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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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Schauer. Dann stützte er sich mit den Händen ab, setzte sich auf und blinzelte benommen, bis er sie sah. Er streckte die Arme nach ihr aus, zog sie an sich und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. Catherine hielt ihn fest. Sie spürte, wie sein Körper vor krampfartigem Schluchzen zuckte.
    Er klammerte sich stumm einen langen Moment an sie. Dann atmete er etwas ruhiger und löste sich von ihr.
    Catherine sah, daß seine Wangen feucht waren, und trocknete sie mit der Hand ab. »Ist alles in Ordnung?«
    fragte sie. »Sie haben mich von einem sehr dunklen Ort zurückgeholt«, flüsterte er.
    Catherine blickte erstaunt in seine Augen. Sie sah Angst darin und eine Verletzlichkeit, die sie erschreckte.
    »Möchten Sie darüber sprechen?« Er nickte.
    Catherine ging zurück in ihr Schlafzimmer und zog den Bademantel über. Instinktiv griff sie nach dem Jaguaranhänger und schloß die Finger darum. Ein Bild tauchte vor ihrem inneren Auge auf und verschwand sofort wieder. Sie sah das Goldkreuz, das Garibaldi immer trug, auf seinem nackten Oberkörper.
    Im Wohnzimmer schaltete sie die Lichter ein. Es dauerte nicht lange, und er kam aus seinem Zimmer. Sie stellte fest, daß er sich angezogen hatte. Er trug ein kariertes Hemd, Jeans und, wie ihr auffiel, sogar Socken.
    Er sah sie an. Als ihre Blicke sich trafen, war die Spannung im Raum spürbar. Catherine hatte den Eindruck, als habe sich sogar das Licht verändert. Wieder glaubte sie, seine Arme um ihren Hals zu spüren.
    Ihre Hände hatten gezittert, als sie sich auf die glatten Muskeln seines Rückens legten. Seine Hand hatte ihre Haare berührt, und der Abdruck seiner Lippen auf ihrem Ohr schien noch zu brennen.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie geweckt habe«, sagte er und räusperte sich.
    »Ich hatte nicht geschlafen. Möchten Sie mir Ihren Traum erzählen?«
    Er ging zur Minibar und nahm eine kleine Flasche Mineralwasser heraus. »Es war schlimm. Ich bin froh, daß Sie mich geweckt haben.«
    »Haben Sie oft Alpträume?«
    Er trank lange und leerte beinahe die ganze Flasche, bevor er sie absetzte und Luft holte. Dann trat er ans Fenster, schob die Vorhänge zurück und ließ das kalte, pla’tinfarbene Mondlicht ins Zimmer. Catherine blickte stumm auf seine Silhouette, die wie ein Scherenschnitt, wie ein schwarzes Fenster im Sternenhim-mel über der Wüste wirkte.
    Da er nicht antwortete, sagte sie: »Ich hatte mich auf die Suche nach Ihnen gemacht und Sie in einem der Übungsräume entdeckt. Ich habe Sie beobachtet. Pangamot ist nicht zur Selbstverteidigung gedacht, sondern zum Töten. Warum machen sie es?«
    »Aus vielen Gründen«, erwiderte er leise. »Haben Sie jemals… einen Menschen getötet?«
    »Mit Pangamot? Nein.«
    Er kam vom Fenster zurück, setzte sich in einen Sessel gegenüber dem Sofa. In seinen Augen tanzten unruhige Schatten, während er blicklos auf die Flasche in seinen Händen starrte.
    »Haben Sie die Kraft, die Sie mit dem Trainieren in sich kultivieren, unter Kontrolle?« fragte sie. »Ich meine, angenommen, ich würde Sie schlagen…«
    Er hob mit einem Ruck den Kopf. »Ich würde Ihnen nie in meinem ganzen Leben weh tun. Das müssen Sie mir glauben. Bitte haben Sie keine Angst vor mir.«
    Sie hob in einer Geste der Hilflosigkeit die Hände. »Vielleicht hätte ich keine Angst, wenn ich verstehen würde, weshalb Sie es tun. Zuerst dachte ich, Pangamot sei wie Karate reine Selbstverteidigung. Ich konnte es akzeptieren. Ich sagte mir, Sie tun es als eine Art geistige Disziplin, um sich fit zu halten. Aber jetzt bin ich völlig verwirrt.«
    »Sie wollen wissen, wie ich Priester sein und eine Kampfmethode ausüben kann?«
    »Ja«, erwiderte sie.
    Und ich möchte verstehen, warum mein Körper von etwas erregt wird, von dem mir mein Verstand und mein Herz sagen, daß es falsch ist.
    Garibaldi, wollte sie sagen, es gefällt mir nicht, was ich über Sie herausgefunden habe. Aber noch weniger gefällt mir, was ich dadurch über mich weiß.
    Er schien über seine nächsten Worte nachzudenken, bevor er schließlich antwortete: »Ich bin in einem Haus aufgewachsen, in dem Prügel die normale Form der Verständigung waren. Mein Vater hat immer zuerst geschlagen und später Fragen gestellt, gleichgültig, ob er betrunken oder nüchtern war. Das hat mich hart und gefühllos gemacht. Ich wurde danach mit meiner Brutalität zum Schrecken des ganzen Viertels.
    Eines Abends habe ich mich mit ein paar Freunden betrunken, und wir beschlossen, der Kirche in unserer

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