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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zwei Monate ausreichen werden.
    Die durch den Commodore Simcoë veranlaßten Aufnahmen ergaben folgendes:
    Was das Wasser betrifft, ist nichts zu befürchten. Trotz der Zerstörung der einen Destillieranstalt wird der nöthige Wasserbedarf durch die zweite, unversehrt gebliebne Anlage zu decken sein.
    Bezüglich der festen Nahrungsmittel verhält es sich freilich nicht so günstig Alles in allem dürften sie nur vierzehn Tage lang zureichen, wenn der gewöhnliche Verbrauch der zehntausend Einwohner nicht stark beschränkt wird. Außer Früchten und Gemüsen muß ja bekanntlich alles von außen eingeführt werden…. Von außen?… Ja, wo liegt das denn? In welcher Entfernung befinden sich die nächsten Länder und wie sind sie zu erreichen?…
    Trotz der voraussichtlichen unangenehmen Wirkung muß der Commodore sich doch zu einer Verordnung entschließen, die die Lieferungsmenge an Nahrungsmitteln wesentlich verkleinert. Noch an demselben Abende verbreiten die telephonischen und die telautographischen Drähte die erschrekende Nachricht.
    In Milliard-City wie in den Häfen herrscht darüber die größte Bestürzung und ahnt man nur noch schwerere Katastrophen. Das Gespenst des Hungers – um ein abgenutztes, aber treffendes Bild zu gebrauchen – erhebt sich nun gewiß bald am Horizonte, da eine Erneuerung des Proviants unmöglich ist. Zum Unglück hat der Commodore Simcoë auch kein einziges Schiff zur Hand, das er nach dem Festlande Amerikas senden könnte. Ein böses Geschick hat es gewollt, daß das letzte vor drei Wochen in See ging, als es die sterblichen Ueberreste Cyrus Bikerstaff’s und der bei dem Kampfe vor Erromango gefallnen Leute zur Beerdigung fortführte. Damals kam es gewiß niemand in den Sinn, daß Fragen der Eigenliebe Standard-Island in noch schlimmere Verhältnisse als die durch den Ueberfall der Neu-Hebridier versetzen könnten.
    Ja, was nützt es denn, Milliarden zu besitzen, reich zu sein wie die Rothschild’s, die Mackay’s, Astor’s, Vanderbilt’s oder die Gould’s, wenn kein Reichthum im Stande ist, den Hunger zu beschwören! Wohl haben diese Nabobs den größten Theil ihres Vermögens in Banken der Alten und der Neuen Welt in Sicherheit gebracht, doch wer weiß, ob nicht der Tag schon nahe ist, wo sie sich auch für eine Million kein Pfund Fleisch oder Brod verschaffen können!
    Die Schuld liegt dabei freilich nur an ihren sinnlosen Zänkereien, ihrer thörichten Rivalität, an ihrem Verlangen, die Gewalt in die Hände zu bekommen. Sie, die Tankerdon’s und die Coverley’s, sind die Urheber all dieses Unheils! Und sie mögen sich nur hüten vor den Repressalien, vor dem gerechten Zorne der Officiere, der höhern und niedern Beamten, der Händler und der ganzen Bevölkerung, die sie in so schwere Gefahr gebracht haben. Wessen werden die Bedauernswerthen fähig sein, wenn sie erst die Qualen des Hungers empfinden!
    Diese Vorwürfe gelten aber nicht Walter Tankerdon und ebensowenig Miß Dy Coverley, auf die kein Tadel, der nur ihre Väter trifft, fallen kann. Nein, der junge Mann und das junge Mädchen sind nicht verantwortlich zu machen; in ihnen erblickte man ja das Band, das die Zukunft beider Stadthälften sichern sollte, und sie, sie haben das nicht zerrissen.
    Im Laufe von achtundvierzig Stunden konnte wegen stets bedeckten Himmels kein Besteck gemacht und die augenblickliche Lage Standard-Islands also kaum annähernd bestimmt werden.
    Am Morgen des 31. März zeigte sich der Zenith ziemlich klar und auch der mehr tief liegende seine Nebel löste sich allmählich auf. Nun durfte man hoffen, eine Sonnenhöhemessung ausführen zu können.
    Alles wartet darauf mit fieberhafter Spannung. Mehrere hundert Einwohner haben sich nach der Rammspornbatterie begeben und Walter Tankerdon hat sich diesen angeschlossen. Doch weder sein Vater, noch Nat Coverley oder einer der Notabeln, die man mit Recht anklagen kann, diesen Zustand der Dinge herbeigeführt zu haben, wagen sich aus ihren Hôtels heraus, in die sie der öffentliche Unwille verbannt hat.
    Kurz vor Mittag treffen die Beobachter Anstalt, die Höhe der Sonne im Augenblicke ihrer Culmination festzustellen. Zwei Sextanten, einer in den Händen des Königs von Malecarlien, der andre in denen des Commodore Simcoë, sind nach dem Himmel gerichtet.
    Nach Aufnahme der Mittagshöhe nimmt man, unter Berücksichtigung der nöthigen Correctionen, die Berechnungen vor und diese ergeben
     
    29°17 ‘ südliche Breite.
     
    Zwei Stunden später

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