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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Goldmünzen bergen sollen. Nicht Bücher. Warum nur, bei allen Göttern, reiste jemand mit einer derart wundervollen Truhe, beförderte darin aber nur ein paar vergilbte Schriftrollen?
    »Wie schon gesagt«, der Römer zwang sich zu einem Lächeln. »Einfach nur Schriftrollen.«
    Der Piratenkapitän warf ihm einen schlauen Blick zu. »Einfach nur Schriftrollen? Das glaube ich nicht.«
    Er stand auf und wandte sich zu seiner Besatzung um. »Schafft diese Truhe und den Rest der Beute auf unsere Schiffe! Los!«
    Die Piraten machten sich sofort an die Arbeit und verluden hastig die wertvollsten Teile der Fracht auf die Decks der beiden längsseits festgemachten Liburnen. Der größte Teil der Waren bestand aus Marmor; wertvoll, aber zu schwer, um ihn auf die Piratenschiffe zu verladen. Er hatte allerdings auch einen unmittelbaren Nutzen, dachte der Piratenkapitän lächelnd. Wenn die Zeit gekommen war, würde dieser Ballast das Schiff sofort zum Meeresgrund hinunterziehen.
    »Was hast du mit uns vor?«, fragte Secundus.
    Der Piratenkapitän wandte den Blick von seinen Männern, die er beaufsichtigt hatte, und sah, dass die gefangenen Matrosen ihn genau beobachteten und sich kaum bemühten, ihre Angst zu verbergen.
    Telemachos kratzte sich die Bartstoppeln. »Ich habe heute einige gute Männer verloren. Zu viele gute Männer. Ich werde mich mit einigen von euch behelfen.«
    Der Römer grinste höhnisch. »Was, wenn wir uns euch nicht anschließen?«
    »Wir?« Der Kapitän lächelte ihn langsam an. »Ich brauche keinen verwöhnten römischen Aristokraten. Du wirst zum Rest gehören, zu denen, die nicht mitkommen.«
    »Verstehe.« Der Römer spähte zum Horizont mit dem fernen Leuchtturm von Ravenna und schätzte die Entfernung ein.
    Der Kapitän lachte plötzlich auf und schüttelte den Kopf. »Nein, du verstehst gar nichts. Von eurer Marine wird keine Hilfe kommen. Du und die anderen, ihr werdet längst tot sein, bevor ein Schiff hier draußen sein könnte. Außerdem wird nichts mehr hier sein, was sie finden könnten. Ihr und dieses Schiff hier, ihr werdet gemeinsam untergehen.«
    Telemachos wartete nicht auf eine Antwort, sondern wandte sich rasch ab, entfernte sich quer übers Deck und schwang sich geübt und gewandt zum Deck seines eigenen Fahrzeugs hinunter. Die Truhe erwartete ihn bereits am Fuß des Masts, aber er schenkte ihr nur einen kurzen, begehrlichen Blick, blieb dann stehen und erteilte seine Befehle.
    »Hector!«
    Der ergraute Kopf eines stämmigen Riesen ragte über der Reling des Handelsschiffs auf. »Ja, Herr?«
    »Bereitet das Abbrennen des Schiffs vor. Aber erst sucht ihr die fähigsten Gefangenen aus. Bringt sie an Bord eures Schiffs. Den Rest könnt ihr töten. Hebt euch dieses arrogante Schwein von einem Römer für den Schluss auf. Der soll noch ein bisschen schwitzen, bevor ihr euch seiner annehmt.«
    Hector grinste und verschwand außer Sicht. Kurz darauf hörte man es splitternd krachen; die Piraten hieben Holz für den Bau eines Scheiterhaufens im Frachtraum des Handelsschiffs. Der Kapitän wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Truhe zu und ging erneut vor ihr in die Hocke. Als er sie genauer begutachtete, stellte er fest, was für ein handwerkliches Kleinod sie war. Seine Finger liebkosten das warm glänzende Holz und strichen über das Gold und die Onyx-Kameen. Telemachos schüttelte erneut den Kopf. »Schriftrollen … «
    Mit beiden Händen entriegelte der Kapitän den Deckel und klappte ihn behutsam auf. Er hielt einen Augenblick inne, griff dann hinein und zog eine der Schriftrollen heraus. Sie war viel schwerer, als er erwartet hatte, und einen Moment lang fragte er sich, ob vielleicht Gold darin versteckt war. Mit den Fingern nestelte er am Lederriemen herum und hob die Schriftrolle hoch, um den Knoten besser zu sehen. Er bemerkte einen schwachen Zitronenduft, der von der Rolle ausging. Mit ein wenig Mühe löste sich der Knoten, und er schüttelte den Riemen herunter, hielt das eine Ende des Pergaments mit der Hand fest und rollte den Beginn der Schrift mit der anderen Hand aus.
    Die Schriftrolle war auf Griechisch verfasst. Die Schrift war altmodisch, aber leicht zu entziffern, und Telemachos begann zu lesen. Zunächst trat ein Ausdruck der Verwirrung und Enttäuschung in seine Züge, während sein Blick über eine Zeile nach der anderen wanderte.
    Auf dem Deck des Handelsschiffs erklang plötzlich ein Schrei des Entsetzens, der gleich darauf verstummte. Eine kurze Pause, und dann

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