Die Psi-Agenten
wirkten vielleicht ein wenig unheimlich. Alles andere war lediglich plump und häßlich: die fettige helle Glatze, eingerahmt von ein paar farblosen Haaren, die lange Nase und der ängstlich verzogene Mund mit den vorstehenden Schneidezähnen. Wenn mich jemand gefragt hätte, aus welchem Grund Charles Greenall in Einzelhaft saß, so hätte ich auf irgendeine sexuelle Perversion getippt – auf die Verführung von kleinen Kindern oder das Stehlen von Damenunterwäsche.
Wie um meine Gedanken zu bestätigen, begann er sich an den Schenkeln zu kratzen, mit einer unbekümmerten, angestrengten Art, die den Vergleich mit einem Schimpansen aufdrängte. Aber Charles Greenall war kein Tier; er besaß zweifellos hohe Intelligenz – ein verstörter, armseliger Mann, den Corts Verhörbeamte so lange bearbeitet und gequält hatten, bis er unter der Belastung zusammenbrach und gestand, nur um in Ruhe gelassen zu werden.
Ich wandte mich vom Bildschirm ab. »Können Sie das Ding nicht ausschalten?« fragte ich.
Richard Havenlake und Cort sahen mich an. Richard hatte in einem Sessel neben Corts Schreibtisch Platz genommen und kaute an seiner geschwärzten alten Pfeife herum. Seit dem Tod seiner Frau vor zwei Jahren war er sichtlich gealtert. Er hatte zugenommen, und seine widerspenstige Haarmähne sah grau und schütter aus. Auch seinen schäbigen, verbeulten Kleidern merkte man an, daß er sich wenig um sein Äußeres kümmerte.
Cort war das völlige Gegenteil – ein schlanker Endfünfziger mit einem glatten, sorgfältig rasierten Gesicht, das irgendwie an einen rosigen Babypopo erinnerte. Seine grauen Augen strahlten Kälte aus. Er saß mit korrekt gebundener Eton-Krawatte und vornehm unauffälligem Nadelstreifenanzug hinter seinem Manager-Schreibtisch. Nun hielt er den Kopf ein wenig schräg und musterte mich mißbilligend. Es war von Anfang an klar gewesen, daß Cort mir nicht traute, daß er mich haßte. Das Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit. Er verkörperte alles, was ich an der englischen Mentalität so haßte – den Public-School-Absolventen, Gardeoffizier, Klubmenschen und Angehörigen jener privilegierten Clique, die trotz laut verkündeter Chancengleichheit stets die Fäden der Macht in der Hand hielt.
Was verband ausgerechnet Richard, der überhaupt nichts von äußeren Formen hielt, mit diesem feinen Pinkel? Aber diese Frage war sinnlos. Ich wußte recht gut, wie alles begonnen hatte. Becky Schofield und ich hatten Richard ja selbst gedrängt, das Forschungsprojekt von Portfield zu übernehmen. Damals allerdings hatten wir keine Ahnung von den Folgen, deren Schatten noch heute, sieben Jahre später, über uns hingen.
»Eine konstante Überwachung ist in solchen Fällen unentbehrlich.« Selbst Corts Stimme verriet seine Eton-Erziehung.
»Aber ich nehme doch an, daß es sich hier nur um einen Nebenanschluß handelt?« Ich deutete auf den Bildschirm. »Sicher haben Sie für diese Art von Arbeit Ihre Spezialisten. Oder bereitet Ihnen der Anblick ein besonderes Vergnügen?«
Mit Befriedigung stellte ich fest, daß seine rosige Gesichtsfarbe um einen Ton dunkler wurde. Ohne mich zu beachten, wandte er sich an Richard.
»Sie haben Dr. Moray die Angelegenheit erklärt?«
»Wir gingen die Akte gemeinsam durch und diskutierten den Fall anschließend«, sagte Havenlake.
»Und zu welchem Ergebnis sind Sie gelangt?«
Havenlake spielte mit seiner Pfeife. »Es ist noch zu früh, um von Ergebnissen zu sprechen. Dieses Geständnis, das er später widerrief …«
»Für mich steht fest, daß er nur gestand, um endlich in Ruhe gelassen zu werden«, warf ich ein. »Als er dann erkennen mußte, daß die Verhörbeamten weiter auf ihn eindrangen, nahm er seine Aussage zurück.«
Cort hielt den Blick immer noch auf Havenlake gerichtet, als sei ich nicht im Zimmer. »Das Geständnis spielt überhaupt keine Rolle – logisch gesehen muß Greenall der Schuldige sein.«
Richard schob die Pfeife in die ausgebeulte Jackentasche. »Sie sind völlig sicher, daß der Verrat nicht von anderer Seite erfolgt sein kann? An dem Projekt arbeitet doch ein ganzes Team mit…«
»Was Sie andeuten, ist ausgeschlossen«, fiel ihm Cort ins Wort. »Jeder Verdacht gegen andere Personen hat sich als unhaltbar erwiesen.«
»Und doch ist es Ihnen nicht gelungen, irgendwelche Kontakte zum Gegner festzustellen«, sagte ich. »Greenall erklärte trotz intensiver Verhöre, daß er niemals Informationen weitergegeben habe. Die Justiz spielt hier eine
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