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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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ein weiterer Schrei, gefolgt von einer schrillen Stimme, die um Gnade flehte, bevor auch sie zum Schweigen gebracht wurde. Der Kapitän lächelte. Es würde keine Gnade geben. Er kannte seinen Gefolgsmann Hector gut genug, um sich darüber klar zu sein, dass dieser das Töten anderer Menschen zutiefst genoss. Schmerz zuzufügen war eine Kunst, die er ausgezeichnet beherrschte, sogar noch besser als das Führen seines schlanken Piratenschiffs, das mit einigen der blutrünstigsten Leute bemannt war, die der Piratenkapitän je kennengelernt hatte. Der Kapitän wandte sich wieder der Schriftrolle zu und las weiter, während erneut Schreie durch die Luft hallten.
    Gleich darauf stieß er auf einen Satz, der plötzlich alles erklärte. Ein eiskalter Schauer überlief ihn, als ihm klar wurde, was er da in Händen hielt. Er wusste, wo der Text verfasst worden war, wer ihn geschrieben hatte und, wichtiger noch, er wusste, was diese Schriftrollen wert sein mochten. Dann begriff er: Wenn er sich an die richtigen Kunden wandte, konnte er jeden Preis für die Rollen verlangen. Unvermittelt warf er die Schriftrolle in die Truhe zurück und sprang auf.
    »Hector! Hector!«
    Wieder tauchte der Kopf des Mannes über dem Rand des gekaperten Schiffs auf. Er legte die Hände auf die Reling; in der einen hielt er noch immer einen langen, krummen Dolch, von dem das Blut zwischen den beiden Schiffen ins Meer tropfte.
    »Dieser Römer … «, begann Telemachos, »… habt ihr ihn schon getötet?«
    »Noch nicht. Er ist als Nächster dran.« Hector grinste. »Möchtest du zuschauen?«
    »Nein, ich möchte ihn lebend haben.«
    »Lebend?« Hector runzelte die Stirn. »Der ist zu weich für uns. Mit dem kann man verdammt gar nichts anfangen.«
    »Oh, der wird sich noch als sehr nützlich erweisen! Er wird uns helfen, reicher als Krösus zu werden. Bring ihn sofort zu mir!«
    Gleich darauf kniete der Römer neben dem Mast auf dem Deck. Mit bebender Brust blickte er zum Piratenkapitän und seinem mörderischen Gefolgsmann auf. In seinem Verhalten lag noch immer Trotz, wie der Kapitän bemerkte. Der Mann war Römer durch und durch, und hinter seiner ausdruckslosen Miene überwog die Verachtung für seine Peiniger mit Sicherheit sogar noch das Entsetzen, das er beim Warten auf den Tod empfunden haben musste. Der Kapitän stieß mit der Stiefelspitze gegen die Truhe.
    »Ich weiß über die Schriftrollen Bescheid. Ich weiß, worum es sich dabei handelt, und ich kann mir denken, wohin du sie bringst.«
    »Denk, was du willst!« Der Römer spie auf das Deck. »Von mir erfährst du nichts.«
    Hector hob den Dolch und stürzte sich mit einem Knurren vorwärts. »Hör mal, du … «
    »Lass ihn in Ruhe!«, blaffte der Kapitän ihn an und streckte die Hand aus. »Ich habe gesagt, ich will ihn lebend.«
    HectorhieltinneundschautemitmörderischemBlickvonseinemKapitänzumRömerundwiederzurück.»Lebend?«
    »Ja … Er wird uns ein paar Fragen beantworten. Ich muss wissen, für wen er arbeitet.«
    Der Römer lachte höhnisch. »Ich sage nichts.«
    »O doch, das wirst du.« Der Kapitän beugte sich über ihn. »Du hältst dich für einen tapferen Mann, das sehe ich. Aber ich habe in meiner Zeit viele tapfere Männer gesehen, und keiner von ihnen hat lange gegen Hector hier durchgehalten. Er versteht sich besser darauf, Schmerz zuzufügen, der lange anhält, als jeder andere Mann, den ich kenne. Er hat da eine besondere Begabung. Es ist eine Kunst, wenn du so willst. Er geht seiner Kunst mit großer Leidenschaft nach … «
    Der Kapitän starrte kurz in das Gesicht seines Gefangenen, und schließlich zuckte der Mann zusammen. Telemachos lächelte, richtete sich auf und wandte sich an seinen Untergebenen.
    »Bringt die anderen so schnell wie möglich um. Dann setzt das Schiff in Brand. Sobald ihr damit fertig seid, will ich dich hier an Bord haben. Wir werden die Zeit, die wir für die Rückreise brauchen, mit unserem Freund hier verbringen … «
    Unter dem schräg einfallenden Nachmittagslicht umfing eine dicke, wirbelnde Rauchwolke das verwüstete Handelsschiff. Flammen leckten durch den Qualm, als das Feuer sich unter Deck festfraß und im ganzen Schiff ausbreitete. Bald loderte das Feuer hoch auf, und die Takelage geriet in Brand, ein feuriges Maßwerk von Flammen wie eine schauerliche Dekoration. Das Krachen und Prasseln des brennenden Holzes und das Brüllen der Flammen war für die Männer an Deck der beiden Piratenschiffe deutlich zu hören, als sie von

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