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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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elektrisches Licht scheibchenweise durch die Lamellen der geschlossenen Jalousie in Melanies Büro. Er schließt seine eigene Jalousie und wendet sich vom Fenster ab.
    »Gibt es was Neues?«
    »Ja, was Gutes. Sie haben mich überzeugt. Ich nehme Ermittlungen auf.«
    AJ beißt sich auf die Lippe. Er denkt an das Licht in Melanies Fenster hinter ihm. »Bedeutet das, Sie müssen in die Klinik kommen?«
    »Ja. Sie wissen, dass wir die Sache ernst nehmen. Vielleicht können Sie auf Ihrer Seite alles in Ordnung bringen.«
    AJ legt das Gesicht in Falten. Was hat er sich gestern versprochen? Und hat er sein Versprechen gehalten? Nein.
    »Können Sie mir vielleicht einen Tag Zeit geben? Oder ist es dringend?«
    Darauf folgt eine winzige Pause. Caffery scheint zu zögern. »Einen Tag?«
    »Ja. Damit hätte ich Zeit, die … äh … Kanäle zu öffnen.«
    »Mir wäre es lieber, wenn es schneller ginge. Ich möchte gern heute Nachmittag oder spätestens morgen früh kommen. Wir müssen Gas geben – wir wissen ja nicht, wo Handel ist.«
    »Okay. Okay, ich tue mein Bestes.«
    »Tun Sie das bitte.« AJ hört, wie Caffery am anderen Ende mit Papier raschelt. »Und noch etwas, wenn ich Sie schon am Telefon habe. Ich müsste ein paar Fragen klären. Rotes T-Shirt und rote Socken? Sagt Ihnen das was?«
    AJ holt tief Luft. Das Herz hämmert in seiner Brust. »Rote Socken, rotes T-Shirt? Was heißt das?«
    »Die Puppen – sie sehen beliebig zusammengestückelt aus, aber sie sind es nicht. Ist Ihnen das nicht aufgefallen?«
    »Nein – ich meine, ich habe sie nicht genau angesehen.«
    »Jede Einzelne symbolisiert jemanden in Isaacs Leben. Die meisten sind wahrscheinlich Leute aus der Klinik, denn das sind die Einzigen, mit denen er in den letzten elf Jahren Kontakt hatte. Eine der Puppen trägt ein rotes T-Shirt und rote Socken. Deshalb die Frage.«
    AJ rutscht das Herz in die Hose. Er wünscht, er hätte sich alles, was passiert ist, nur eingebildet. »Zelda«, sagt er. »Die roten Socken und das rote T-Shirt? Wir hatten ständig Streit mit ihr wegen der Socken – die Mitarbeiter wollten sie nicht waschen, weil sie alles rosa färbten …« Er spricht nicht weiter. Seine Kehle ist trocken. »Mr Caffery, sind noch welche dabei, die aussehen wie jemand aus der Klinik?«
    »Wie Sie? Nein.«
    »Ääh … und was ist mit unserer Direktorin? Sie erinnern sich? Die Blonde?«
    »Vielleicht sollten Sie sich die Dinger ansehen, wenn ich komme. Eine ist dabei, die halte ich für Moses Jackson.«
    »Scheiße.«
    »Und eine sehr dünne Frau im Pyjama …«
    »Langes Haar? Blond?«
    »Ja.«
    »Pauline«, sagt er leise. »Sie war im Pyjama, als sie …«
    Er bricht ab. Vor seiner Tür sieht er Melanie. Sie lächelt und winkt ihm durch die Glasscheibe zu. Er lächelt matt zurück und hebt einen Finger. Eine Sekunde , formt er mit dem Mund. Er wendet sich ab und redet schneller.
    »Ich tue, was ich kann, um hier alles zu klären. Ich lasse es Sie wissen, wenn ich es geschafft habe.«
    »Okay. Ich will jetzt wirklich schnell etwas unternehmen, also …«
    »Ich muss jetzt auflegen. Ist kein guter Moment zum Reden.«
    »In Ordnung. Geben Sie mir so schnell wie möglich Bescheid. Ich warte.«
    »Wird gemacht.« Er drückt mit dem Daumen auf die rote Taste und nimmt sich einen Moment Zeit, um sich zu sammeln. Dann dreht er sich um und lächelt Melanie zu. Er winkt. »Komm rein.«
    Sie tritt ein. »Entschuldige – ich wollte nicht stören.«
    »Schon okay. Das war nichts weiter.« Sie fragt nicht nach einer Erklärung, aber er gibt ihr trotzdem eine. »Das war ein Vertreter. Ich weiß nicht, wer da unsere verdammten Nummern weitergibt. Hatte anscheinend was Dringendes mitzuteilen wegen meiner Risiko-Lebensversicherung. Kann ich dir einen Kaffee machen? Ist nicht der beste, aber ich werde tun, was ich kann.«
    »Schon gut, ich hatte gerade welchen.«
    AJ hüstelt nervös. Er hat gelogen. Er hat schon wieder gelogen. »Hast du … Ich meine, wolltest du etwas …?«
    Bevor er den Satz zu Ende bringen kann, klingelt das Telefon in seiner Hand wieder. Er erschrickt. Melanie schaut das Telefon an. Einen Moment lang packt ihn schreckliche Verlegenheit. Sein Herz rast, und er überlegt, was er sagen soll, wenn es noch einmal Caffery ist.
    »Na los.« Sie lächelt. »Ich kann warten.«
    »Ja. Ich meine, ich …« Zu seiner grenzenlosen Erleichterung sieht er, dass auf dem Display der Name »Patience« steht. Er schaut Melanie mit gequältem Gesicht an und hält

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