Die Propeller-Insel
Reiseroute wird sich Standard-Island weiter nach Südwesten hin begeben. Diese letzte Woche würde sich nun durch nichts Besondres ausgezeichnet haben, wenn sie nicht am 11. November durch einen glücklichen Zwischenfall unterbrochen worden wäre.
Am Morgen dieses Tages wurde nämlich die Annäherung des französischen Pacific-Geschwaders durch den Semaphor auf dem hinter Papeete ansteigenden Hügel gemeldet.
Um elf Uhr ankert ein Kreuzer erster Classe, die »Paris«, begleitet von zwei Kreuzern zweiter Classe und einem Kanonenboote, auf der Rhede.
Nach Austausch des gewöhnlichen Saluts begiebt sich der Contreadmiral, dessen Standarte von der »Paris« herab weht, mit seinen Officieren ans Land, und nach den officiellen Geschützsalven, zu denen noch der Donner der Kanonen von Standard-Island hinzu kommt, beeilen sich der Contreadmiral und der Civilgouverneur der Gesellschaftsinseln, sich gegenseitig zu besuchen.
Es ist ein glücklicher Zufall für die Fahrzeuge der Division, wie für deren Officiere und Mannschaften, auf der Rhede von Tahiti zur Zeit eingetroffen zu sein, wo Standard-Island noch hier verweilt. Das giebt neue Veranlassung zu einer Reihe von Festlichkeiten. Das Juwel des Stillen Oceans steht den französischen Seeleuten offen, die sich auch herandrängen, seine Wunder zu betrachten. Achtundvierzig Stunden hindurch vermengen sich die Uniformen der Seeleute mit den Milliardeser Trachten.
Cyrus Bikerstaff empfängt die Fremden feierlich im Observatorium, der Oberintendant aber im Casino und in andern seiner Leitung unterstellten Etablissements.
Da kommt diesem unergründlichen Calistus Munbar ein genialer Gedanke, der gewiß unverlöschliche Erinnerungen hinterlassen muß. Er theilt ihn dem Gouverneur mit und dieser genehmigt ihn nach erfolgter Besprechung mit den Notabeln der Insel.
Für den 15. November wird danach ein großes Fest geplant. Sein Programm umfaßt ein officielles Diner und einen Ball in den Räumen des Stadthauses. An jenem Tage werden auch die Familien, die einen kurzen Landaufenthalt genommen hatten, zurückgekehrt sein, da die Abfahrt nur zwei Tage später erfolgen soll.
Die hohen Persönlichkeiten der beiden Stadthälften werden bei dieser Festlichkeit zu Ehren der Königin Pomare VI., der europäischen und eingebornen Tahitier und der französischen Marineofficiere nicht fehlen.
Calistus Munbar wird mit den nöthigen Vorbereitungen betraut und man kann sich dabei auf seine Geschicklichkeit ebenso, wie auf seinen Eifer verlassen. Das Quartett stellt sich zu seiner Verfügung und es wird verabredet, daß zu den anziehenden Nummern des Programms auch ein Concert gehören soll.
Die Vertheilung der Einladungen fällt dem Gouverneur zu.
In erster Linie begiebt sich Cyrus Bikerstaff persönlich zur Königin Pomare und ersucht sie, nebst den Prinzen und Prinzessinnen ihres Hofes, zu dem Feste zu erscheinen. Ebenso dankbar nehmen der Civilgouverneur die Einladung und nach ihm die höhern französischen Beamten und der Contreadmiral nebst seinen Officieren an, die sich für diese Zuvorkommenheit sehr erkenntlich zeigen.
Im ganzen werden tausend Einladungen vertheilt. Natürlich sollen nicht alle an der Galatafel im Stadthause theilnehmen. Dafür sind nur hundert ausgewählt: die königlichen Personen, die Officiere des Geschwaders, die Vorstände des Protectorats und ihre höchsten Beamten, der Rath der Notabeln und die hohe Geistlichkeit von Standard-Island. Im Parke sind aber Bankette, Spiele und Feuerwerke in Aussicht genommen, um auch den übrigen und der ganzen Bevölkerung reichliche Unterhaltung zu bieten.
Es versteht sich, daß der König und die Königin von Malecarlieu nicht vergessen wurden. Ihre Majestäten aber, die, allem Pompe Feind, zurückgezogen in ihrer bescheidnen Wohnung der Zweiunddreißigsten Avenue lebten, dankten dem Gouverneur höflichst für eine Einladung, die sie anzunehmen nicht in der Lage wären.
»Die armen Souveräne!« sagte Yvernes.
Der große Tag bricht an; Standard-Island prangt im Schmucke der Flaggen Frankreichs, Tahitis und Milliard-Citys.
Die Königin nebst ihrem Hofe in Galacostüm wird im Steuerbordhafen unter dem Donner der Geschütze empfangen. Auf die Salutschüsse antworten die Kanonen von Papeete und die des Geschwaders.
Gegen sechs Uhr abends hat sich, nach einem Spaziergang durch den Park, die ganze höchste und hohe Gesellschaft in dem prachtvoll geschmückten Stadthause versammelt.
Welchen Anblick bietet die monumentale
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