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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Besuch in der Klinik gibt.
    Das ist das große Problem. Es liegt hauptsächlich daran, dass Caffery anständig ist – aus unerwarteter und unerklärlicher Loyalität diesem Mann gegenüber. Aber diese Gefälligkeit kann nicht endlos ausgedehnt werden. Sobald das Team steht, muss er AJ den Hahn zudrehen und nach Beechway fahren, egal wie.
    Zeit für einen Kaffee. Er inspiziert seinen angestoßenen alten Becher – leer. Er nimmt ihn, steht auf und bleibt kurz stehen, um sich die Umgebungskarte an der Wand anzusehen. Es ist eine unprofessionell geführte Karte, denn es gibt Orte, die er mit einer Nadel hätte markieren müssen und nicht markiert hat – zum Beispiel den Steinbruch bei Elf’s Grotto und die Straße in der Nähe der Farleigh Park Hall. Trotzdem ist sie ihm eine Hilfe. Manchmal bringt sie ihn auf Gedanken, wenn er eine Inspiration braucht.
    Er schaut sie noch eine Zeitlang an. Als er merkt, dass er nicht weiß, wonach er sucht, schaltet er den Wasserkocher ein. Während er darauf wartet, dass das Wasser kocht, schaut er aus dem Fenster zu einer Nebelbank hinaus, die über den Hochhäusern aufsteigt. Was hast du vor, Handel?, denkt er. Was geht da durch dein verkorkstes Gehirn?
    Das Wasser kocht. Caffery brüht seinen Kaffee auf. Er gießt ein bisschen Milch dazu und will eben den Zucker hineinrühren, als ihm ein Licht aufgeht. Er lässt den Kaffee stehen, fährt herum und starrt quer durch das Zimmer.
    Die Karte. Die gottverdammte Karte.
    Er legt den Löffel weg, geht hinüber und bleibt mit verschränkten Armen vor der Karte stehen.
    Da ist es, klar wie der helle Tag. Gleich unterhalb der Upton Farm, eine kleine Eintragung.
    The Wilds.
    Wie man die Wahrheit sagt
    Endlich bringt AJ den Mut auf, zu Melanie zu gehen und ihr von Jack Caffery zu erzählen. Er klopft an ihre Tür, und als er eintritt, sitzt sie am Schreibtisch und lächelt ihm entgegen.
    »Hi«, sagt er vorsichtig. »Vorhin – wolltest du etwas Bestimmtes?«
    »Dich einmal in den Arm nehmen. Hallo sagen.« Sie lächelt betreten. Nichts lässt erkennen, dass sie weiß, dass er sie wegen des Telefonats belogen hat. »Alles okay?«
    »Ja. Ich meine, einigermaßen.«
    »Einigermaßen?«
    »Ja, ich … ich muss mit dir sprechen. Da ist etwas passiert.«
    »Etwas?«
    Er setzt sich. Legt Schlüssel und Telefon auf ihren Tisch – sieht ihr in die Augen. Durchsucht seinen Kopf nach dem ersten Satz der Rede, die er sich zurechtgelegt hat. Aber er platzt heraus: »Stewart ist krank. Er war bei der Tierärztin.«
    Melanie schaut ihn entsetzt an. »Bei der Tierärztin? Geht es ihm nicht gut?«
    »Doch – er wird wieder. Patience hat sich darum gekümmert.«
    »Mein Gott, das tut mir leid. Armer Stewart. Vielleicht hat er etwas gefressen, als er – du weißt schon …« Sie zieht die Stirn kraus. »Wo immer er da dauernd hinrennt.«
    »Vielleicht. Aber es ist okay. Er wird wieder.«
    »Das ist gut.« Sie lächelt wieder, und er lächelt blöde zurück. Sie wartet darauf, dass er etwas sagt, doch er bringt es nicht über sich, die Worte auszusprechen. Er ist ein Waschlappen. Ein Feigling. Ein windelweicher Drückeberger. Er sucht nach einer Möglichkeit, das Thema zu wechseln und seine Anwesenheit hier zu rechtfertigen. »Also.« Er deutet auf den Korridor, der aus dem Direktorenbüro zu der kleinen Küche führt. »Also. Was dagegen, wenn ich Kaffee mache?«
    »Aber gern. Ich nehme auch einen.«
    Er spürt ihren Blick auf sich, als er das Zimmer verlässt. Er weiß, dass sie weiß, da ist noch mehr. Er wird es sagen. Er wird es sagen. Er schüttet Wasser in die Kaffeemaschine, schaltet sie ein und nimmt die glänzenden Tassen heraus, und dabei spricht er leise vor sich hin: » Ich habe dich belogen, nicht weil ich bin wie die anderen, sondern weil ich das Richtige tun wollte …«
    Er stellt Milch und Zucker auf das Tablett. Die Kaffeemaschine macht ping , und er lässt den Kaffee in die Tassen laufen. Er hat Herzklopfen.
    Er legt zwei Kekse auf einen Teller, trägt das Tablett hinüber und stellt es auf ihren Tisch.
    »Danke.«
    »Gern geschehen.«
    Sie nimmt einen Schluck Kaffee, und er stellt seine Tasse auf den Tisch. Aber statt sich zu setzen und zu trinken, bleibt er stehen. Und schweigt. Schließlich merkt sie es. Sie lässt die Tasse sinken und schaut zu ihm auf.
    »AJ? Was ist los?«
    »Zelda Lornton. Pauline. Moses. Die Polizei will Ermittlungen einleiten.«
    Sie reagiert sofort und genau so, wie er es befürchtet hat. Sie wird bleich.

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