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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wahrscheinlich, sondern sogar gewiß. Mr. Tankerdon hat darüber seinen Sohn und Mr. Coverley seine Tochter ausgefragt. Was die jungen Leute geantwortet, ob sich auch Mrs. Coverley und Mrs. Tankerdon in die Sache eingemischt und welche Erfolge sie dadurch erzielt haben, das hat Calistus Munbar trotz seines Späherblicks und seiner diplomatischen Schlauheit nicht enträthseln können. Auf eine bezügliche Frage Frascolin’s antwortet er auch nur mit einem Zwinkern des rechten Auges – was gar nichts sagen will, weil es thatsächlich nichts ist. Doch möchten wir hier einflechten, daß Walter Tankerdon seit jenem denkwürdigen Tage, wenn er der Mrs. Coverley und Miß Dy beim Spazierengehen begegnet, sich höflichst verneigt und das junge Mädchen wie ihre Mutter den Gruß erwidert.
    Kann man dem Oberintendanten glauben, so ist damit »ein großer Schritt in die Zukunft« gethan.
    Am Morgen des 25. November ereignet sich etwas auf dem Meere, was zu den zwei hervorragendsten Familien der Propeller-Insel in keinerlei Beziehung steht.
    Bei Tagesanbruch melden die Wachen des Observatoriums mehrere hochbordige Fahrzeuge, die einen südwestlichen Curs steuern. Sie halten sich unter Beobachtung gewisser Abstände in einer Linie. Offenbar gehören sie einer Schiffsdivision des Stillen Oceans an.
    Commodore Simcoë unterrichtet davon telegraphisch den Gouverneur und dieser ertheilt Befehl, sich zum Salutwechsel mit jenen Kriegsschiffen bereit zu halten.
    Frascolin, Yvernes und Pinchinat begeben sich nach dem Thurme des Observatoriums, um diesem Austausche internationaler Höflichkeitserweisungen beizuwohnen.
    Alle Fernrohre richten sich auf die Fahrzeuge, die vier an der Zahl und jetzt noch fünf bis sechs Meilen entfernt sind. Keine Flagge weht von ihrer Gaffel, so daß ihre Nationalität zunächst unerkennbar bleibt.
    »Es deutet also nichts darauf hin, welcher Marine sie angehören? fragt Frascolin einen Officier.
    – Nichts, antwortet dieser; höchstens ihrer Bauart nach würde ich glauben, daß es britische Schiffe sind. In hiesiger Gegend trifft man kaum andre, als englische, französische oder amerikanische Geschwader an. Wenn sie eine oder zwei Meilen näher sind, werden wir uns über sie klar sein.«
    Die Schiffe nähern sich mit sehr mäßiger Geschwindigkeit, und wenn sie ihren Curs nicht ändern, müssen sie nur wenige Kabellängen von Standard-Island vorbeikommen.
    Ein Häuflein Neugieriger sammelt sich an der Rammspornbatterie und verfolgt mit Interesse die Bewegung der Fahrzeuge.
    Eine Stunde später sind sie kaum noch zwei Meilen entfernt; es sind Kreuzer von veralteter Bauart mit drei Masten, die jedoch einen weit schönern Anblick gewähren, als die jetzigen Schiffstypen mit nur einem einzigen Signalmaste. Das ihren weiten Schornsteinen wirbeln schwarze Rauchsäulen empor, die der Westwind bis zur Grenze des Horizonts hinträgt.
    Als sie bis auf anderthalb Meilen herangedampst sind, kann der Officier versichern, daß sie die britische Division im West-Pacific bilden, wo verschiedne Archipele, wie die von Tonga, Samoa und der Cook’s, Großbritannien entweder gehören oder unter dessen Schutzherrschaft stehen.
    Der Officier hält sich bereit, die Flagge von Standard-Island zu hissen, deren Fahnentuch mit der goldnen Sonne in der Mitte sich im Winde breit entfalten wird. Man wartet nur auf den ersten Salutschuß vom Admiralschiffe.
    Zehn Minuten verstreichen.
    »Wenn das Engländer sind, bemerkt Frascolin, so beeilen sie sich nicht gerade, höflich zu sein!
    – Ja, was willst Du denn? antwortet Pinchinat. John Bull hat gewöhnlich den Hut auf dem Kopfe festgeschraubt und das Losschrauben macht immer nicht wenig Mühe.«
    Der Officier zuckt mit den Achseln.
    »Es sind eben Engländer, sagt er. Ich kenne sie, die grüßen nicht.«
    In der That steigt an der Hißleine des führenden Schiffes keine Flagge empor. Die Division dampft vorüber, als ob die Propeller-Insel gar nicht vorhanden wäre. Welches Recht der Existenz hat sie denn auch? Warum soll England ihr Aufmerksamkeiten erweisen, da es gegen die Herstellung dieses enormen schwimmenden Bauwerks von jeher Einspruch erhoben hat, vorzüglich, da jenes sich auf die Gefahr von Zusammenstößen hin auf den Meeren fortbewegt und gelegentlich die Fahrstraße versperrt?
    Die Division entfernt sich wie ein schlecht erzogner Herr, der sich stellt, als ob er die Leute auf dem Trottoir der Regent-Street oder des Strand nicht kenne, und die Flagge Standard-Islands

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