Die Psychotherapie der Hildegard von Bingen
sollte ich mich zurückhalten? Gott selber hat mir doch das alles gegeben. Warum sollte ich mich nicht austoben und die Lebenslust aus vollen Zügen genießen? … Ich schäme mich nicht über meine zügellosen Triebe. Viele leben blind in den Tag hinein, ich dagegen kenne das wahre Leben genau und lebe mich hemmungslos vollständig aus.«
Die Vergnügungssucht äußert sich im Genuss am materiellen Leben und der Sehnsucht nach Perversion und Ekstase. Die unangebrachte Lustigkeit und das zynische Gelächter haben eine gewisse Beziehung zur Sexualität. Die Stimmungshormone Serotonin und Endorphine, die das törichte Lachen auslösen, erregen auch die Sexualorgane:
»Zuweilen treibt dieses Lachen durch die starke Erregung nicht nur die Tränen aus den Augen, sondern auch den Schaum aus dem Samen … Wenn der Mensch sich durch zu starkes Lachen überfreut, dann füllen die Hormone zuerst die Lenden, dann die Milz derartig auf, dass sogar das Herz und die Leber angegriffen werden. Wie aber Traurigkeit und Zorn den Menschen schwächen und austrocknen, so schädigt auch das unangebrachte Gelächter die Milz, schwächt den Magen und stört den Stoffwechsel.«
Durch die Wirkung der unangebrachten Vergnügungssucht lassen sich die Menschen zu großen Gemeinheiten hinreißen: Sarkasmus, Zynismus oder Ironie. Zynismus ist wie Gift und hat mit Humor wenig zu tun. Hildegard warnt sogar davor, weil dadurch die Milz und damit auch das Herz geschädigt werden können. Die Milz ist der Filter für alle Säfte, die das unterstützen.
Heilende Worte und Bild der Sehnsucht nach dem Leben
»Du Splitternackte! Warum wirst du nicht schamrot? Das blinde und platte Leben betrachtest du bereits als das richtige wahre Leben, obwohl du noch nicht einmal einen schwachen Schatten von der ganzen Lebensfülle kennst. Du missachtest alle Grenzen des menschlichen Zusammenlebens und zerstörst das volle Leben, in dem das Diesseits mit dem Jenseits verbunden ist. Ich weiß, dass dieses Leben wie Heu vergeht, und sehne mich nach der Ewigkeit, die nie vergeht.
Ich lebe mit allen Geschöpfen in himmlischer Harmonie. Alle Engel und guten Geister umgeben mich. Das ist meine große Freude und Sehnsucht. Ich lasse mich niemals mehr von ihnen trennen.«
Organische Auswirkungen des Zynismus
Die Angriffsziele des Zynismus sind die Milz, das lymphatische System und die Erkrankungen des autonomen Nervensystems in der Region der Halswirbelsäule, ganz speziell mit Schäden am siebten Halswirbel. Diese Nervenregion kontrolliert Hals, Nase und Ohren, besonders die Haut und Schleimhäute der Nebenhöhlen und der Bronchien. Darüber hinaus werden von diesen Nerven die Armmuskulatur, Ellbogen und die Finger bewegt. Probleme mit diesen Nerven führen zu Fingerarthritis, Schwellungen und Schmerzen der Hand sowie zum Karpaltunnelsyndrom. Die Milz ist mit dem Ab- und Aufbau der roten Blutkörperchen beschäftigt. Bei einer Störung der Milzfunktion können die dabei frei werdenden Schlackenstoffe nicht optimal entfernt werden, wodurch es zu einem Anstieg von Schwarzgalle und Cholesterin, dem Baustein der Zellmembranen, kommen kann. Dadurch werden viele schwere seelische und körperliche Krankheiten ausgelöst, die unter dem Begriff »Schwarzgalligkeit« zusammengefasst sind: Depressionen, Migräne, Motivationsverlust, Verlust der Heilungs- und Regenerationskraft, Gallen- und Nierensteine, Degenerationen von Gelenken, Muskelschwäche und die Auslösung von Autoaggressionskrankheiten. Nach Hildegard ist die Schwarzgalle bei der Auslösung von fast allen schweren inneren Krankheiten beteiligt. Beim Hildegardschen Aderlass wird die Schwarzgalle und damit die auslösende Ursache von vielen Krankheiten beseitigt.
Darüber hinaus ist die Milz für das gesamte lymphatische System und damit für die Entfernung von Toxinen und Schlackenstoffen aus dem Bindegewebe verantwortlich. Die Hildegardsche Schröpftherapie ist in der Lage, die Schmerz- und Schlackenstoffe an Ort und Stelle zu beseitigen, wenn die Milzfunktion geschwächt ist. Vor allem aber ist die Milz ein Abwehrorgan, in dem wichtige Abwehrstoffe gebildet werden, die an der Beseitigung von Bakterien, Viren, Pilzen und Allergenen im Blut beteiligt sind. Dazu gehören die Immunglobuline, die Lymphozyten, die Fress- und Killerzellen. Bei amerikanischen Medizinstudenten konnte beobachtet und gemessen werden, dass die Konzentration der Abwehrzellen beim Anschauen von Filmen über das liebende Wirken von Mutter Teresa
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