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Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)

Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bödeker
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Blütenblätter öffnen, dürfen wir den Aspiranten unterrichten.“
    „Und wer hat diese Blume entworfen?“, hakte Jason nach.
    „Auf Tandoran existieren eine Reihe von Wunderdingen, deren Herkunft niemand kennt. Den Torstein kennst du ja bereits. Wir vermuten, die ersten Bewohner dieser Welt schufen diese Werke. Sie müssen über unvorstellbare Kenntnisse verfügt haben, kein Lebender durchschaut heute die Wirkungsweise ihrer Schöpfungen. Außer vielleicht einige Ingadi, aber die teilen es uns nicht mit. Doch die Anwendung gestaltet sich sehr einfach, auf dem Steinsockel von Cargolita lässt sich der Verwendungszweck klar erkennen. Dort steht auch, was die Blume testet.“
    „Und das wäre?“
    Allando mischte sich ein: „Das erläutere ich dir später. Unter anderem geht es darum, ob du als Mensch moralisch auf einem guten Wege bist.“
    „Das bestehe ich nie!“, war sich Jason sicher.
    Callum lachte laut los. „Die Blume zeigt sich großzügig. Sie prüft eher Tendenzen, grundlegende Richtungen deines Charakters.“ Er wurde ernst. „Trotzdem werden viele abgelehnt. Anhänger des Mansils werden von ihr gar nicht erst angenommen. Wenn die Blume morgen verschlossen bleibt, stehen wir wieder am Anfang.“
    Meister Allando ergänzte: „Limarten müssen das Wohlergehen aller Lebewesen im Sinn behalten. Wertvorstellungen sind eine Funktion der menschlichen Seele, so alt wie die Menschheit selbst. Doch nur zu gerne lassen wir diese Werte lediglich in gewissen Grenzen gelten, bei unserer Familie, dem engsten Umfeld, vielleicht auch noch bei unserem Volk. Dahinter hört es dann auf und der Mensch wird zu einem Raubtier. Wir lehren hier Methoden, die du bisher als Zaubereien angesehen hast. Ein Limart mit ausgebildeten Siddhis und den Kenntnissen über die geheimen Techniken wäre ein sehr gefährliches Raubtier, meinst du nicht auch?“
    Fragend blickte er zu Jason hinüber, der zustimmend nickte. Das konnte er sich wohl vorstellen.
    „Einige Philosophen bei euch auf der Erde sagten, der Wert eines menschlichen Lebens bemisst sich durch seinen Anteil am Gemeinwohl. Also daran, was man für andere tut. Genau das versuchen wir den Limarten in den Südlanden in die Seele zu schreiben“, ergänzte Allando und schaute Jason liebevoll an.
    „Oha.“ Jason sah kaum eine Chance für sich. „Ich habe aber so einiges auf dem Kerbholz. Und ganz bestimmt bin ich nicht selbstlos.“ Er dachte an den Tod von Ben.
    Allando betrachtete nachdenklich seinen Holzstab und fuhr mit den Fingern die eingeritzten Symbole nach. „Fühl dich nicht überfordert, Jason, du musst kein Moralapostel sein. Jeder von uns trägt beide Seiten in sich. Wodurch, meinst du, wird der Mensch gut? Gutsein ist sicherlich nicht angeboren, viel zu viele Gräueltaten gehen auf das Konto des Menschen, auf der Erde und hier auf Tandoran. Das Böse steckt in uns allen. Der dunkle Kaiser ist leider ein aktuelles Musterexemplar. Aber so muss man nicht enden. Wir entwickeln uns weiter, es sind die kulturellen Werte, die uns beispielsweise mit anderen teilen lassen. Oder die uns zur Rücksicht ermahnen. Darum hat die Erkenntnis - das Wissen - so einen hohen Stellenwert für uns. Aus ihm können wir ableiten, ob eine Handlung gut oder schlecht ist, indem wir die Interessen aller Beteiligten abwägen. Und uns in die Position des anderen versetzen.“ Jetzt lächelte Allando. „Natürlich musst du dann auch noch nach diesen Erkenntnissen handeln, auch wenn es Überwindung erfordert. Das Streben nach positiven Werten führt zu guten Taten und innerer Ruhe. Dahin steuern wir die Limarten in der Ausbildung.“
    Jason dachte über sein bisheriges Leben nach. Es erschien ihm gar nicht so diszipliniert und enthaltsam. Vor dem Tod seiner Mutter war er jedes Wochenende betrunken gewesen. Allerdings hat er nie an Drogenexzessen teilgehabt. Einige seiner Mitschüler sahen sich als Fachleute für alle Arten chemischer Pillen mit den unterschiedlichsten Effekten. Zwar war er durchaus neugierig auf die Wirkungen dieser Tabletten, ein Gefühl der Mahnung hatte ihn aber immer vom Konsum dieser Chemiecocktails abgehalten. Jason vertraute seit jeher auf diese innere Stimme. Seine Mutter hatte ihn stets ermutigt, vor einer Entscheidung die eigenen Gefühle zu befragen.
    „Gibt es auf Tandoran denn keine Religion, die zu guten Taten auffordert?“, wollte er wissen.
    Allando schüttelte den Kopf. „Das kann zu leicht schiefgehen. Wie du ja an den Lehren des Mansils siehst.

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