Die Propeller-Insel
Treppe, von der jede Stufe, ganz wie im Hôtel Vanderbilt in New-York, nicht weniger als zehntausend Francs gekostet hat. Und im glänzenden Speisesaale setzen sich nun die Gäste der Insel zu einem buchstäblich unübertrefflichen Festmahle nieder.
Die Plätzevertheilung an den Tafeln ist vom Gouverneur mit vollkommenstem Takte geordnet worden. Zwischen den großen rivalisierenden Familien beider Stadthälften wird es zu keinem Conflicte kommen. Jeder ist mit dem für ihn bestimmten Platze zufrieden, auch Miß Coverley, die Walter Tankerdon gegenüber zu sitzen kommt. Das genügt dem jungen Herrn wie der jungen Dame, und es schien auch richtiger, sie einander nicht allzunahe zu placieren.
Wir brauchen wohl nicht hervorzuheben, daß auch die französischen Künstler keine Ursache zu einer Klage hatten. Man hat ihnen durch Verweisung an die Ehrentafel einen neuen Beweis der Hochschätzung ihrer Personen und ihres Talents gegeben.
Was das Menu des Prunkmahles betrifft, das vom Oberintendanten studiert, überlegt und zusammengestellt ist, so beweist es, selbst bezüglich der culinarischen Hilfsmittel, daß Milliard-City das alte Europa keineswegs zu beneiden braucht.
So wird jeder urtheilen, der die auf Veranlassung Calistus Munbar’s auf das feinste Pergament gedruckte Speisenfolge ansieht:
Le potage à la d’Orléans,
La crème comtesse,
Le turbot à la Mornay,
Le filet de boeuf à la Napolitaine,
Les quenelles de volaille à la Viennoise,
Les mousses de foie gras à la Trévise.
Sorbets.
Les cailles rôties sur canapé,
La salade provençale,
Les petits pois à l’anglaise,
Bombe, macédoine, fruits,
Gâteaux variés,
Grissins au parmésan.
Weine:
Château d’Yquem. – Château-Margaux.
Chambertin. – Champagne.
Verschiedne Liqueure.
Hätte man wohl an der Tafel der Königin von England, des Kaisers von Rußland, des deutschen Kaisers oder des Präsidenten der französischen Republik eine gewähltere Zusammenstellung oder die Einzelgerichte selbst von den berühmtesten Küchenchefs sorgfältiger zubereitet finden können?
Um neun Uhr begaben sich die Eingeladnen zu dem Concert in den Salons des Casinos. Das Programm enthält vier Nummern – nicht mehr als vier:
Fünftes Quartett in A-dur,
Op.
18 von Beethoven;
Zweites Quartett in D-dur,
Op.
10 von Mozart;
Zehntes Quartett in D-dur,
Op.
64 (zweiter Theil) von Haydn;
Zwölftes Quartett in B-moll von Onslow.
Das Concert gestaltet sich zu einem neuen Triumphe für die Pariser Musiker, die sich so glücklich – trotz der Einwürfe des Violoncellisten – am Bord von Standard-Island befinden.
Inzwischen betheiligen sich Europäer und Eingeborne an den verschiednen Belustigungen im Parke. Auf dem Rasen tanzt man nach Herzenslust und – warum sollen wir es nicht gestehen? – nach den Klängen von Accordeons, die bei den Eingebornen der Gesellschaftsinseln sehr beliebt sind. Auch die französischen Seeleute haben eine gewisse Schwäche für diese pneumatischen Musikwerke, und da die Beurlaubten von der »Paris-und den andern Schiffen in großer Menge herzugeströmt sind, kommen vollständige Orchester zusammen und die Accordeons feiern wahre Orgien. Auch Gesang ertönt dazwischen, und die an Bord beliebten Lieder antworten den »Himerre«, den bei den oceanischen Völkerschaften meist gesungnen Volksmelodien.
Männer und Frauen von Tahiti haben übrigens große Vorliebe für Gesang und Tanz, worin sie Vortreffliches leisten. An diesem Abend müssen sie mehrmals die Touren des Repanipa wiederholen, der als ihr Nationaltanz, mit Angabe des Taktes durch Trommelschlag, betrachtet werden kann. Dann widmen sich Choreographen jeder Herkunft, Eingeborne und Fremde, dem anregenden Tanze, der in Folge der von der Stadt gebotnen reichlichen Bewirthung nur um so lebhafter geübt wird.
Gleichzeitig vereinigt ein mehr geordneter Ball, unter Leitung des Athanase Dorémus, die vornehmsten Familien in den Sälen des Stadthauses. Die Milliardeser und die tahitischen Damen erscheinen dazu in den glänzendsten Toiletten. Man wird sich nicht wundern, daß die ersteren als treue Kundinnen der Pariser Schneider sogar die elegantesten Damen aus der europäischen Colonie ausstechen. Auf ihren Köpfen, den Schultern und der Brust glänzt und blitzt es von Brillanten, und nur der Wettstreit zwischen ihnen bietet ein erhöhteres Interesse. Wer hätte aber zu entscheiden gewagt, ob der Mrs. Tankerdon oder der Mrs. Coverley, die beide in blendendem Glanze
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