Die Propeller-Insel
Zimmer geführt… er will nichts hören…
Die Explosion hatte alles verheert. (S. 380.)
In der Nacht vom 27. zum 28. März versucht Walter Tankerdon unter dem Schutze der Finsterniß das junge Mädchen zu treffen. Er will bei ihr sein, wenn die Katastrophe eintritt. Erst mengt er sich unter die Menschen, die die Erste Avenue erfüllen, und wagt sich dann nach der feindlichen Stadthälfte hinüber, um zum Hôtel Coverley zu gelangen.
Nicht lange vor Anbruch des Tages erschüttert eine furchtbare Explosion die Luft bis in die höchsten Schichten. Bis über die Grenze ihrer Widerstandsfähigkeit angespannt, sind die Kessel an Backbord sammt den Maschinenhäusern in die Luft geflogen. Und da die Quelle der elektrischen Energie auf dieser Seite plötzlich versiegt, sieht sich die Hälfte von Standard-Island unerwartet in tiefste Finsterniß versenkt.
Dreizehntes Capitel.
Ein Schlagwort Pinchinat’s.
Wenn die Maschinen im Backbordhafen in Folge der Explosion der Kessel jetzt außer Gang gesetzt sind, so haben doch die im Steuerbordhafen keinen Schaden gelitten. Freilich besitzt Standard-Island damit blos noch einen einzigen Mechanismus zur Fortbewegung. Auf die Schrauben der Steuerbordseite beschränkt, wird es sich zwar um sich selbst drehen, doch nicht mehr vorwärts kommen.
Die Lage hat sich hierdurch arg verschlimmert. So lange Standard-Island noch über seine beiden fungierenden Maschinen verfügte, hätte es nur des Einvernehmens zwischen der Partei Tankerdon und der Partei Coverley bedurft, um diesem Zustand der Dinge ein Ende zu machen. Die Motoren hätten wie bisher in gleichem Sinne gearbeitet und die schwimmende Insel wäre, nur mit einigen Tagen Verspätung, wieder auf dem Wege nach der Madeleinebay gewesen.
Jetzt kann davon keine Rede mehr sein. Jede Steuerung war unmöglich geworden; der Commodore Simcoë verfügt nicht mehr über die nöthige Triebkraft, aus der entfernten Meeresgegend fortzukommen.
Hätte sich Standard-Island die letzte Woche hindurch nur auf der nämlichen Stelle gehalten, so daß es die erwarteten Dampfer erreichen konnten, so wäre es vielleicht noch möglich gewesen, nach der nördlichen Erdhalbkugel zurückzugelangen….
Leider zeigt eine heute vorgenommene astronomische Beobachtung aber, daß Standard-Island während der dauernden Drehbewegung weiter nach Süden, vom zwölften bis zum siebzehnten Breitengrade hinunter, abgetrieben ist.
Zwischen der Gruppe der Neuen Hebriden und der der Fidschi-Inseln bestehen nämlich, in Folge der geringen Entfernung zwischen den beiden Archipelen, gewisse Strömungen, die nach Südosten verlaufen. So lange seine Maschinen übereinstimmend arbeiteten, konnte Standard-Island gegen diese Strömungen leicht aufkommen. Von dem Augenblicke an aber, wo es von Schwindel ergriffen wurde, verfiel es widerstandslos deren Zuge nach dem Wendekreise des Steinbocks.
Der Commodore Simcoë, der sich hierüber klar geworden ist, verhehlt vor den braven Leuten, die wir als »Neutrale« bezeichnet haben, auch keineswegs den Ernst der Sachlage.
»Wir sind um fünf Grade nach Süden verschlagen worden, erklärt er ihnen. Was nun der Führer eines Dampfers mit beschädigter Maschine noch thun kann, das bin ich an Bord von Standard-Island nicht im Stande. Unsre Insel hat keine Segel, um wenigstens den Wind benützen zu können, wir sind auf Gnade oder Ungnade den Strömungen ausgeliefert. Wohin sie uns tragen werden, weiß ich vorläufig noch nicht. Die von der Madeleinebay auslaufenden Dampfer werden uns an den verabredeten Stellen vergeblich suchen, denn dem Anscheine nach treiben wir mit der Geschwindigkeit von acht bis zehn Seemeilen in der Stunde nach dem am wenigsten befahrenen Theile des Stillen Oceans hinunter.«
Mit diesen wenigen Worten schildert Ethel Simcoë die Lage der Dinge, die er nicht zu ändern vermag. Die Propeller-Insel gleicht einer ungeheuern, der Laune der Strömungen überlieferten Seetrift. Bei nördlicher Strömung wird sie nach Norden, bei südlicher nach Süden mitgenommen, vielleicht bis zur Grenze des Antarktischen Eismeers. Wenn aber…
Diese Lage der Dinge wird den Bewohnern Milliard-Citys wie den der beiden Häfen bald genug bekannt. Ueberall erweckt sie eine unsägliche Beängstigung und, was ja ganz menschlich erscheint, eine gewisse Beruhigung der erregten Gemüther gegenüber dieser neuen Gefahr. Niemand denkt mehr an Bruderkrieg, und wenn der gegenseitige Haß auch fortdauert, so ist ein gewaltthätiger
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