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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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trefflichen Bewirthung weniger als seine Kameraden gefangen nehmen läßt, sieht ihn mißtrauischen Blickes an, ohne sich deshalb mehr klar zu werden.
    »Nun, liebe Freunde – Sie gestatten doch, daß ich mich dieser vertraulichen Anrede bediene – setzt er in liebenswürdigster Weise hinzu, wollen wir wieder aufbrechen, um noch den andern Theil der Stadt zu besuchen; ich käme in Verzweiflung, wenn Ihnen die geringste Einzelheit entginge. Wir haben keine Zeit zu verlieren…
    – Um wie viel Uhr geht denn der Zug nach San-Diego ab? fragt Sebastian Zorn, immer besorgt, seine Engagements nicht durch verspätetes Eintreffen zu verfehlen.
    – Ja, welch’ Zeit? wiederholt Frascolin dringender.
    – O… erst am Abend, antwortet Calistus Munbar mit dem linken Auge zwinkernd. Kommen Sie, meine Herren, kommen Sie! Sie werden es nicht bereuen, mich als Führer gehabt zu haben.«
    Wie hätte man einer so zuvorkommenden Persönlichkeit nicht folgen sollen? Die vier Künstler verlassen den Saal des Excelsior-Hôtels und schlendern die Straße hinaus. Der Wein muß doch in etwas zu vollem Strome geflossen sein, denn in den Beinen verspüren sie jetzt eine Art Zittern. Der Erdboden scheint eine Neigung zu haben, ihnen unter den Füßen zu entfliehen, obwohl sie sich nicht auf einem der seitwärts weiter gleitenden Trottoirs befinden.
    »He! He! Halte mich ein – bischen, Chatillon! ruft taumelnd Seine Hoheit der Bratschist.
    – Ich glaube, wir haben etwas zu viel getrunken, stammelt Yvernes, indem er sich die Stirn abtrocknet.
    – Lassen Sie’s gut sein, meine Herren Pariser, einmal ist ja nicht immer!… Wir mußten doch Ihre Ankunft begießen…
    – Und haben dabei die Gießkanne bis auf den Grund geleert!« fällt Pinchinat ein, der sich dabei nach Kräften betheiligt hat und noch niemals so guter Laune war wie heute.
    Unter Leitung Calistus Munbar’s gelangen sie nun nach einem der Quartiere der zweiten Stadthälfte. Hier herrscht weit mehr Leben von minder puritanischem Anstrich, so als wenn man urplötzlich aus den Nordstaaten nach den Südstaaten der Union, aus Chicago nach New-Orleans, aus Illinois nach Luisiana versetzt worden wäre. Die Läden hier sind glänzender ausgestattet, die größern Wohnhäuser sind eleganter, die Villen comfortabler, die Paläste und Hôtels ebenso großartig, wie in dem protestantischen Stadttheile, und dazu noch von bestrickenderem Aussehen. Auch die Bevölkerung unterscheidet sich durch ihre Haltung, wie ihr Auftreten und Benehmen. Man möchte glauben, hier in einer Doppelstadt, ähnlich den bekannten Doppelsternen, zu sein, bis auf den Unterschied, daß sich die beiden Hälften nicht um einander drehen.
    So ziemlich im Herzen der zweiten Hälfte angelangt, bleibt die Gruppe etwa in der Mitte der Fünfzehnten Avenue stehen und Yvernes ruft:
    »Meiner Treu, das ist ein wirklicher Palast!
    – Das Palais der Familie Coverley, antwortet Calistus Munbar. Nat Coverley, der Nebenbuhler Jem Tankerdon’s…
    – Und reicher als dieser? fragt Pinchinat.
    – Das nicht, aber ebenso vermögend, erklärt der Amerikaner. Ein Ex-Banquier aus Neu-Orleans, der mehr Hunderte von Millionen als Finger an den Händen besitzt.
    – Ein hübsches Paar Handschuhe, lieber Herr Munbar!
    – Wie Sie das nehmen wollen.
    – Und die beiden Notabeln, Jem Tankerdon und Nat Coverley, sind natürlich Feinde…
    – Mindestens Rivalen, die beide in städtischen Angelegenheiten ihr Uebergewicht geltend zu machen streben und auf einander eifersüchtig sind…
    – Und sich schließlich auffressen werden? fragt Sebastian Zorn.
    – Vielleicht, und wenn Einer den Andern verschlingt…
    – Das wird Einem einen ordentlich verdorbnen Magen geben!« meint die Bratsche.
    Calistus Munbar schüttelt sich vor Lachen über den Scherz.
    Die katholische Kirche erhebt sich auf einem großen Platze, der ihre glücklich getroffenen Verhältnisse zu bewundern gestattet. In gothischem Styl erbaut, braucht man nicht zu weit zurückzuweichen, um sie betrachten zu können, denn die lothrechten Linien, denen jener Styl seine Schönheit verdankt, verlieren von weither gesehen ihren Charakter. Saint-Mary Church verdient Bewunderung wegen der Schlankheit ihrer Pinakeln, der Leichtigkeit ihrer Rosetten, wegen der Eleganz ihrer gerippten Wölbungen und der Schönheit ihrer Fenster mit verschlungenem Rankenwerk.
    »Ein schönes Beispiel angelsächsischer Gothik! läßt sich Yvernes vernehmen, der ein begeisterter Liebhaber der

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