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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Nebl
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Herkunft nicht würdig war, vor allem nach Ansicht seiner Schwester, die dies oft genug hervorhob. Aber das ließ sich in seinen Träumen ganz leicht verdrängen.
    „Prinz K arim, ich warte immer noch auf Eure Antwort. Die Mädchen werden die Unterbrechung wegen ihrer Unpünktlichkeit durch eine Strafe bereuen und eine solche nicht mehr wiederholen!“, schnitt die scharfe Stimme Leandors durch die Kälte des Raums. Solana blickte böse zu Zaramé hinüber, wagte aber kein Widerwort. Zaramé seufzte innerlich, denn auch ihr war in der Nähe des Lehrers etwas beklommen zu Mute. Sie gab sich einen Ruck und sagte mit sanfter, leiser Stimme: „Verzeiht, Meister Leandor, aber Prinzessin Solana trifft keine Schuld. Sie wartete auf mich und ich war es, die zu spät kam. Die Bestrafung gilt mir allein!“
    Leandor sah sie mit zusammengekniffenen Augen an, wohl um herauszufinden, ob sie aus Beflissenheit gege nüber ihrer Dienstherrin handelte. Aber Zaramé hielte seinem scharfen Blick mit weit geöffneten goldbraunen Augen stand, ohne mit der Wimper zu zucken. Leandor erkannte die Wahrheit, sah aber auch die unverhohlene Genugtuung der Älteren.
    „Wer eine Strafe erhält , bestimme ich allein, Kind. Maße dir keine Berichtigung deines Lehrers an! Du lernst bis übermorgen das „Drachentagegedicht“ unseres werten Dichters Ikaron auswendig. Prinzessin, es ist meiner Auffassung nach nicht notwendig, auf Zaramé vor der Türe zu warten, denn sie findet den Weg gewiss allein. Demnächst sitzt auch Ihr pünktlich hier am Tisch, ganz gleich wer noch fehlen mag. Zum besseren Verständnis lernt auch Ihr ein Gedicht Ikarons, dank der Fürsprache Zaramés genügt der „Morgengesang“. Und nun, Prinz, Eure Antwort, wenn es endlich genehm ist!“
    Zaramé schwieg bedrückt, das „Drachentag egedicht“ ausgerechnet. Sie hatte es noch nie gelesen, wusste aber, dass es die Hälfte des Buches Ikarons ausmachte, der „Morgengesang“ hingegen war nur zwei Seiten lang. Das bedeutete, sie könnte heute und morgen nicht an Tirams Seite arbeiten! Dabei hätte sie der Alten bei der Kräutersuche und Salbenherstellung gerne geholfen. Das Wetter war zwar kalt, aber die Sonne schien und Zaramé arbeitete gerne draußen. Nun ja, vielleicht ein, zwei Stündchen, dann müsste sie eben nach dem Abendessen noch fleißig sein.
    Der Vormittag zog sich zäh dahin und die Kinder bemühten sich unter dem strengen Blick des Lehrers nicht allzu offensichtlich ihre Erleichterung zu zeigen, als er den Unterricht für diesen Tag beendete. Das Mittagmahl nahmen die Kinder in dem gleichen Raum ein, wobei Zaramés Gegenwart von Solana gefordert wurde. Zaramé hätte viel lieber zu Hause gegessen, aber ein Esser weniger hieß gespartes Geld für die Familie, also blieb sie in der Burg. Während der Nachmittagsstunden mussten sie noch Hausaufgaben erledigen, wobei Zaramé sich abmühte, dem Prinzen das nicht Verstandene vom Vormittag noch einmal zu erklären. Natürlich hätte sie die Zeit für ihre eigene Strafarbeit verwenden können, aber die unverschuldete Hilflosigkeit Karims war nicht zu übersehen und Zaramé brachte es nicht übers Herz ihn im Stich zu lassen. Gegen Mitte des Nachmittags packte sie dann aber doch ihre Sachen zusammen.
    „Ich bitte Euch nun, mich zu entschuldigen, aber ich schaffe sonst meine Arbeit zu Hause nicht! Morgen bin ich pünktlich – versprochen – dann habe ich auch nachmittags wieder länger Zeit.“
    Solana sah sie verächtlich an: „Es ist allein dein Problem, wenn du nicht pünktlich bist, Zaramé! Du weißt, du musst uns unterhalten, dafür wirst du schließlich bezahlt.“
    Karim räusperte sich schüchtern: „Solana, sei nicht so streng mit Zaramé, schließlich hat sie mir jetzt die ganze Zeit geholfen, lass sie gehen!“
    „Seit wann kannst du mir Befehle geben, kleiner Bruder? Du bist ja nicht mal imstande deine Hausaufgaben allein zu erledigen. Wenn Papa das wüsste…“, lächelte sie hämisch. Aber Karim ließ sich von ihr nicht so leicht entmutigen wie zuvor vom Lehrer. Er wollte vor Zaramé gut dastehen.
    „Und was denkst du, was Mama sagt, wenn sie hört, dass du nicht pünktlich warst…“
    Zaramé musste ein Lächeln unterdrücken. Es geschah selten, dass Karim auf begehrte und es freute sie jedes Mal, wenn er es wagte. Sie mochte ihn, vermutlich weil der schüchterne Junge ihr leid tat. Plötzlich geschah etwas Seltsames: Die beiden Kinder vor ihren Augen verschwammen, wurden irgendwie undeutlich

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