Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
einer jener Landspitzen einnehmen muß, die sich von der Küste Nieder-Californiens in den Stillen Ocean hinaus erstrecken. Er bemerkt auch, daß die Meeresströmung mit ziemlicher Intensität nach Osten hin verläuft, weil sie am Unterbau der Piers wie die an die Planken eines segelnden Fahrzeuges anklatschenden Wellen anschlägt – offenbar eine Wirkung der steigenden Fluth, obwohl die Gezeiten an den Westküsten Amerikas nicht eben stark auftreten.
    »Wo ist denn nun der Fluß, über den wir gestern mit dem Fährschiffe gekommen sind? fragt Frascolin.
    – Dem wenden wir jetzt den Rücken zu,« begnügt sich der Yankee zu antworten.
    Nun gilt es aber, mit der Zeit zu geizen, wenn die Gesellschaft noch zur Stadt zurückkehren will, um den Zug nach San Diego zu benützen.
    Sebastian Zorn erinnert Calistus Munbar daran, und dieser erwidert:
    »Fürchten Sie nichts, liebe Freunde, wir haben Zeit genug. Die Trambahn befördert uns, nachdem wir dem Ufer entlang gegangen sind, zur Stadt zurück. Sie hatten den Wunsch ausgedrückt, einen Ueberblick über diese Gegend zu haben, und vor Ablauf einer Stunde werden Sie den vom Thurme des Observatoriums aus genießen können.
    – Sie stehen also dafür ein…, begann der Violoncellist noch einmal.
    – Ich stehe dafür ein, daß Sie morgen bei Sonnenaufgang nicht mehr da sein werden, wo Sie augenblicklich sind!«
    Mit dieser etwas erkünstelten Antwort mußten sie sich wohl oder übel begnügen. Uebrigens quält Frascolin die Neugier vielleicht noch mehr als die Andern. Es verlangt ihn, auf jenem Thurm zu stehen, von wo aus der Blick nach Aussage des Amerikaners sich über einen Horizont von wenigstens hundert Meilen Umfang erstreckt. Erlangt man dadurch keine Klarheit über die geographische Lage dieser merkwürdigen Stadt, so mußte man wohl für immer darauf verzichten.
    Am hintern Theile des Hafenbassins mündet eine andre Trambahn, die längs des Meeres hin verläuft. Der abgehende Zug besteht aus sechs Wagen, in denen schon viele Fahrgäste sitzen. Diese Wagen werden von einer elektrischen Locomotive gezogen, deren Accumulatoren eine Capacität von zweihundert Volt-Ampères haben, und ihre Geschwindigkeit erreicht achtzehn Kilometer in der Stunde.
    Calistus Munbar nöthigt das Quartett einzusteigen, und unsre Pariser konnten glauben, daß der Trambahnzug nur auf sie gewartet hätte.
     

    Der Hafen konnte ein Dutzend Seeschiffe aufnehmen.(S. 54.)
     
    Was sie von der Landschaft zu sehen bekommen, unterscheidet sich wenig von dem Parke, der sich zwischen Stadt und Hafen ausdehnt. Derselbe ebene und sorgfältig unterhaltene Erdboden. Grüne Wiesen und Felder, statt der Rasenflächen, das ist alles; Gemüsepflanzungen, doch keine Getreideäcker. Eben jetzt ergießt sich, aus den unterirdischen Röhren hervorspringend, ein wohlthätiger, reichlicher Regen auf die langen, nach Winkel und Richtscheit angelegten Rechtecke.
    Der Himmel hätte ihn gar nicht so genau berechnet und zweckentsprechend vertheilen können.
    Die Gleise folgen dem Ufer, so daß sie das Meer auf der einen, das Land auf der andern Seite haben. So rollen die Wagen fast vier Meilen – gegen sechs Kilometer – dahin. Dann halten sie vor einer Batterie von zwölf großen Geschützen, zu denen der Eingang die Aufschrift: »Rammsporn-Batterie« trägt.
    »Hinterlade-Kanonen, die sich niemals nach der falschen Seite entladen, wie das bei den Geschützen des alten Europa so häufig vorkommt!« bemerkt Calistus Munbar dazu.
    An dieser Stelle zeigt die Küste einen sehr scharfen Rand und bildet einen spitz auslaufenden Vorsprung, der dem Vordertheile eines Schiffsrumpfes, oder gar dem Sporn eines Panzerschiffes gleicht, an dem sich die Wellen zertheilen, indem sie ihn mit ihrem weißen Schaum benetzen. Offenbar ist das eine Wirkung der Strömung, denn draußen bewegt sich das Wasser nur in langer, flacher Dünung, die mit dem Niedergange der Sonne noch weiter abzunehmen verspricht.
     

    Die Propeller-Insel. (S. 59.)
     
    Von diesem Punkte geht eine zweite Trambahnlinie nach dem Mittelpunkte der Stadt aus, während die erstere der Uferkrümmung weiter folgt.
    Calistus Munbar steigt hier mit seinen Gästen um und meldet ihnen, daß sie nun geraden Weges nach der Stadt zurückkehren werden.
    Die Promenade ist auch lang genug gewesen. Calistus Munbar zieht seine Uhr hervor, ein Meisterstück von Sivan in Genf… eine sprechende, phonographische Uhr. Er drückt daran auf einen Knopf und man hört sie deutlich sagen:

Weitere Kostenlose Bücher