Die Propeller-Insel
einem Punkte dieses Küstenstrichs?
Ein wenig betroffen nehmen die Künstler auf den Bänken eines eleganten Tramwagens Platz, in dem schon mehrere andre Fahrgäste sitzen.
Diese drücken Calistus Munbar die Hand – der Sapperment ist doch aller Welt bekannt – und die Dynamos des Wagens arbeiten mit gewohntem Eifer.
Calistus Munbar hatte Recht, die nächste Umgebung der Stadt als »Park« zu bezeichnen. Hier zeigen sich unendlich lange Alleen, saftig grüner Rasen, farbige, grade oder zickzackförmige Umschließungen, Fences genannt; rund um die abgegrenzten Flächen stehen Baumgruppen mit Eichen, Ahorn, Buchen, Kastanien-und Zirbelbäumen, Ulmen und Cedern, alle noch jung und von den verschiedensten Vögeln belebt. Das Ganze ist eine richtige englische Anlage mit plätschernden Springbrunnen und Blumenarrangements, die jetzt in frischester Frühlingspracht prangen, mit Strauchwerk der verschiedensten Arten, wie riesige, denen in Monte Carlo gleichenden Geranien, mit Orangen-, Citronen-und Olivengebüsch, mit Lorbeerrosen, Mastix, Aloes, Camelien, Dahlien, weißen Alexandrinerrosen, Hortensien, weißen und rosenrothen Lotosblumen, mit südamerikanischen Passionsblumen, reichen Sammlungen von Fuchsien, Salbei, Begunien, Hyacinthen, Tulpen, Crocus, Narcissen, persischen Ranunkeln, bärtiger Iris, Cyclamen, Orchideen, Pantoffelblumen, baumartigen Farrn, und ferner mit Vertretern der Tropenzone, wie indischem Blumenrohr, Palmen, Datteln, Feigen, Eukalypten, Mimosen, Bananen, Goyaven (indischen Birnen), Flaschenkürbissen, Cocosbäumen – kurz mit allem, was der Pflanzenfreund in den reichsten botanischen Gärten nur suchen kann.
Bei seiner Vorliebe für die alte Poesie muß sich Yvernes in die bukolischen Gefilde aus der Geschichte der Asträa versetzt wähnen. Wenn freilich auch die Lämmer den frischen Grasflächen nicht fehlen, röthliche Kühe zwischen den Umgrenzungen weiden und Damwild, Hirschkühe und andre graciöse Vierfüßler zwischen den Bäumen sich tummeln, so wird er doch die Schäfer D’Urfé’s und dessen reizende Schäferinnen vermissen. Was den Lignon angeht, so wird dieser durch einen geschlängelten Flußlauf ersetzt, dessen murmelndes Wasser durch die leichthügelige Landschaft hingleitet.
Das Ganze erscheint nur wie künstlich geschaffen.
Der ironische Pinchinat sieht sich deshalb zu der Bemerkung veranlaßt:
»Ah, das ist wohl alles, was sie an Flüssen angelegt haben?
– An Flüssen?… Wozu sollten sie dienen? antwortet Calistus Munbar.
– Nun, selbstverständlich, um Wasser zu haben.
– Wasser… das heißt eine im allgemeinen ungesunde, mikrobische und den Typhus gebärende Flüssigkeit?…
– Mag sein, man kann sie aber doch reinigen…
– Wozu sich erst damit bemühen, wenn man im Stande ist, ein hygienisches, von jeder Verunreinigung freies, auf Wunsch auch moussierendes oder eisenhaltiges Wasser zu erzeugen?
– Sie fabricieren also Ihr Wasser? erkundigt sich Frascolin.
– Gewiß, und wir liefern es kalt oder warm in die Wohnungen, ebenso wie wir Licht, Töne, Zeit, Wärme, Kälte, motorische Kraft, Antiseptica und Elektrisation durch Selbstleitung vertheilen…
– Dann darf man wohl auch annehmen, spöttelt Yvernes, daß Sie sich den nöthigen Regen erzeugen, um Ihre Rasenflächen und Blumen zu erfrischen?
– Wie Sie sagen, Herr erster Geiger, versichert der Amerikaner, während er mit den von Juwelen glitzernden Fingern durch den dichten Bart streicht.
– Also Regen auf Befehl! ruft Sebastian Zorn.
– Jawohl, liebe Freunde, Regen, den ein im Erdboden liegendes Röhrennetz in regelmäßig geordneter, vortheilhafter und praktischer Weise zu spenden und zu vertheilen gestattet. Ist das nicht weit besser als zu warten, bis es der Natur zu regnen beliebt, sich den Launen der Klimate zu unterwerfen, auf unpassende Witterung zu schimpfen, die einmal eine zu lange andauernde Nässe und dann wieder eine verzehrende Dürre bietet, ohne Abhilfe schaffen zu können?
– Halt, hier muß ich Sie festnageln, Herr Munbar! fällt Frascolin ein. Zugegeben, daß Sie sich Regen zu verschaffen vermögen, so werden Sie doch nicht im Stande sein, ihn zu verhindern, vom Himmel zu fallen.
– Vom Himmel? Was hat denn der damit zu schaffen?
– Nun, der Himmel oder, wenn Sie das lieber wollen, die Wolken, die sich entleeren, die atmosphärischen Strömungen mit ihrem Gefolge von Cyclonen, Tornados, Windstößen, Stürmen, Orkanen… Wenn z. B. die schlechte Jahreszeit
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