Die Psychonauten
Zwang.
Aus der Tür brauste ein Orkan aus Licht. Er umspielte Fatima, riß ihre Haare hoch, ließ die Kleidung flattern und jagte auf die Ghouls zu, ohne uns dabei zu meinen.
Die Wiedergeborenen und jetzt Veränderten, die sich Psychonauten nannten, konnten diesem Orkan nichts mehr entgegensetzen. Zwar versuchten sie, sich dagegen anzustemmen, es gelang ihnen nicht. Der magische Orkan, die Abrechnung der alten Geister war starker. Jeder Ghoul wurde hoch und hinein in die offene Tür gerissen, wobei er auf das strahlende Dreieck mit dem Allsehenden Auge zujagte und sich auflöste.
Die Körper zitterten noch, sie bäumten sich auf. Rücken bogen sich durch, bevor sie zerplatzten und staub-oder fahnengleich in der Unendlichkeit verschwanden.
Für immer diesmal…
Fatima, Suko und ich waren nur Zuschauer. Ich blieb nicht mehr stehen. Die letzten Körper der hundeköpfigen Ghouls huschten an mir vorbei, als ich auf Fatima zulief und meine Hände auf ihre Schultern legte. Sie drehte den Kopf, weil sie die Berührung gespürt hatte. Dabei trafen sich unsere Blicke. Das Mädchen sah so aus, wie ich es kennengelernt hatte. Sie war Fatima und nicht mehr die Prinzessin.
»Da ist es«, sagte sie leise. »Das Wissen der Alten Welt, der Alten Zeit. Willst du hinein?«
Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Die Vorgänge hatten mich einfach zu stark abgelenkt.
Es reizte mich, vieles zu erfahren, vielleicht sogar alles. Aber war es wirklich gut, so viel zu wissen. Jedes Wissen hat seinen Preis. Bestimmt hätte auch ich einen Preis zahlen müssen. Ich wußte, wo etwas verborgen war, und ich dachte wieder an den Rat der echten Psychonauten, die mir erklärt hatten, daß die Welt für das große Wissen nicht reif war. Ihr drittes Auge war verkümmert. Meines vielleicht auch. Möglicherweise kam einmal die Zeit, wo ich es riskieren konnte, ohne Gefahr zu laufen, selbst wahnsinnig zu werden oder zu vergehen. Ich schaute hinein in die Helligkeit, ohne geblendet zu werden. Ich sah das Allsehende Auge, dahinter die Wand, über die Schriften und Zahlenkombinationen flössen, die vielleicht sogar der erste Computer auf dieser uns bekannten Welt war.
»Entscheide dich, John. Ich kann dieses Tor nicht mehr lange offenhalten. Der Geist der Prinzessin hat mich verlassen. Bitte…«
»Ich habe mich entschieden, Fatima. Schließe das Tor wieder! Ich werde nicht hineingehen!«
Nach dieser Entscheidung ging ich zurück, und Fatima ließ die Arme sinken. Aus der Helligkeit drückte sich wieder etwas hervor und glitt auf die Wand zu. Es war das Tor, das diesen Teil des Stollens fugendicht verschloß. Der Welt wurde somit ein Geheimnis vorenthalten. Ich schaute zu, wie der Blickwinkel sich verkleinerte, schließlich nur mehr ein Spalt war, dann sah ich nur noch die Mauer, die vom Ficht der am Boden liegenden Fackeln angeleuchtet wurde.
Nichts wies mehr darauf hin, was sich noch vor kurzem hinter den Steinen gezeigt hatte.
Ich drehte mich langsam um und sah Sukos Blick auf mich gerichtet. Mein Freund nickte mir zu. »Du hast Großes geleistet, indem du zurückgetreten bist. Ich an deiner Stelle hätte nicht anders gehandelt, glaub mir! Manchmal ist es besser, wenn man nicht nach vorn geht.«
»Das glaube ich auch!« flüsterte ich, noch immer unter dem Eindruck des Erlebten stehend. Ich hatte mit meiner Person genügend Probleme, denn auch ich war wiedergeboren worden.
Allein diese Tatsache griff immer wieder in mein Leben ein. Fatima lehnte sich an mich. »Was habe ich für eine Angst ausgestanden«, flüsterte sie. »Aber wir haben es geschafft, das ist gut.«
»Und ob, meine Liebe.« Ich nickte Suko zu. »Wir löschen die Fackeln und verlassen die Gegend hier.«
»Aber wir müssen sehen!« rief das Mädchen.
»Klar, Fatima. Aber wozu gibt es Taschenlampen?«
Da lachte sie, und es hörte sich befreiend an.
Ich aber warf noch einmal einen Blick auf die Mauer. Die Esoteriker hatten wohl recht, aber sie wußten nicht, wo sich dieser geheimnisvolle Raum verbarg.
Ich jedenfalls würde mein Wissen für mich behalten. Suko und Fatima ebenfalls…
***
Es war sehr still draußen. Deshalb hörten wir auch das Stöhnen des Menschen so deutlich.
Wir liefen dem Geräusch nach und sahen einen dicken Mann, der auf dem Boden hockte und ein Taschentuch gegen seine blutende Stirn preßte. Es war Ibrahim Kasnei, unser Aufpasser.
»Was ist los?« fragte ich besorgt. »Geht es Ihnen schlecht?« Ich kniete mich neben ihn.
Er ließ das Tuch
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