Die Prophezeiung
betrübt.
„Im Ernst, Zaramé, es wird dir leicht fallen. Das Gedicht entspricht genau deiner Vorliebe für das Mystische: es geht um Drachen und Hexen und leider auch Elfen! Dann wirst du vermutlich noch mehr Seltsames überall sehen!“, knurrte er genervt. Endlich waren sie vor ihrer Hütte angekommen. Niall setzte Zaramé vorsichtig ab und öffnete die etwas windschiefe, knarrende Tür. Der Schein eines Kaminfeuers war zu sehen und es duftete nach Tee und brennendem Holz. Er wollte hineingehen, aber Zaramé hielt ihn am Arm zurück. „Warum warst du eigentlich im Schloss, Niall?“, wollte sie neugierig wissen.
Niall schüttelte irritiert den Kopf: „Keine Ahnung, Zaramé. Ich hatte plötzlich das Gefühl, du wärst in Gefahr!“
Zaramé legte nachdenklich den Kopf schräg. „Das war nicht das erst e Mal, dass du genau in dem Moment auftauchst, in dem ich dich brauche! Ist dir das schon aufgefallen?“
Er sah sie an und dachte plötzlich: „Wenn ihr etwas passieren würde, etwas Schlimmeres könnte es für mich gar nicht geben, sie ist mein Leben!“ Laut sagte er: „Ja, ist mir schon aufgefallen! Das ist sicher die Ahnung, die große Brüder gelegentlich befällt, wenn ihre kleinen Schwestern überromantische, verrückte Hühner sind.“
Niall dachte, er könne sie, wie gewohnt, mit etwas Spott davon ablenken zu tief in seine Gedankenwelt einzutauchen. Aber Zaramé kannte das Spiel inzwischen gut. Sie zog unbeeindruckt ihre rechte Augenbraue hoch: „Was fühlst du denn in diesen Momenten genau, Niall?“ Ihr Blick sagte ihm, dass sie nicht locker lassen würde. Etwas war mit ihr an diesem Nachmittag geschehen! Diese Visionen hatten sie erschreckt, aber auch den Blick in die Zukunft gelenkt. Niall war schon lange bewusst, dass die Zeit, in der sie beide nach ihren Wurzeln, aber auch nach ihrer Aufgabe suchen würden, nicht mehr fern war. Er schob sie nach drinnen, Moran war im Hinterzimmer zu hören. Ein Topf klapperte und der Geruch von Zwiebeln und gebratenem Fleisch zog zu ihnen herüber. Leise antwortete er: „Es wird mir kalt und dein Bild steht vor meinem inneren Auge, so klar, als stündest du vor mir. Ich höre dich rufen und dann weiß ich, es wird Zeit dich zu suchen. Und damit hatte ich bisher immer recht!“
Zaramé schauderte es. „Es ist unheimlich, nicht wahr? Was geschieht da mit uns, Niall?“
Der junge Mann zögerte einen Augenblick, dann gab er sich einen Ruck. „Ich denke, es wird allmählich Zeit, die weiteren Seiten deines Buches zu suchen!“, sagte Niall ernst. „Obwohl ich dabei kein besonders gutes Gefühl habe. Und ich bin der Meinung, dein Zusammentreffen mit diesem Wesen heute in der Burg war ein deutliches Zeichen dort mit der Suche zu beginnen!“
Zaramé nickte beifällig. „Endlich siehst du alles so klar wie ich, Niall. Lange genug habe ich darauf gewartet, dass du endlich bereit bist.“
Niall sah sie verdutzt an. Zaramé lachte laut auf. Auch Niall musste lachen, es half ja nichts. Es würde geschehen, was immer ihnen vorhergesagt war! Moran trat in den Wohnraum und lächelte die beiden jungen Menschen an. „Na, was ist denn so lustig, Kinder? Hattet ihr einen schönen Tag? Erzählt doch mal.“ Zaramé und Niall sahen sich nur einen kurzen Augenblick an, Einvernehmen darüber in den Augen, Moran nichts Beunruhigendes zu erzählen. Dann erzählte Niall von einer amüsanten Begebenheit, als er heute ein kleines, aber lebhaftes Pferd zu beschlagen hatte und bald darauf lachte auch Moran.
Dennoch hatte sie ein unbestimmtes Gefühl, dass ihre Lieblinge etwas vor ihr verbargen. Am Abend lag sie noch lange wach und betete zu den Göttern um Schutz für ihre Kinder und ihren Mann.
Kapitel 4: Dichter und Hexen
Zaramé brütete über den letzten Zeilen des „Drachentagegedichts“. Konzentriert las sie die verschlungenen Buchstaben des berühm testen der erimalischen Dichter. Sanft schloss sie das Buch ihrer Mutter, in dem eine Sammlung der Gedichte Ikarons enthalten war. Niall hatte Recht gehabt: Dies war ihr Gedicht! Es erzählte von den Tagen des Königs Razak, als dieser grausam über sein Volk herrschte und es erzählte auch von einem Zauberer mit Namen Seros, der mit seinem Drachen Balor ein Heer der Finsternis befehligte. Als Seros den Kampf gegen Razak verlor, musste er auch seinen Drachen opfern. Leandor hatte ihr einen weiteren Hinweis auf den Beginn ihrer Suche gegeben, hatte der Lehrer dies gewusst oder sogar beabsichtigt? Das Gedicht sprach
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