Die Propeller-Insel
Ausbruch desselben jetzt ausgeschlossen. Nach und nach kehren alle in ihre Stadthälfte, ihr Quartier, in ihr Haus zurück. Jem Tankerdon und Nat Coverley verzichten darauf, sich um den Vorrang zu streiten. Auf Vorschlag der beiden Gouverneure einigt sich der Rath der Notablen auch in dem einzig vernünftigen Beschlusse, der von dem vorliegenden Verhältnissen dictiert wird: er legt alle Gewalt in die Hand des Commodore Simcoë zurück, des einzigen Chefs, dem für die Zukunft Heil und Wohlergehen Standard-Islands anvertraut ist.
Ethel Simcoë fügt sich dieser Aufgabe ohne Zögern. Er zählt auf die Ergebenheit seiner Freunde, seiner Officiere und des gesammten Personals. Was wird er aber leisten können an Bord dieses riesigen schwimmenden Bauwerks von siebenundzwanzig Quadratkilometer Oberfläche, das, seit es nicht mehr seine beiden Maschinen hat, ganz unlenkbar geworden ist?
Wahrlich, man fühlt sich geradezu gedrängt zu sagen, daß der jetzige Zustand einer Verurtheilung Standard-Islands, das bisher als unerreichtes Meisterwerk der Schiffsbaukunst galt, gleichkommt, da es solche Unfälle zum Spielwerke von Wind und Wellen gemacht haben.
Diese Unfälle sind freilich auf keine Naturkräfte zurückzuführen, denn seit seiner Gründung hat das Juwel des Stillen Oceans alle Stürme, Orkane und Cyklone siegreich überstanden. Sie sind nur die Folge innrer Streitigkeiten, der Rivalität der Milliardeser, des traurigen Starrsinnes der Einen, nach Süden, und der Andern, nach Norden fahren zu wollen. Ihre ganz unermeßliche Thorheit ist es, die die Explosion der Kessel auf Backbord verschuldete.
Doch wozu nützen jetzt Vorwürfe? Vor allem gilt es, sich über die Zerstörung am Backbordhafen und in dessen Nähe Aufklärung zu verschaffen. Die Explosion der stark überheizten Verdampfungsapparate hat alles verheert und den Tod von zwei Maschinisten und sechs Heizern obendrein herbeigeführt. Nicht geringer sind die Verwüstungen der Anlagen, worin für diese Hälfte Standard-Islands der zu so vielen Zwecken benützte elektrische Strom erzeugt wurde. Zum Glück arbeiten die Dynamos des Steuerbords ungestört weiter und wie Pinchinat bemerkt:
»Man wird sich eben mit einem Auge behelfen müssen!
– Das möchte noch angehen, sagt Frascolin darauf, wir haben aber auch ein Bein verloren und das noch vorhandne nützt nur verzweifelt wenig!«
Einäugig und hinkend zu sein, das ist ein bischen viel!
Die Besichtigung ergiebt, daß an eine Reparatur der Havarien nicht zu denken und es deshalb ausgeschlossen ist, das Abtreiben nach Süden hin aufzuhalten. Es gilt also ruhig abzuwarten, daß Standard-Island einmal wieder aus der Strömung kommt, die es jetzt nach dem Wendekreise trägt.
Weiter erscheint es nothwendig nachzusehen, in welchem Zustande sich die Einzelkammern des Unterbaues befinden, der durch die achttägige Drehbewegung doch hätte Schaden leiden können. Manche Platten konnten dadurch ja verbogen, manche Nieten gelockert worden sein. Wenn aber gar da und dort ein Leck entstanden wäre, wie sollte das wieder verschlossen werden?
Die Ingenieure unterziehen sich dieser zweiten Untersuchung. Ihre, dem Commodore Simcoë erstatteten Berichte klingen wenig beruhigend. An mehreren Stellen sind durch die dauernde Drehung Platten gesprungen und Versteifungen gebrochen. Tausende von Bolzen sind herausgetrieben und vielfache Zerreißungen entstanden. Verschiedne Kammern stehen bereits voll Wasser. Da sich die normale Schwimmlinie aber noch nicht merklich gesenkt hat, ist die Haltbarkeit des metallischen Untergrundes auch noch nicht bedroht, und die Eigenthümer von Standard-Island haben für ihr Eigenthum zunächst nichts zu fürchten. Die zahlreichsten Sprünge zeigen sich an der Achterbatterie. Vom Backbordhafen ist der eine Pier in Folge der Explosion versunken. Der Steuerbordhafen dagegen ist unversehrt, und seine Dammbauten schützen die Schiffe wie früher gegen den Wogenschlag des Meeres.
Nun ergeht der Befehl, alles was reparaturfähig ist, schleunigst wieder in den vorigen Stand zu setzen. Die Bevölkerung muß in erster Linie darüber beruhigt werden, daß keine Lebensgefahr vorliegt. Es war ja schlimm genug, ja noch mehr als das, daß Standard-Island wegen Mangels seiner Backbordmotoren nicht einmal mehr nach dem nächsten Lande gesteuert werden kann. Dagegen giebt es kein Heilmittel.
Nun bleibt noch die Frage der Ernährung zu lösen übrig, die Frage, ob die greifbaren Vorräthe wohl für einen, für
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