Die Prophezeiung
sie ihnen sagen, ohne sie und auch alle Beteiligten zu gefährden. Sie entschied sich zu Offenheit über Azriel und statt der erwarteten Angst erntete sie Verständnis und ein Aufflackern der Hoffnung in Morans Augen.
„Sie wird uns bald wiedersehen und alles wird klappen, Kind. Bisher haben all ihre Vorhersagen gestimmt. Sie ist eine gute Frau!“
Zaramé hoffte, dass man ihr die Zweifel nicht ansehen würde, denn sie kannte durch die Niederschrift ihrer Großmutter und Mutter auch die andere, rücksichtslose Seite der Frau, die eigentlich eine Hexe im hohen Alter von mindestens 300 Jahren war! Aber es war nicht die richtige Zeit, Zweifel an den wenigen Verbündeten zu hegen, die sie hatte. Aber es war die einzig richtige Zeit, Niall zu befreien!
Kurz darauf huschte sie an der Mauer entlang durch den gewohnten Schleichweg in die Burg. Schweigend hatte Sirimi auf sie gewartet und flog ihr voraus. Ganz in Gedanken zwang sich Zaramé auf den Weg zu achten. Sie waren vor dem Rosensumpf rechts abgebogen und eine schmale, steile Treppe mit gebrochenen, unebenen Stufen hinaufgestiegen, die ihre vollste Konzentration erforderten, um nicht zu stürzen. Oben angekommen, verschwand ein schmaler Gang in der Mauer – ein dunkles Loch – mehr nicht. Zaramé zögerte kurz und sah zurück. Dies hätte sie fast bereut, denn Schwindel erfasste sie, als sie nach unten blickte und feststellte, dass sie viel höher war, als sie gedacht hatte. Winzig klein leuchteten die Rosenbüsche im Sumpf und die herumschwirrenden Elfen waren so klein wie Glühwürmchen. Als sie den Blick hob, hatte sie den Eindruck, als schwirre etwas Dunkles, Bedrohliches vorbei. Nicht groß, aber von eisiger Kälte, schien es ihr die Luft zu rauben. Gerade als sie dachte, sie müsste ersticken, zupfte etwas an ihrem Arm und Sirimis Stimme murmelte etwas in einer Sprache, die Zaramé nicht verstand. Plötzlich ließ der Druck nach und Zaramé holte tief Luft. Sirimi zog sie in den Gang und hinter sich her. „Komm, Zaramé, blicke niemals zurück. Sieh nur nach vorne!“
Zaramé tat wie geheißen. Es folgten Treppen auf Kurven und niedrige Tunnel und Zaramé wusste , ohne Sirimi würde sie hier nicht mehr herausfinden. Dennoch sagte sie, als es in der Ferne etwas heller zu werden schien, mit leiser, aber bestimmter Stimme: „Moment, warte bitte, Sirimi! Was war das gerade eben?“
Die kleine Elfe sah sie nicht an, si e schien zu überlegen, was sie preisgeben soll. Zaramé drang weiter in sie:
„Sirimi, sollte ich nicht wissen, wer mich töten will? Wie kann ich mich wehren, wenn ich meine Gegner nicht kenne?“
Sirimi seufzte: „Das war kein Fein d, Zaramé, das war ein Schatten! Ein Diener des Zauberer Seros und er wollte dich nicht töten. Aber normalerweise sieht ihn niemand außer uns Elfen. Er ist zu unserem Schutz da. Wenn uns Gefahr droht, informiert er Seros! Er hat gemerkt, dass du ihn wahrgenommen hast und wollte sich schützen.“
„Aber ich tue ihm doch nichts! Weiß er denn nicht , wer ich bin?“, fragte Zaramé verwundert. Sirimi lächelte sanft.
„So schlau ist er nicht! Er ist nur zum Aufpassen und Melden da, mehr ist von ihm nicht zu erwarten. Und er weiß deshalb auch nicht , wer du bist. Er weiß nur: Du bist keine Elfe und wir sind die Einzigen, die ihn sonst sehen. Er hat einfach Angst bekommen, ob du etwas Mächtiges und Gefährliches bist. Seros wird vermutlich schon Bescheid bekommen haben. Aber er weiß ja von dir, er hat dich auch einige Zeit aufgezogen!“
Zaramé schüttelte den Kopf, irgendwie verschwamm alles noch leicht vor ihren Augen und das Gehörte machte den Kopf nicht klarer. „Seros hat mich aufgezogen? Ach ja, er ist der Anführer der Magaren, die uns zu meinen Zieheltern brachte n! Was meinst du mit auch, Sirimi?“, hakte sie nach.
Sirimi lächelte wieder, nun ganz sanft, die schmalen, blauen Augen blitzten fröhlich.
„Nun, nach den ersten Wochen deines Lebens warst du etwa einen Monat hier bei uns. Oh, du warst goldig! Dann war die Zeit gekommen, dich und Niall zusammen zu bringen, deshalb hat Seros dich dann übernommen.“
„Ähm, ich möchte ja nicht an Euch zweifeln, aber wie habt Ihr denn ein Riesenbaby wie mich gewickelt und gefüttert?“, kicherte Zaramé, weil ihr das Ganze mehr als lächerlich vorkam. Da konnte sie sich ja eher die riesigen Magaren bei dieser Aufgabe vorstellen. Sirimi senkte traurig den Kopf. „Du hast Recht, du warst zwar hier, aber versorgt haben dich deine
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