maestria vorgetragen wird. Niemals erhoben sich ausübende Musiker so nahe bis zur Vollkommenheit, wie in den stillen Räumen dieses Heiligthums, wo unsre Künstler nur zwei entthronte Souveräne als Zuhörer hatten.
    Nach Beendigung dieser wahrhaft erhebenden Hymne spielen sie das sechste Quartett in
H-moll, Op.
18 von Beethoven, jene »Malinconia« von so düsterm Charakter und so ergreifender Macht, daß die Augen ihrer Majestäten sich mit Thränen füllen.
    Hierauf folgt die wunderbare Fuge in
C-moll
von Mozart, die so vollendet, so frei von aller Gesuchtheit und so natürlich ist, daß sie wie ein klares Wasser dahinzugleiten oder wie ein leichter Wind durch Laubwerk zu wehen scheint. Dieser schließt sich endlich eines der prächtigsten Werke des göttlichen Meisters an, das zehnte Quartett in
D-dur, Op.
35, womit diese unvergeßliche Soirée, derengleichen die Nabobs der Milliard-City noch nie zu genießen Gelegenheit fanden, ihr Ende erreichte.
    Die Franzosen konnten beim Vortrage der herrlichen Tondichtungen ebensowenig ermüden, wie der König und die Königin, ihnen zuzuhören.
    Es ist aber elf Uhr geworden und der König sagt:
    »Wir danken Ihnen, meine Herren, und dieser Dank kommt aus tiefstem Herzen. Dank der Unübertrefflichkeit Ihres Vortrags haben wir uns eines Kunstgenusses erfreuen dürfen, dessen Andenken nie in uns erlöschen wird! Es hat uns sehr wohlgethan…
    – Wünschen es Eure Majestät, so könnten wir noch…
    – Ich danke Ihnen, meine Herren, ich danke Ihnen nochmals. Wir wollen Ihre Gefälligkeit nicht mißbrauchen! Es ist schon spät… und dann… diese Nacht hab’ ich noch Dienst.«
    Diese Worte aus dem Munde des Königs bringen die Künstler zur Wirklichkeit zurück. Dem Souverän, der so spricht, gegenüber, fühlen sie sich verlegen…
    »Nun ja, meine Herren, fährt der König in heiterm Ton fort. Bin ich nicht der Astronom des Observatoriums von »Standard-Island?«… Und, setzt er nicht ohne einige Bewegung hinzu, Inspector der Sterne und der… erlöschenden Gestirne…«
Viertes Capitel.
Ein britisches Ultimatum.
    Während der letzten, den Vergnügungen der Christmas gewidmeten Woche des Jahres ergehen zahlreiche Einladungen zu Diners, Soiréen und officiellen Empfängen. Ein vom Gouverneur den ersten Persönlichkeiten der Milliard-City angebotenes und von den Notabeln beider Stadthälften angenommenes Bankett zeugt von einer gewissen Verschmelzung der beiden Theile.
    Die Tankerdon’s und Coverley’s finden sich hier an einem Tische zusammen. Am ersten Tage des Jahres werden gewiß Glückwunschkarten zwischen dem Hôtel der Neunzehnten und dem der Fünfzehnten Avenue ausgetauscht. Walter Tankerdon erhält sogar eine Einladung zu einem der Concerte der Mrs. Coverley. Die Art

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