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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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intriganten Künsten.
    Auf ihn wartete ein Soldat. Nach den gebührenden Grußformeln las er Thutmosis’ Nachricht vor: eine Einladung, die Armee zu einem kurzen Manöver in der Wüste zu begleiten. Eine Ablehnung kam nicht in Frage, und Cheftu begann sich zu fragen, ob Horus auf diese Weise seine Konkurrenten um RaEms Gunst unter Kontrolle halten wollte.
    Daß er mit ihr seine Jagdbeute teilen wollte, hatte wie ein Blitz eingeschlagen. Nachdem Hatschepsut, ewig möge sie leben!, RaEm ihre Gunst entzogen hatte, brauchte sie einen mächtigen Beschützer. Leider erschien ihr ein Hofmagier da nicht verlockend genug.
    Der Leibgardist wartete, bis Cheftu seine Kleider zusammengesucht hatte, um ihn dann zu Thutmosis zurückzubegleiten. Wer würde auf RaEm aufpassen? Seit wann brauchte sie jemanden dazu? fragte er sich höhnisch, während Ehuru seine Sachen packte. Wie paßte das Sklavenmädchen ins Bild? Offensichtlich spionierte sie für Hat - aber wieso sollte sie eine Nachricht von Hat stehlen, wenn sie bereits davon wußte?
    Diese Fragen, vervielfacht unter der sengenden Sonne, gingen Cheftu immer noch im Kopf herum, als er in seinen Streitwagen stieg und Thutmosis mit seiner Kompanie in die Wüste folgte.
    Als der Abend dämmerte, wurde Chloe eindeutig zappelig. Sie wanderte durch ihre Gemächer, hob irgendwelche Gegenstände auf und stellte sie wieder ab. Cheftu war nicht zurückgekehrt, und bald würde sie entweder fliehen oder frech versuchen müssen, den Abend möglichst unbeschadet zu überstehen.
    Beides erschien ihr wenig verlockend. So schlimm würde es schon nicht werden, redete sie sich zu. Es war nur eine Feier. Vielleicht würde sie sich Nesbek vom Leibe halten müssen, aber sie hatte einige Übung darin, liebestolle Betrunkene auf Distanz zu halten. Andererseits glaubte sie nicht, daß sich Nes-bek so leicht manipulieren ließ wie ein junger Student. Und wenn der Prinz irgend etwas versuchen sollte -
    Als Basha sich ihr näherte, schoß sie hoch, grimmig vor Angst und Furcht. »Verflucht seist du, Kheft!« brüllte sie. »Dich wie Sobek anzuschleichen, um mich zu vernichten!«
    Basha versteifte sich, als hätte Chloe sie erneut geohrfeigt. »Ich erfülle nur die Wünsche der Ma’at«, erwiderte sie mit gesenktem Blick und zitternder Hand.
    Chloe hatte Bashas kryptische Antworten und ihre Nervosität satt. Sie schnappte sich den zögernd gereichten Becher.
    »Aus meinen Augen!«
    Sie kippte das Getränk wie einen klaren Schnaps hinunter und verzog das Gesicht angesichts des griesigen Nachgeschmacks. Genau wie das ägyptische Brot, dachte sie angeekelt. Wütend und aufgebracht schleuderte sie den Alabasterbecher an die Wand. Auf der Stelle fühlte sie sich besser und rief Basha, damit sie ihr beim Anziehen half. Sie würde einfach alle überlisten müssen - irgendwie.
    Vor Erschöpfung fühlte sich Cheftu wie ausgepeitscht, und nach wie vor stellte sein Geist Fragen über Fragen. Der Papyrus, den er nur eine Sekunde lang in Bashas Hand gesehen hatte, stammte vom Großen Haus. In der Schriftrolle hatte Hat-schepsut, ewig möge sie leben!, RaEm davon in Kenntnis ge-setzt, daß ihr Verhalten untragbar sei und sie auf einen Abgrund zusteuere. Bestimmt hatte dieser Brief RaEm einen gehörigen Schrecken eingejagt, dennoch hatte sie das nicht daran gehindert, Nesbeks brutalen Liebesbeweis über sich ergehen zu lassen.
    Cheftu wälzte sich auf seinem steinigen Bett herum, ohne die sternenklare Nacht oder das dröhnende Schnarchen der Hundertschaften um ihn herum wahrzunehmen. Es war höchste Zeit, eine Entscheidung zu fällen. Wieso konnte er sich nicht dazu durchringen? Sich gegen Pharaos Wünsche zu stellen fiele keinem wahren Ägypter auch nur im Traum ein. Doch für Cheftu war das für RaEm bestimmte Gift, das Hatschepsut, ewig möge sie leben!, in seine Hand gedrückt hatte, nichts anderes als Mord.
    Er wollte einfach nicht glauben, daß RaEm all die Wahrheiten der Schwesternschaft verraten hatte, die sie zu glauben vorgab, doch ihr fester, runder Bauch war der letzte notwendige Beweis dafür. Falls sie die Fehlgeburt überlebte und der Vorfall geheim blieb, könne RaEms Position allem Anschein nach unbehelligt bleiben. Er hatte geglaubt, daß Hat dies wünschte.
    Oder sie konnte sterben. Er fürchtete, daß dies Senmut wünschte. Hatte sich Hat seinem Wunsch angeschlossen?
    Daß RaEm Mutterinstinkt gezeigt hatte, als sie sich über das ungeborene Kind unterhielten, hatte Cheftu völlig überrascht. Doch

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