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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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strahlten, der Vorrang gebühre? Cyrus Bikerstaff wenigstens sicherlich nicht, denn dieser bemühte sich ja unablässig, das Gleichgewicht der beiden Stadthälften aufrecht zu erhalten.
    An der Ehrenquadrille betheiligten sich die Königin von Tahiti und ihr erhabner Gemahl, Cyrus Bikerstaff und Mrs. Coverley, der Contreadmiral und Mrs. Tankerdon und der Commodore Simcoë mit einer der ersten Hofdamen der Königin. Gleichzeitig bilden sich andre Quadrillen, deren Paare nur ihrem Geschmack oder ihrer Neigung nachgebend zusammentreten. Das ganze Bild ist wahrhaft entzückend. Dennoch hält sich Sebastian Zorn beiseite mit einem Ausdrucke – wenn nicht des Protestes, so doch – der Mißachtung, gleich den beiden mürrischen Römern auf dem berühmten Gemälde des »Niedergangs«, Yvernes, Pinchinat und Frascolin dagegen drehen sich im Walzer, in der Polka oder der Mazurka mit den hübschesten Mädchen von Tahiti und den reizendsten Mädchen von Standard-Island. Wer weiß, ob es am Ende dieser Ballfestlichkeit nicht zu zahlreichen Verlobungen kam, die dem hiesigen Standesbeamten später vermehrte Arbeit bereiten sollten.
    Allgemeinstes Staunen erregt es aber, daß der Zufall Walter Tankerdon der Miß Coverley als Partner zuertheilt hat. Ob es wohl ein Zufall war, oder hatte der Oberintendant, der seine Diplomat, vielleicht doch die Hand dabei im Spiele? Jedenfalls bildet das das Ereigniß des Tages, das möglicherweise weittragende Folgen hat, wenn es den ersten Schritt zur Versöhnung zwischen den zwei mächtigen Familien bildet.
    Nach dem Feuerwerke, das auf der großen Wiese abgebrannt wird, beginnt der Tanz im Parke und im Stadthause von neuem und dauert bis zum Tagesanbruch fort.
    So gestaltete sich das großartige Fest, dessen Andenken die lange und glückliche Reihe von Jahren, die Standard-Island hoffentlich bevorstehen, ungeschwächt fortleben wird.
    Am zweitfolgenden Tage ist der Aufenthalt zu Ende und der Commodore Simcoë erläßt mit dem Frühroth den Befehl zur Abfahrt. Kanonendonner begrüßt die Propeller-Insel bei ihrem Scheiden ebenso, wie bei ihrer Ankunft, und sie erwidert Tahiti und dem Geschwader den Abschiedssalut Schuß für Schuß.
    Zunächst steuert man in nordwestlicher Richtung, um bei den andern Inseln des Archipels, bei denen Unter dem Winde, nach den Inseln des Windes vorüberzukommen.
    So umschifft man das malerische Morea mit seinen stolzen Pics, deren Mittelspitze frei zum Himmel aufragt; ferner Raiatea, die heilige Insel, die Wiege des eingebornen Königsgeschlechts, und kommt an Bora-Bora vorüber, das einen tausend Meter hohen Berg trägt, sowie an den Eilanden Motu-Iti, Mapeta, Tubuai und Manu – lauter Ringen in der tahitischen Bergkette, die sich nach dieser Richtung hin fortsetzt.
    Am 19. November mit Sonnenuntergang verschwinden die letzten Gipfel des Archipels in rosiger Dämmerung.
    Standard-Island wendet sich nun nach Südwesten – eine Orientation, die die telegraphischen Apparate auf den Karten im Casino sofort zur allgemeinen Kenntniß bringen.
    Wer in dieser Minute aber den Kapitän Sarol beobachtet hätte, der würde sich betroffen gefühlt haben von dem dunkeln Feuer seines Blickes und dem wilden Ausdruck des Gesichts, als er mit drohender Handbewegung vor seinen Malayen in der Richtung nach den zwölfhundert Lieues im Westen gelegenen Neuen Hebriden hinwies.
     
    Ende des ersten Theiles.

 

Zweiter Theil.
Erstes Capitel.
Auf den Cooks-Inseln.
    Seit sechs Monaten bewegt sich Standard-Island, nach der Abfahrt aus der Madeleinebay, von einem Archipel zum andern, ohne daß ein Unfall die wunderbare Seereise störte. Zu jetziger Jahreszeit sind die Gewässer des Aequatorialgebiets fast immer ganz ruhig, da die regelmäßigen Passate zwischen den Wendekreisen herrschen. Doch selbst wenn einmal stärkere Böen auftreten oder ein wirklicher Sturm sich entfesselt, erleidet der feste Untergrund Milliard-Citys und empfindet man in dessen Häfen, im Park oder auf dem Felde davon keine merkbare Erschütterung. Die Böe braust vorüber, der Sturm legt sich. Kaum wird man derselben auf der Oberfläche der Propeller-Insel gewahr.
    Unter diesen Verhältnissen wäre eher eine gewisse Monotonie des Lebens zu fürchten.
    Unsre Pariser sind aber die ersten, die freudig anerkennen, daß das nicht zutrifft. Auf der ungeheuern Wasserfläche des Oceans folgt eine Oase der andern – auf die schon besuchten Gruppen der Sandwich-Inseln, der Marquisen, der Pomotou-und der

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