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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Hand und drückt sie.
    Du hast mich eingesperrt , sagt Suki. Du hast mich eingesperrt, und jetzt will ich raus.
    Penny wacht mit einem Ruck auf. Sie keucht. Der Geruch ist real, und jemand hält ihre Hand. Es ist dunkel im Zimmer, dunkler als sonst. Trotzdem kann sie das Gesicht neben ihr auf dem Kissen erkennen.
    Es ist nicht Suki, sondern Isaac Handel. Er ist nur eine Handbreit von ihr entfernt, und sein Mund ist offen und lächelt.
    Schmutziger rosa Satin
    Caffery pflückt die Puppen auseinander und stellt fest, dass sie ein groteskes Sortiment von Körperteilen und Ausscheidungen enthalten. Aber anders als bei den Puppen, die Handels Eltern darstellen, besteht der Inhalt aus Dingen, die nicht gewaltsam genommen oder entwendet wurden: abgeschnittene Haare, Fingernagelsplitter, Kleidungsfetzen, zahlreiche zusammengeknüllte Papiertücher, verklebt von namenlosen Sekreten.
    Isaac hat die Zeit im Schlafzimmer seiner Eltern damit verbracht, Stücke von seinen Eltern abzutrennen, um sie in die Puppen zu nähen. Er hat die fehlenden Teile nicht gegessen oder aus dem Fenster geworfen. Er hat sie einfach mitgenommen.
    Mit den übrigen Puppen weiß Caffery weniger anzufangen. Er hat keine Ahnung, wen sie darstellen sollen, aber er vermutet, es handelt sich um Mitarbeiter und andere Patienten in Beechway. Eine männliche Puppe hat ein abscheulich aussehendes rotes Bonbon in einer Augenhöhle, in der ein Auge sein sollte. Caffery hat nicht vergessen, dass AJ überzeugt war, Handel habe einen der Patienten auf irgendeine Weise dazu gebracht, sich mit einem Löffel das eigene Auge herauszureißen. Moses.
    Penny hat gesagt, sie könne sich vorstellen, dass es auch für sie eine Puppe gebe. Er hat nichts gefunden, was sie darstellen könnte; also hatte Handel für sie vielleicht keine langfristigen Pläne. Da ist auch nichts, was auf AJ oder Melanie hinweisen könnte – was überraschend ist, denn als Leiterin der Klinik dürfte sie in Isaacs Augen Macht und Autorität bedeutet haben. Sie ist eine attraktive Frau in einer mächtigen Position, und selbst jemand, der so krank ist wie Handel, dürfte das erkennen.
    Caffery weiß nicht genau, ob das Fehlen dieser Puppen ihn beunruhigen sollte oder ob es ihn nur ablenkt. Er kritzelt eine Notiz auf den Rand seines Blocks, schiebt ihn zur Seite und widmet sich wieder den anderen Puppen.
    Zwei hat er zur Seite gelegt, um sie besonders gründlich zu untersuchen. Es sind die einzigen Puppen neben denen der Eltern, deren Augen zugenäht sind. Vielleicht stellen sie Leute dar, die Isaac ebenfalls aufs Korn genommen hat. Beide Puppen sind weiblich. Sie scheinen tot zu sein, aber sie sehen nicht verdreht und gefoltert und zerstochen aus wie Grahams und Louises Puppen, sondern liegen auf rosafarbenen schmutzigen Satinpolstern und haben die Arme auf der Brust gekreuzt. Die eine sieht übergewichtig aus und trägt ein grellrotes T-Shirt und rote Socken. Die andere ist mit einem schlichten Pyjama aus blauem Drillich bekleidet. Ihr Haar ist aus Seidenstreifen gemacht und hat die Farbe von weichem Käse. Ihr Körper ist nur ein mit Filz umwickeltes Drahtgestell. Sie sieht aus wie ein mit Haut bedecktes Skelett.
    Auf Cafferys Handy ist ein vor dem Tod aufgenommenes Foto von Pauline Scott. Er schaut die Puppe an. Er schaut das Foto an. Und betrachtet wieder die Puppe.
    Und greift zum Telefon.
    Ein rotes T-Shirt
    AJ sitzt in seinem Büro und durchsucht das Internet nach Artikeln über die Aufhebung der Sicherheitsverwahrung und die ambulante Weiterversorgung der Betroffenen und fragt sich, wie zum Teufel Isaac Handel angesichts all der »Sicherheitsvorkehrungen« einfach hat verschwinden können. Sein Telefon klingelt. Es ist DI Caffery. AJ steht auf und macht die Tür zu.
    »Ja – hi«, sagt er. »Ich wollte Sie eben anrufen. Wie läuft’s?«
    »Einigermaßen okay und dann auch wieder nicht. Sagen Sie, haben Sie sich das Zeug, das Sie mir gebracht haben, genauer angesehen?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Sie waren nicht neugierig?«
    »Neugier ist der Katze Tod. Dass mich das alles nicht interessiert, ist der Hauptgrund dafür, dass ich in diesem Job überlebt habe.«
    Ein kurzes, ironisches Lachen kommt aus dem Hörer. »Merkwürdig«, sagt Caffery. »Neugier ist der Grund, weshalb ich in meinem Job überlebt habe.«
    AJ räuspert sich. Er geht zum Fenster und schaut hinaus über das Gelände. Der Tag ist regnerisch, und von hier aus sieht er die Fenster der Station Myrte. Eine Etage höher dringt

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