Die Psychotherapie der Hildegard von Bingen
Aufrechterhaltung unserer Gesundheit brauchen. Zusammen mit den kosmischen Energien unserer Seele sind die göttlichen Kräfte unser eigentliches Heilungszentrum, von dem alle Heilungen ausgehen. Niemand kann heilen, kein Arzt hat je eine Heilung zustande gebracht. Was heilt, sind die Kräfte unserer Seele. Heilung läuft ohne unser Zutun ab, wenn unsere Seele und die Gegenwart Gottes sich berühren. Wie immer wir es auch nennen – eins sein mit Gott, ein Gefühl, zu Hause zu sein, mit dem Universum verbunden zu sein –: Sobald wir uns mit den kosmischen und göttlichen Kräften in unserer Seele verbinden, stehen uns grenzenlose Heilkräfte zur Verfügung. Alle Aktivitäten, die uns mit dem Göttlichen in Verbindung bringen, führen zur Heilung, zum Heil, zur Vitalität und zur spirituellen Gesundheit, einer Voraussetzung körperlicher Gesundheit.
Jeder Einzelne findet irgendwann in seinem Leben Möglichkeiten, sich mit der göttlichen Energie aufzutanken, das mag individuell ganz verschieden sein. Einige unter uns lieben eine herzhafte Begegnung mit Gott im freien Gespräch, wie mit einem Freund oder im Gebet, in den Psalmen, in der Meditation, im Tanz und Gesang, beim Malen, in der Gartenarbeit, beim Schwimmen im Meer, Bergwandern oder einfach beim Spaziergang durch den Wald. Alle kreativen Tätigkeiten sind geeignet, uns mit der göttlichen Heilungsenergie zu verbinden.
In der Hildegard-Heilkunde ist daher das Eingreifen Gottes in den Heilungsprozess eine erwünschte Notwendigkeit, das heißt, die Begegnung mit Gott ist eine unabdingbare Voraussetzung für den Heilungsprozess, weil Gott selbst das heilende Prinzip im Menschen ist. Eine echte Heilung kann nur im Namen Gottes erfolgen, denn der Name »Jesus« heißt: »Der Herr heilt, rettet und befreit.« Mit Sicherheit ist das Fehlen dieser persönlichen Beziehung die Ursache dafür, dass es heute so wenig echte Heilungen, sondern nur noch Symptomverschiebungen gibt, zum Beispiel mit Antibiotika: Die Infektion ist weg, dafür ist die Darmflora zerstört. Alle Ärzte, von Hippokrates bis Paracelsus, haben dieses göttliche Prinzip gekannt, sogar in den Naturreligionen wird durch das Eingreifen einer höheren Macht geheilt.
Aber nicht nur in der Heilkunde, sondern auch in allen Bereichen unseres täglichen Lebens, in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, ist die Gottesvergessenheit die Ursache vieler Misserfolge und Katastrophen. Die geistige und seelische Umnachtung ist Ursache der verheerenden psychosozialen Fehler, mit denen sich einige wenige auf Kosten der meisten Menschen bereichern.
Destruktive Worte und Bild der Gottesvergessenheit
Menschen, die das göttliche Prinzip aus ihrem Bewusstsein streichen, richten sich ihr Leben nach ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen ein. Im Mittelpunkt steht nun nicht mehr Gott, sondern das Ego, alles dreht sich nur noch um sie selbst.
»Die Gottlosigkeit ist eine Folge der Bequemlichkeit. Die Menschen, die im Dienst für das Leben lahm geworden sind, vergessen Gott und fallen in geistige und seelische Umnachtung. Sie haben kein Verlangen mehr nach Gott, weil sie ständig von Einflüsterungen diabolischer Geister beeinflusst werden. Gleichzeitig halten sie ihre eigenen Überzeugungen für gottgegeben. Die meisten Menschen unserer Zeit haben kein Verlangen mehr nach Gott, weil die persönliche Gottesvorstellung verschwunden ist: Oblivio, vom französischen j’ai oublié, ich habe vergessen, wer ich bin – ich habe keine Ahnung, einfach alles vergessen. Hildegard sieht in ihrer mystischen Schau die Gottesvergessenheit durch eine Sterneidechse symbolisiert. Die Eidechse erscheint in einer schwarzen nebulösen Wolke. Die Gestalt hat ihre Vorderfüße auf eine Nebelwolke gelegt und empört sich bei Gott, dass er sie vergessen hat. So dreht die Gottesvergessenheit den Spieß um, denn nicht Gott hat den Menschen vergessen, sondern der Mensch hat sich von Gott abgewendet. Dabei blockiert er sich selbst und stellt sich mit seinen Taten Gott in den Weg …
Weil die Menschen, die Gott aus ihrem Leben gestrichen haben, durch unnütze Gedanken viel Energie verlieren, sind sie oft kraftlos, benebelt und trübsinnig, eingehüllt in dunkle Wolken. Mit Grausamkeit und Rücksichtslosigkeit gehen sie vor und treiben einen unruhigen Lebenswandel:
»Warum sollte ich meinen eigenen Willen nicht durchsetzen? Ich weiß nichts von Gott, und er kennt mich auch nicht. Ich will nichts von ihm wissen, weil er mich auch vergessen hat.
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