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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gesellschafts-Inseln die, die man noch anzulaufen gedenkt, ehe der Curs nach Norden wieder eingeschlagen werden soll, nämlich die Cooks-Inseln, Samoa, die Tonga-und Fidschi-Inseln, die Neuen Hebriden und vielleicht noch andre. Ueberall bietet sich da Gelegenheit, weniger bekannte und ethnographisch hochinteressante Länder zu durchstreifen.
    Das Concert-Quartett findet, wenn es sich auch beklagen wollte, gar keine Zeit dazu. Von der übrigen Welt ist es ja gar nicht abgeschieden, da der Postverkehr mit beiden Welten ganz regelmäßig unterhalten wird. Nicht allein führen die Petroleumschiffe ihre Ladung für den Bedarf der Kraftanlagen fast genau am bestimmten Tage zu, sondern es vergehen auch kaum vierzehn Tage, wo die Steamer nicht in dem einen oder dem andern Hafen ihre Fracht von Waaren jeder Art löschten und auch neue Zeitungen u. dgl. brächten, um die geistigen Bedürfnisse der Einwohnerschaft zu befriedigen.
    Das den Künstlern zugesicherte Honorar wird mit einer Pünktlichkeit entrichtet, die auf die unerschöpflichen Hilfsquellen der Compagnie einen Schluß ziehen läßt. Tausende von Dollars fallen ihnen in die Tasche, sammeln sich darin an, und jene werden reich, sehr reich sein, wenn dieses Engagement ohne Gleichen einmal abläuft. Noch nie befanden sich ausführende Künstler in so beneidenswerther Lage, und die unsrigen bedauern jetzt die »relativ mittelmäßigen« klingenden Erfolge ihrer Rundreisen durch die Vereinigten Staaten.
    »Nun, fragte Frascolin eines Tages den Violoncellisten, bist Du endlich von Deinem Vorurtheil gegen Standard-Island zurückgekommen?
    – Nein, erklärte Sebastian Zorn.
    – Und doch werden wir einen hübschen Sack voll Geld besitzen, wenn diese Fahrt zu Ende ist.
    – Es kommt nicht darauf an, ihn zu besitzen, man muß auch sicher sein, ihn mit hinwegzunehmen!
    – Und das erwartest Du nicht?
    – Nein!«
    Da war nichts mehr zu sagen. Und für genannten Sack war doch gar nichts zu fürchten, da der Ertrag jedes Vierteljahres in Gestalt von Tratten nach Amerika gesendet und in der Bank von New-York niedergelegt wurde. Am richtigsten erschien es also, den Starrkopf seinem sinnlosen Mißtrauen allein zu überlassen.
    Die Zukunft scheint jetzt ja mehr als je gesichert. Die Rivalität zwischen beiden Inselgruppen zeigt eine Abnahme, worüber sich Cyrus Bikerstaff und seine Adjuncten beglückwünschten. Der Oberintendant übertrifft sich seit »dem großen Ereignisse auf dem Balle im Stadthause« fast selbst. Walter Tankerdon hat ja mit Miß Coverley getanzt! Darf man daraus schließen, daß die Spannung zwischen beiden Familien nachgelassen hat? Jedenfalls sprechen Tankerdon und seine Freunde nicht mehr davon, aus Standard-Island eine gewerbe-und handeltreibende Insel zu machen. In der hohen Gesellschaft spricht man viel von jenem Vorkommnisse auf dem Balle. Scharfblickende Leute erkennen darin eine Annäherung, ja mehr als diese, eine Vereinigung, die den privaten und öffentlichen Streitigkeiten ein Ende machen wird.
    Und wenn das eintrifft, so glauben wir versichern zu können, daß ein junger Mann und ein junges Mädchen, die einander ganz würdig sind, ihren innigsten Wunsch werden in Erfüllung gehen sehen.
    Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß Walter Tankerdon sich von den Reizen der Miß Coverley hat fesseln lassen. Das datiert schon von einem Jahr her. Unter den obwaltenden Verhältnissen hat er sich freilich niemand anvertraut. Miß Dy hat aber seine Gefühle errathen, hat ihn verstanden und fühlt sich von seiner Discretion höchst angenehm berührt. Vielleicht ist sie sich über das eigne Herz klar geworden, das dem des jungen Walter entgegen schlägt. Natürlich hat sie das aber verheimlicht. Sie bewahrt die strenge Zurückhaltung, die die weibliche Würde und die Entfremdung der beiden Familien ihr auferlegen.
    Ein Beobachter hätte jedoch bemerken können, daß Walter und Miß Dy sich nicht an den Erörterungen betheiligen, die in dem Hôtel der Fünfzehnten und in dem der Neunzehnten Avenue zuweilen vorkommen. Ueberläßt sich der unbeugsame Tankerdon manchmal scharfen Ausfällen gegen die Coverley’s, so hängt sein Sohn den Kopf, schweigt und verschwindet. Wenn Nat Coverley über die Tankerdon’s wettert, schlägt seine Tochter die Augen nieder, ihr hübsches Gesicht erbleicht und sie sacht, freilich ohne Erfolg, das Gespräch auf andre Gebiete abzulenken. Daß die Familienhäupter gar nichts »merken«, ist das allgemeine Schicksal der Väter, denen

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