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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Nebl
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vertieft, unfähig sich gegenseitig aufzurichten. Der Schock über den Gewaltausbruch des Vaters, welcher sich bisher noch nie gegen einen von ihnen gerichtet hatte und die Erkenntnis über die beinah unnatürliche Stärke eines alten Mannes hatte sie verstummen lassen.
    Zurück zu Hause besprach sich Zaramé mit den Eltern. Sie würde mit Hilfe der Elfen zu Niall vordringen und ihn, wenn möglich befreien. Bis dahin bereitete sie mit Balin und Moran die Flucht aus der Stadt vor.
    Als die Dämmerung hereinbrach, war alles bereit.
    Die Pferde waren gesattelt, mit Vorräten und dem Notwendigsten beladen. Moran stand mit hängenden Schultern im Stall, ihr Blick war abwesend. Balin konnte ihre Gefühle nachempfinden, wieder einmal mussten sie Hals über Kopf ein Heim verlassen. Er legte sanft den Arm um sie und küsste sie auf die immer noch glänzenden braunen Flechten. Moran sah ihn mit in Tränen schwimmenden goldenen Augen an. „Es macht nichts, Liebster“, flüsterte sie tapfer, „das Wohl unserer Kinder geht mir über alles! Ich hoffe nur, es geht nichts schief, ich habe kein besonders gutes Gefühl!“ Balin ging es nicht anders, dennoch sagte er neckend: „Sag mir bitte nicht, dass auch du jetzt vorhersehen kannst! Eine Seherin im Haus ist genug!“ Moran lächelte sanft und Balins Herz schmolz. Seine Frau war vielleicht leicht zu ängstigen, aber sie überwand ihre Angst für ihre Familie. Und blieb dabei immer das sanfte Wesen, in das er sich vor nun bald 20 Jahren verliebt hatte. Balin war bewusst, dass sie beide den Zenit ihres Lebens wohl überschritten hatten, er war nun bereits vierzig Jahre alt und Moran näherte sich auch dieser Grenze. Aber er wollte die Hoffnung auf ein gemeinsames Altwerden irgendwo in Ruhe und ohne Angst nicht aufgeben. „Komm, Liebste“, sagte er mit tiefer Stimme, „lass uns für ein glückliches Ende beten.“
    Er nahm ihre Hand und gemeinsam gingen sie in die alte Kirche der Stadt, um bei den Göttern für ihre Kinder und auch sich zu beten. Wer sie sah, tuschelte leise, denn in der Zwischenzeit hatten alle von Nialls Festnahme gehört. Viele waren empört, denn Niall war beliebt, außer bei denjenigen, die selbst hatten Unrecht begehen wollen und die er daran gehindert hatte. Aber niemand besaß den Mut, dies den Eltern zu sagen, denn es hätte als Kritik an Nozak verstanden werden können. Nur Tiram, die Heilerin, kam offen heran und nahm Moran in den Arm.
    „Bald werden die Zeiten anders, durch tapfere Menschen wie Euch. Glaubt immer daran, Moran. Eure Kinder werden diese Prüfung überstehen!“
    Moran sah sie erschrocken an, ängstlich darauf bedacht, dass niemand Verdacht gegen Zaramé oder Niall hegen sollte. Aber Tiram schüttelte beruhigend den Kopf. „Niemand wird von mir etwa s erfahren, Moran. Ich stehe auf Eurer Seite!“ Die dunklen Augen, die Moran an irgendjemand erinnerten, schienen in ihr Innerstes zu sehen. Die Erinnerung wurde mächtiger und plötzlich sah Moran in den Tiefen der schwarzen Pupillen die Kristallkugel von damals!
    „Arami?“, fragte sie zitternd. Tiram lächelte weise und strich ihr über die Wange. „Wir werden uns bald wieder sehen, Moran.“ Dann raffte die alte Frau ihren Umhang und verschwand durch den dunklen Seiteneingang der Kirche.
    Balin packte Moran am Arm und schob sie zum Hauptportal hinaus. Draußen empfing en sie Dunkelheit und feuchte Kälte und sie beeilten sich nach Hause zu kommen. Zaramé wartete bereits voller Sorge. Sie war ruhelos vor dem Feuer auf- und abgelaufen und hatte sich die schlimmsten Dinge vorgestellt, welche den Eltern hätten widerfahren können.
    „Wo wart Ihr denn nur?“, überfiel sie die beiden wütend. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“
    Balin nahm sie in die Arme und drückte sie , bis ihr die Luft wegblieb.
    „Wir haben zuerst gebetet und dann eine alte Bekannte getroffen. Aber das nächste Mal fragen wir vorher, Mutter!“, lachte er. Zaramé nickte, als wäre es ernst gemeint gewesen. Dann sah sie den Schock in ihrer Mutter Augen. „Wen habt ihr getroffen, Mutter?“
    „Tiram ist Arami, die Hellseherin aus Sorimok, Zaramé!“, flüsterte Moran. Zaramé riss die Augen auf, als sie nun die Andeutungen der Elfenkönigin verstand und keuchte: „Und Arami ist Azriel! Sie ist hier? Warum hilft sie uns nicht?“ Als sie die verständnislosen Blicke der beiden sah, wurde ihr klar, wie viel Wissen aus dem Buch von ihr und Niall nicht an die Eltern weitergegeben worden war. Was konnte

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