Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
ausgemalt war. In der Mitte stand ein gläserner Sarg, der von vier großen, im Rechteck angeordneten Kerzen erleuchtet wurde.
Der dunkle Kaiser kniete bereits am Kopfende des Sarges und blickte verträumt auf das einbalsamierte Gesicht seiner Mutter. Ramtolos gab Ethan einen Stoß und drückte ihn neben Mandratan auf die Knie. Dann verließ er die Sargkammer und ließ die beiden dan Wadusts alleine. Ethan senkte die Augen und schwieg.
„Es gibt Geraune, dass ich dich bevorzuge. Die Priester erwarten ein starkes Zeichen von mir. Wenn du dich nicht bald bekennst, werde ich dich qualvoll töten müssen, kleiner Bruder“, zischte Mandratan leise hervor.
Ethan hielt die Lider geschlossen.
„Ich werde meinen Schwur an Mutter erfüllen und dich zur Besinnung bringen, Ethan. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Sie hat es nicht verdient, dass eine Frucht ihres Leibes derartig in die Irre geht.“
Ethan konnte nicht länger an sich halten: „Du kannst mich in deinen Kerkern verschmoren lassen, mich foltern, ...“
Mandratan schlug ihm mit der Pyramide gegen den Kopf: „Sprich leiser im Angesicht von Mutter oder ich sorge dafür, dass du gar nicht mehr redest.“
Nachdem er tief ausgeatmet hatte, fuhr Ethan gedämpfter fort: „... mich zu diesen widerlichen Dingen zwingen, aber nie wirst du mich von euren verworrenen Lehren überzeugen. Auf der Erde gibt es einen Spruch, Bruderherz: Deine Seele wird in der Hölle schmoren.“
Mandratan lachte unterdrückt. „Ach, Ethan, Verblendeter. Du glaubst, es gebe so etwas wie eine Seele für jeden. Ich sage dir: Du musst dir das Weiterleben nach dem Tod erst verdienen, sonst wirst du wie Staub zergehen. Nur die, welche in Gottes Gedächtnis sind, werden in Paraduja weiterleben können. Alles andere ist Irrlehre.“
Der dunkle Kaiser stand auf und fuhr mit der Pyramide durch eine der Kerzenflammen. Mit einem kurzen Energiestoß ließ er die Flamme auflodern. Der ganze Raum wurde für einen Moment in gleißende Helligkeit getaucht.
„Du wirst am Ende deines Lebens an Mutters Sarg um Verzeihung bitten, Ethan. Sei dir dessen sicher. Ich habe versucht, dich über deine Frau zur Besinnung zu bringen. Mit deiner Sturheit bist du für ihren Tod verantwortlich.“
Ethans Brustkorb hob und senkte sich geplagt. Mandratan kannte seine Schwachpunkte.
Der Kaiser ging zur Tür. „Spätestens, wenn ich die ganze Welt bekehrt habe, wirst du deinen Irrtum einsehen.“ Er unternahm den Versuch eines spitzbübischen Grinsens, das seine Augen jedoch nicht erreichte. „Ich habe eine kleine Überraschung für dich. Allerdings möchte ich nicht zu viel verraten.“ Er klopfte an die Tür und Ramtolos erschien sofort. „Wärter, mein Bruder wird hier noch eine Stunde beten. Er sieht etwas mitgenommen aus. Bitte sorgt dafür, dass er bessere Speisen erhält und sich ein wenig pflegt. Am Tage unseres Triumphes soll er bei Kräften sein.“
Unter bösem Gelächter verließ er die Zelle. Doch er kehrte noch einmal um, beugte sich in den Raum und sagte: „Ich bin der Vollender, Bruder, du wirst es sehen.“ Dann verschwand er.
Ethan fragte sich, womit Mandratan ihn überraschen könnte. Angst näherte sich seiner Seele, wurde aber von dem dumpfen Brei der Hoffnungslosigkeit aufgezehrt. Erschöpft ließ er den Kopf auf das Kinn sinken.
***
Jason hörte Stimmen aus weiter Ferne. Etwas hämmerte von innen gegen seine Stirn. Er versuchte die Lider zu öffnen, doch das Licht brannte ihm schmerzhaft in den Augen.
„Hört auf zu streiten. Er wacht auf.“ Jason erkannte das zarte Stimmchen von Nickala. Sie saß neben ihm und hielt seine Hand. Langsam gewöhnte er sich an die Helligkeit im Raum.
„Wie geht es dir, Jason?“ Callum beugte sich besorgt über ihn. Shalyna stand gegenüber und blickte unsicher. Meister Allando war nirgends zu sehen.
„Was war denn los?“ Jason erinnerte sich nur noch, dass er Shalyna die Hand geben wollte. „Hat mir jemand eins über den Schädel gezogen?“ Er rieb sich über den Hinterkopf, konnte aber keine Beule erfühlen.
„Genau wissen wir es auch nicht, doch du bist zusammengebrochen, als du Shalynas Finger berührt hast“, erläuterte Callum.
Verdutzt blickte Jason zu dem Mädchen mit dem schwarzen Kopftuch. Sie hat wirklich ein süßes Gesicht , schoss es ihm durch den Kopf.
Shalyna zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht reagierst du allergisch auf Klassenkameradinnen. Wie geht es dir jetzt?“
Jason richtete sich auf
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