Die Prophezeiung
Großeltern Rianna und Ronan. Sie waren sehr traurig, als du gehen musstest, so wie auch wir! Aber es wäre zu gefährlich für Euch alle drei gewesen!“
Zaramé hatte das Gefühl , von einer großen Welle überrannt zu werden, so plötzlich schwappte das Gefühl des Verlustes ihrer eigentlichen Familie über sie herein. Die Szene, welche Rianna in ihr Buch geschrieben hatte, wie Ziandra und Iannis ums Leben kamen, stand vor ihr, als wäre sie Wirklichkeit. Die Tränen waren ihrer Stimme anzuhören, als sie stockend fragte: „Leben die beiden noch, Sirimi?“ Die Elfe lächelte liebevoll. „Ja, Zaramé, sie sind nicht mehr jung, aber es geht ihnen gut. Sie leben in einem Tal hinter dem Exil der Magaren. Dort erfragen sie bei Seros regelmäßig Neuigkeiten von dir. Ich denke, eines Tages wirst du sie kennenlernen. Aber das kann nur geschehen, wenn wir hier nicht festwachsen! Komm, Mädchen, wir haben es gleich geschafft! Sei nun leise, dass uns die Wächter nicht hören!“
Diese wenigen Sätze rissen Zaramé augenblicklich aus ihrer Traurigkeit und versetzten sie in solche Aufregung, dass ihr Herz wild zu schlagen begann. Sie eilte hinter der Elfe her, bis sich vor ihr eine riesige Halle öffnete, unter deren Decke sich direkt das Ende des Gangs befand. In der Halle brannten an allen Wänden Fackeln, aber es waren nur wenige, so dass gespenstische Schatten über die Wände züngelten. Zaramés Blicke glitten suchend durch das Halbdunkel, bis sie Niall an der hinteren Wand entdeckte. Er war mit einer Kette an einen großen Eisenring in der Wand gebunden. Niall kniete auf dem kalten Steinboden, sein Kopf war offensichtlich vor Erschöpfung auf die Brust gesunken.
Zaramé fühlte , wie die Wut glühendheiß in ihr emporbrannte und bevor sie es verhindern konnte, erhob sich ein bedrohliches Grollen in der ganzen Burg, Steine begannen sich aus dem Mauerwerk zu lösen und fielen polternd in die dunkle Tiefe. Sirimi kreischte neben ihr erschrocken auf: „Zaramé, nicht! Du verrätst uns!“
In diesem Moment kamen zwei Wachen aus einem Gang unten gelaufen und sahen sich entsetzt um. Niall hielt schützend die Hände über den Kopf und versuchte dennoch die Ursache für das Beben um sich herum zu ergründen. Da sah er Zaramé hoch oben stehen, die Augen glühten so zornig rot, dass er es bis unten erkennen konnte. Er konnte nicht nach ihr rufen, ohne die Aufmerksamkeit der Wachen auf sie zu lenken. Er konnte nur hoffen, dass sich ihre Wut legen würde, bevor ihn ein Stein träfe! Die kleine Elfe neben ihr erkannte die Gefahr, in der er sich befand und schrie in Zaramés Ohr: „Du bringst Niall um, wenn du nicht aufhörst!“
Diese Worte erreichten endlich das Bewusstsein des tobenden Mädchens. Schlagartig hörten der Lärm und das Beben auf. Aber noch bevor die Wachen sich weiter umsehen konnten, erreichte sie die nun gezügelte Wut Zaramés und zwang sie in die Starre, in welche das Kind Zaramé schon früher die Leute versetzt hatte, die sie wütend gemacht hatten. Nun eilte Zaramé ohne zu zögern die schmale Treppe hinunter und lief auf Niall zu.
„Warte!“, rief dieser schnell. „Zaramé, sei vorsichtig, hier ist ein schmaler Graben. Irgendetwas ist dort unten, was gefährlich ist und heraufkommen kann.“
Zaramé bremste ihr Tempo und näherte sich dem nur 30 cm breiten Spalt. Nichts war zu erkennen. Hilfesuchend sah sie sich nach Sirimi um. Diese flog heran und spähte hinein, anscheinend konnte sie im Dunkeln etwas erblicken. Zögernd flüsterte sie: „Irgendetwas bewegt sich dort unten. Ich kann es nicht genau erkennen. Kannst du es nicht erahnen, Zaramé?“
Zaramé schloss die Augen und versuchte die Freude über die Anwesenheit Nialls zu verdrängen. Schließlich verschwand sein Bild vor ihrem inneren Blick und sie sah Bewegung. Etwas schlängelte sich dort un d es war nicht klein. Es wurde heller und heller und Zaramé erkannte eine riesige Schlange mit wilden roten Mustern auf ihrem grünen Leib. Ihre schmalen Augen schienen sich auf Zaramé zu konzentrieren und sie kam näher. Niall fluchte, als das Tier aus der Spalte kroch. Sie bewegte sich auf Zaramé zu, die soeben die Augen öffnete und die Schlange ohne Furcht ansah. Das Mädchen lächelte und Niall spürte die Glieder der Kette, die soeben noch seine Handgelenke umschlossen hatten, fallen. Erstaunt sah er, dass sie nicht zerstört waren, sondern geöffnet worden waren, wie von einem Schlüssel.
Zaramé sagte sanft: „Komm jetzt
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