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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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verhaßte Herrin, die Basha geschlagen und mißhandelt hatte, bis sie unter den Schutz der Schwesternschaft gekommen war.
    Das Mädchen blieb stehen und nahm unter einem Baum Zuflucht vor Res Hitze. Hier in Avaris war es so schwül, ganz anders als in der reinen, trockenen Hitze Wasets. Es war niemand zu sehen, und so zog Basha vorsichtig die Papyrusrolle heraus, die an ihre Herrin adressiert war. Ein Leibgardist des Großen Hauses persönlich hatte sie überbracht. Der Bote hatte lange darauf beharrt, sie der Herrin persönlich zu überreichen, und Basha hatte zu einer Lüge greifen müssen - RaEm leide an einer ansteckenden Krankheit -, um Zeit zu gewinnen. Sie mußte erst in den geheimen Tempel und die Nachricht ihrer
    Geliebten zeigen. Sie lächelte still in sich hinein und malte sich aus, wie zufrieden die Herrin mit ihr sein würde. Sie drückte den Rücken gegen den Baumstamm; wie würde wohl ihre Belohnung aussehen?
    »Basha?«
    Abrupt richtete sie sich auf, zerknüllte dabei den Papyrus in ihrer Hand und versteckte ihn hinter ihrem Rücken. Der edle Herr Cheftu! »Herr.« Sie wußte, daß ihre Stimme bebte. Er lächelte sie an und erkundigte sich nach RaEm, wobei seine hellen Augen die hinter dem Rücken versteckte Hand bemerkten. Er machte sie nervös, dieser große, zurückhaltende Mann. Ihre Geliebte meinte, ihm sei nicht zu trauen; er habe das Große Haus hintergangen.
    »Was hast du da?« fragte er lächelnd. Zu spät begriff Basha, daß sie ihm nicht zugehört hatte.
    »Herr?«
    »Eine Süßigkeit vom Tablett deiner Herrin?« Er lächelte freundlich und trat einen Schritt näher. »Ich werde dich nicht verraten. Läßt du mich einmal beißen?«
    Der Rand seines Kragens berührte ihre bloße Brust, und sie zuckte zurück. Sein Fleisch stank fremdartig und dumpf. »Keine Angst, meine Kleine, ich werde dir nichts tun.« Er war ein guter Lügner, dachte sie. Sein Blick lag fest auf ihrem, und seine Lippen bewegten sich unter seinen Lügen. ReShera meinte, Männer könnten nichts als lügen. Dann schoß seine Hand vor, packte sie am Handgelenk und zog Basha heran, so daß er den Papyrus sah.
    Er las und begann, unverständliche Worte zu murmeln. Es war kein Ägyptisch. Dann stieß er sie von sich, bleich unter seiner braunen Haut. Basha wartete seine Erlaubnis gar nicht erst ab, sondern floh. Sie wußte nicht, wo der geheime Tempel lag, aber sie würde irgendwo eine Kontaktperson auftreiben. Wenn diese Botschaft sogar einen Erpa-ha erbleichen ließ, dann mußte ihre Geliebte unbedingt davon wissen.

8. KAPITEL
    Chloe saß in ihrem friedvollen Garten und schaute zu, wie der Wind die blauen Lotosblüten und die fuchsienroten Bougainvillea zum Schaukeln brachte, als Basha angelaufen kam und sich vor ihr auf den Boden warf wie die Heldin in einem Melodram.
    »Was ist denn?« fragte Chloe und setzte sich auf.
    »Herrin, sie haben sie getötet! Sie hat gestanden, und sie haben sie getötet!«
    »Wen getötet? Was redest du da?« Doch Basha plapperte weinend irgend etwas von Schuld und Unschuld und davon, daß sie an allem schuld sei. Chloe zog das Mädchen auf die Füße und versetzte ihr eine saftige Ohrfeige, das einzige sofort wirksame Heilmittel gegen einen hysterischen Anfall, das ihr einfiel.
    Basha verstummte augenblicklich, und aus ihren dunklen Augen sprühte Haß, den sie nicht zu verhehlen versuchte.
    Chloe ließ ihre Sklavin los und sank in ihren Stuhl zurück. »Was ist passiert?« Sie versuchte zu lächeln, doch was sie in den Augen des Mädchens sah, jagte ihr einen eisigen Schauer über den Rücken.
    »Die Tänzerin hat gestanden, daß sie versucht hat, Horus-im-Nest zu töten, indem sie eure Ente vergiftet hat«, verkündete Basha mit gesenktem Kopf. Sie war ausgesprochen kurz angebunden, doch Chloe hatte nicht den Mut oder das Herz, sie deswegen zurechtzuweisen.
    »Die Tänzerin?«
    »Die Kefti-Tänzerin.«
    Natürlich! dachte Chloe. Der offensichtliche Haß des Mädchens auf Thut, der nicht nur ihr aufgefallen war.
    »Sie hat gestanden?«
    »Nach zwei Tagen Verhör«, antwortete Basha dumpf. »Erst hat sie geleugnet, aber man hat sie überzeugt, daß sie schuldig ist. Sie hat erklärt, sie hätte dein Essen vergiftet, weil es unmöglich war, an seines heranzukommen.«
    »Wie?«
    »Von den vier Lieblingshengsten Seiner Majestät gevierteilt.« Bashas Stimme klang hohl, und sie hatte zu zittern begonnen. Schock, verzögerter Schock. Aber wieso?
    »Basha«, sagte Chloe, doch das Mädchen hörte

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