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Die Psychonauten

Die Psychonauten

Titel: Die Psychonauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Dein Ende ist ein neuer Anfang!
    Tausende von Stimmen umschwirrten sie. Es war ein Zischeln, ein Raunen, ein Flüstern. Sie sah Schatten, Gesichter, manchmal verzerrt, dann wieder starr, göttergleich.
    Sie glaubte sich in anderen Welten zu sehen, durchreiste Raum und Zeit. Ihr Körper war der Motor, der nie versiegen sollte und aus unerschöpflichen Reserven neue Kraft hervorholte.
    Sie hieß Fatima. Man hatte ihr oft bestätigt, daß sie ein hübsches Mädchen war. Das mochte im allgemeinen stimmen, aber nicht jetzt, wo sie sich so quälte. Es zeichnete sich das auf ihrem Gesicht ab, was sie erlebte. Die einzelnen Stadien liefen unter den dunklen, glatten Haaren wie ein Film ab.
    Der Traum riß sie in die Tiefe. Ein Sog tat sich vor ihr auf und verschlang sie.
    Fatima erlebte die Stationen ihres Lebens. Sie kippte hinein in gewaltige Tiefen, sah sich als kleines Mädchen bei ihrer Mutter auf dem Schoß sitzen, hörte die Lieder des Kindermädchens, vernahm die hellen Stimmen ihrer Schulkameradinnen und sah die hellen Mauern des Schweizer Internats, in dem sie ihre Ausbildung erhalten hatte. Dahinter zeichneten sich die Berge ab. Eine gewaltige graue Mauer mit schneebedeckten Gipfeln, die plötzlich zusammenschmolzen, um einem anderen Bild Platz zu schaffen. Es war ein Gesicht, böse und grausam. Im nächsten Augenblick wieder asketisch und mit fast gütigen, wissenden Augen. Sie wußte genau, daß es dieses Gesicht war, das sie hineinholen wollte in ein anderes Reich.
    Dann verschwammen die Züge. An ihren Rändern bekamen sie einen pechschwarzen Glanz, der sich in einer Wolke aus Ruß auflöste. Die einzelnen Wolkenteile veränderten sich abermals.
    Aus ihnen entstanden schreckliche Gestalten. Mischungen zwischen Tieren und Menschen.
    Fatima stöhnte. Ihr Mund stand offen, die Augen hielt sie geschlossen. Dennoch glitzerten Tränen in den Winkeln. Sie liefen bis zu den schon feuchten Wangen hinab, wo sie sich mit den anderen vereinigten. Die Haut dort war stark gerötet und schien so heiß zu sein, daß die Tränen jeden Augenblick kochen konnten.
    Fatima flüsterte Worte, die stockend über ihre Lippen drangen. Es hörte sich an wie ein Gebet. Zudem bewegten sich ihre Hände unruhig, glitten auf-und ineinander, verkrampften sich, und die Worte aus ihrem Mund blieben. Sie gaben ihr Kraft. Das Unterbewußtsein hatte sich aufgelehnt und verdrängte die Bilder des Schreckens aus ihrem drogengepeinigten Hirn.
    Auf einmal war sie wach!
    Es war wie ein Strahl, auf dem sie ritt und der sie von einem Zustand in den anderen katapultierte. Fatima öffnete die Augen. Die Dunkelheit hüllte sie ein wie dichte Watte. Es gab keinen Lichtschimmer, der über ihre Augen geglitten wäre. Alles war tiefschwarz, beängstigend, düster und geräuschlos. Trotzdem wußte sie, wo sie sich befand. Der Traum wirkte noch nach. Vorsichtig hob sie die Hand und wischte damit über ihr Gesicht. Sie putzte einen Teil der Tränennässe und des Schweißes weg. Ihre Augenlider flatterten. Zwar atmete sie, doch die Stöße flössen abgehackt über ihre Lippen.
    Das Herz schlug!
    Irgendwie empfand Fatima darüber eine wilde Freude. Das Herz schlug, sie war nicht tot! Das andere, das Schlimme lag hinter ihr. Überstanden hieß das Wort.
    Doch für wie lange?
    Jemand hatte ihr gesagt, sie müsse unbedingt gehorchen. Bereits im Internat war der Kontakt hergestellt worden. Da war der Mann gekommen, um ihr zu berichten, daß sie auserwählt worden war. Die Gruppe, die hinter ihm stand, war mächtig, und der Unbekannte hatte davon gesprochen, daß sie bald die Welt beherrschen würde, wenn sie an das Wissen herankamen.
    Das Wissen der Welt!
    Auch wieder ein Schlagwort, über das Fatima nachgedacht hatte. Es hing mit ihr unmittelbar zusammen, aber auch mit anderen Dingen, über die sich der Fremde nicht näher ausgelassen hatte. Jedenfalls war sie seinem Wunsch — oder war es ein Befehl? —, nach London zu fahren, gefolgt. Ahnungslos, auch voller Freude, schließlich lebten in der Stadt an der Themse ihre Eltern.
    Als sie daran dachte, richtete sie sich auf. Die Erinnerung glich einem Stichwort. Fatima spürte auf ihrem Rücken die Gänsehaut, diesen kalten Schauer, der nicht weichen wollte.
    Sie sah die Szene vor sich, als würde ein Film in Zeitlupe ablaufen. Vater und Mutter hatten sie erwartet. Sie waren von Heathrow in die Stadt gefahren.
    Es war dunkel gewesen. London versank bereits in den blauschwarzen Schatten der Nacht, obwohl die zahlreichen

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