Die Prophezeiung
Schönheit des Drachen beeindruckt gewesen. Aber es war doch seltsam, dass Karim das Bild nicht mochte, denn wie er selbst gesagt hatte: Es war darauf das Ende seiner Feinde dargestellt! Also sollte es ihm eigentlich gefallen! Yolofas Stimme riss sie aus ihren wirren Gedanken.
„Geh nun, Kind. Wir werden in Gedanken bei dir sein. Sei achtsam und handle rasch, ehe der Prinz dir zuvorkommt!“
Zaramé verabschiedete sich von den Elfen , eilte den Weg zurück durch den Sumpf und schlüpfte vorsichtig aus dem Gang hinaus auf die Straßen der bereits stillen Stadt. Erleichtert, dass nun die Zeit des Handels gekommen war, betrat sie das Haus der Eltern. Als sie die Türe vorsichtig schloss, fuhr Moran auf dem Stuhl vor dem Feuer herum. Tränen glänzten auf ihren Wangen und Zaramé ahnte, dass Furchtbares geschehen war. Sie war zu spät gekommen, Karim hatte bereits zugeschlagen! Die nächsten Worte der Mutter bewiesen es ihr sofort.
„O Zara mé! Ich dachte schon, er hätte dich nicht mehr gehen lassen. Er hat Niall gefangen nehmen lassen. Sechs Wachen waren hier und haben ihn zum Verhör geholt!“
Zaramé wurde eisig kalt. „Wessen klagen sie ihn denn an, Mutter? Er hat doch nichts getan!“, flüsterte sie.
„Sie sagten, er hätte betrogen! Ausgerechnet Niall, der so gerecht und ehrlich ist! Dein Vater ist zum Schloss hinauf, um Näheres zu erfragen. Ich hoffe nur, sie behalten ihn nicht auch gleich noch!“, weinte Moran verzweifelt. Zaramé kniete vor der Mutter nieder und streichelte deren raue Hände.
„ Bleib ruhig, Mutter! Sie werden ihnen nichts tun. Denn sonst verliert Karim mich, das weiß er genau! Sie werden mich erpressen in die Burg zu ziehen, denke ich!“
In aller Deutlichkeit sah Zaramé ihr Schicksal vor Augen. Nein , das durfte niemals so geschehen. Sie sah Niall vor sich - in Ketten und geschlagen – ihre Zukunft, ihre Liebe. Nein, Niall musste so bald wie möglich befreit werden. Fieberhaft überlegte sie, wie sie es anstellen könnte. Momentan konnte sie die Mutter nicht allein lassen. Sie würde warten müssen, ob Balin heimkäme und wenn nicht, Tiram bitten zu kommen. Und dann könnte sie über Jelina, den Rosensumpf, unbemerkt in die Burg …
Plötzlich flog die Tür auf und Balin stürm te mit lodernden Augen herein. Hinter ihm knallte die Türe wieder zu. Er war außer sich vor Wut.
„Angeblich hat er das Pferd des Prinzen verkehrt beschlagen und nun geht es lahm . So eine widerwärtige Lüge! Ich durfte nicht zu ihm“, schimpfte Balin unbeherrscht. Dann sah er die beiden Frauen an. In Zaramés Augen sah er, dass sie genau wusste, was er nicht sagen wollte, aber musste. Zaramé nickte ihm ruhig zu. „Karim will nur mit mir darüber sprechen, nicht wahr, Vater?“
Balin stützte verzweifelt den Kopf in die Hände. „Ich bin nicht dafür, das kannst du dir denken, mein Kind. Aber was können wir sonst tun?“
Moran schluchzte: „Zaramé darf nicht gehen, er wird sie nicht wieder aus der Burg lassen und Niall auch nicht, das ist doch klar!“ Balin zog seine Frau an sich und hielt sie fest. Nun war es wohl soweit, die nächste Vorhersage Aramis traf ein: „Zieht die Kinder groß und bindet sie stark aneinander, denn nur zusammen werden sie diese dunkle Zukunft, die vor unserem Volk liegt, abwenden können.“
Niall war also auf Zaramé angewiesen und sie würde es schaffen ihn zu retten. Denn Arami hatte gesehen, dass die dunkle Zukunft abgewendet werden würde. Oder hatte sie nur gesagt, dass nur diese beiden zusammen es überhaupt vermochten? Das hieße noch nicht, dass es sicher war, oder?
Balin konnte nicht länger darüber nachdenken, denn Zaramé fragte ihn leise: „Wann soll ich gehen, Vater?“
„Morgen vor dem Mittagsmahl, vorher möchte er nicht gestört werden! Dieser Möchtegernherrscher! Wenn man bedenkt, wie oft du ihm geholfen hast…!“
Zaramé zuckte die Achseln. Allein an ihren Augen erkannten die Eltern, dass sie nicht so gelassen war, wie sie tat. Glühendes, brennendes Rot gleich unkontrollierbaren Flammen erhellten das schöne Gesicht dieses Mädchens mit den besonderen Gaben und der schweren Zukunft! Sie wusste: Das Gestern war gleichgültig für Karim, ihm bedeutete das Morgen alles. Aber nicht nur ihm, auch für Zaramé war es von größter Bedeutung. Noch ahnte Karim nicht, wer sein wirklicher Feind ist. Aber das würde sich bald ändern!
Am späten Vormittag machte sich Zaramé, der man die schlaflose Nacht nicht ansah , auf den Weg zur
Weitere Kostenlose Bücher