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Die Prophezeiung der Seraphim

Die Prophezeiung der Seraphim

Titel: Die Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mascha Vassena
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klar?«
    »Klar!« Fédéric wandte sich zu Julie um, sein Blick ging zwischen ihr und García hin und her.
    »Kommst du zurecht?« Seine Miene war besorgt.
    Julie war sich dessen keineswegs sicher, aber Fédéric konnte schließlich nicht ständig an ihr kleben. Sie nickte und ließ sich ihre Unsicherheit nicht anmerken, als sie García zu seinem Zelt folgte, das aus Hunderten verschieden gemusterter Flicken zusammengenäht war. Grinsend schlug er den Stoff am Eingang zur Seite, sodass nun Licht ins Innere fiel. Julie erwartete, dass er sie auffordern würde einzutreten, doch der Messerwerfer schwieg. Jetzt bemerkte sie, dass er in ihren Ausschnitt starrte, und zog ihr Schultertuch enger zusammen. Aber Garcías Miene war nicht lüstern, sondern verwirrt. Er blinzelte einige Male, dann schüttelte er den Kopf, als hätte er Wasser im Ohr.
    »Woher hast du das?«, fragte er, und erst jetzt merkte sie, dass das Amulett aus ihrem Kleid gerutscht war. Schnell nahm sie es und ließ es wieder in ihren Ausschnitt gleiten.
    »Ein Geschenk meiner verstorbenen Mutter«, sagte sie.
    Der Messerwerfer sah sie einige Augenblicke schweigend an, dann wies er mit dem Kinn ins Innere des Zeltes, aber Julie rührte sich nicht von der Stelle. »Ihr erwartet doch nicht, dass ich mit Euch im selben Zelt schlafe?«
    »Wenn du lieber unter dem Wagen übernachten willst, nur zu. Aber wenn du denkst, ich hätte es auf dich abgesehen, muss ich dich enttäuschen. Ich mag es etwas reifer, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Julie spürte, wie ihr Hitze ins Gesicht schoss. »Verschont mich mit Einzelheiten!«
    Ein Netz feiner Linien überzog Garcías Gesicht, als er lachte. »Komm, ich zeige dir erst deinen Arbeitsplatz. Und hör um Himmels willen auf mit dem Ihr, ich bin kein Herzog. Nenn mich Javier.«
    Er führte Julie um das Zelt herum, wo ein klappriger Wagen neben einem ebenso klapprigen Maultier stand. Javier klopfte ihm den Hals, dann zog er unter der Wagenplane eine große Holzscheibe hervor. Sie war aus mehreren Brettern zusammengesetzt, auf der Vorderseite rot gestrichen und mit goldenen Ornamenten bemalt. Er klappte den Ständer an der Rückseite auf und sagte Julie, sie solle sich daran lehnen und die Arme ausbreiten.
    Songe, die ihr die ganze Zeit gefolgt war, hatte sich neben dem Wagen im Gras niedergelassen und gab das Publikum. S elbst wenn er dich trifft, sterben wirst du daran jedenfalls nicht , bemerkte sie trocken.
    Obwohl Julie ihr innerlich recht geben musste, fand sie die Vorstellung, mit einem Messer an die Wand gespießt zu werden, nicht gerade verlockend, aber um nichts in der Welt hätte sie sich ihr Unbehagen anmerken lassen. Äußerlich ruhig trat sie an das Brett, hob die Arme und sah Javier in die Augen. Der nickte anerken nend, ging etwa fünfzehn Schritte zurück, drehte sich um und warf die Messer wie nebenbei über seine Schulter in Julies Richtung.
    Sie kniff die Augen zusammen, stemmte den Rücken gegen die Platte, und im selben Moment hörte sie die Messer beinahe gleichzeitig ins Holz einschlagen. Unwillkürlich hielt sie die Luft an. Die Klingen lagen beidseitig so dicht an ihren Schläfen, dass sie den kalten Stahl spürte und nicht einmal mehr den Kopf drehen konnte.
    »Du hättest mich warnen können!«
    Julie öffnete die Augen und sah Javier vor sich, der die Messer aus dem Holz zog.
    »Du darfst die Augen nicht schließen, und du musst lächeln«, sagte er. »Sonst verdienen wir keinen Sou. Du bist doch nicht etwa ein Hasenfuß, oder?« Seine Zähne blitzten.
    »Keineswegs!« Julie nahm würdevoll Haltung an, während Javier sich entfernte, diesmal etwa zwanzig Schritte. Sie versuchte sich einzureden, dass es eine Kleinigkeit war, mit Messern beworfen zu werden, verglichen mit dem, was sie vorhatte. Sie lächelte so süß sie konnte, machte einen Schmollmund und zuckte diesmal nicht mit einer Wimper, als die Messer sirrend neben ihr ins Holz fuhren.
    Javier war begeistert. »Großartig, Küken, in Rennes werden wir Geld wie Heu machen!«
    Julie freute sich über das Lob, wenn sich ihre Beine auch noch etwas zittrig anfühlten.
    Jetzt musterte Javier sie, wobei er sich über den Kinnbart strich. »In dem Fetzen, den du da trägst, kannst du nicht auftreten«, sagte er und winkte Julie, ihm zu folgen. Wieder am Zelt lud er sie mit großer Geste ein, einzutreten. Mit einem etwas mulmigen Gefühl duckte sie sich unter der Plane hindurch. Das Innere war gerade hoch genug, dass ein Mann aufrecht stehen

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