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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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herangehen – und schon gar nicht daran vorbei.
    »Komm jetzt, Alter.« AJ nimmt Stewart an die Leine und dreht ihn in Richtung Heimweg. »Was immer du dachtest, was da war, jetzt ist es weg. Lass uns frühstücken gehen.«
    Im Innern der Puppen
    Als Caffery in seinem Bett erwacht, tut ihm jeder Knochen, jedes Gelenk weh. Er liegt da, hält die Hände vor das Gesicht und fühlt den Schmerz wie eine Vorahnung des Todes. Dumpf und uralt. Es dauert lange, bis er vergeht und bis Caffery die Kraft zum Aufstehen findet.
    Dann sitzt er in der Küche mit einem Kaffee und wartet darauf, dass er wirkt. Als sein Kopf nach und nach in Bewegung kommt, begreift er, dass er sich so fühlt, weil über Nacht etwas mit ihm passiert ist. Etwas, das draußen in der realen Welt unaussprechlich wäre, aber für jemanden wie Handel mit seiner verdrehten Weltordnung tadellosen und abscheulichen Sinn ergibt. Er zieht den alten Pullover an, der auf dem Treppengeländer hängt, und holt seine Brille. Er sucht sein Schweizer Messer heraus, und mit dem Auftrieb, den das Koffein ihm schenkt, öffnet er die Tür zum Wirtschaftsraum.
    Das Fenster war über Nacht offen – einen Spaltbreit und gesichert –, sodass ein bisschen Luft hereinkommen konnte, und jetzt ist es eiskalt dort drinnen. Die frühe Morgensonne scheint durch das Fenster herein. Die Puppen liegen bewegungslos auf den Fliesen, und ihre Augen blicken starr zur Decke. Was haben sie an sich, dass er so sicher ist, sie liegen erst seit ein paar Sekunden so da? Und die ganze Nacht, während er schlief, waren sie in Bewegung? Sind vielleicht durch den Fensterspalt hinausgekrochen, zum nächsten Friedhof, und haben Grabsteine hochgestemmt?
    Er zieht seine Handschuhe an und nimmt die männliche Puppe. Graham Handel. Mit der Pinzette aus seinem Messer löst er sorgfältig die Nähte. Unter der äußeren Stoffschicht findet er eine Lage aus fleckigem Musselin. Sie ist mit Schriftzeichen bedeckt, aber Caffery kann sie nicht gleich entziffern oder auch nur erkennen, welche Sprache es ist, weil die Tinte stark verwischt ist. Er zieht die Außenhülle vollständig herunter und legt sie zur Seite wie eine abgezogene Miniaturhaut und macht sich daran, die Musselinschicht abzulösen. Darunter ist noch eine Schicht.
    Als er beide Puppen auseinandergenommen hat, liegen in seinem Wirtschaftsraum acht kleine Häute aus verschiedenfarbigen Materialien. Vier haben alle weiblichen Eigenschaften wie Brüste und breite Hüften, die anderen vier haben einen Penis. Verstreut zwischen den Textilhüllen liegen die anderen Dinge, die er im Innern der Puppen gefunden hat. Die Zähne, sieht er, sind nicht aus polierten Muschelschalen gemacht, wie er angenommen hat, sondern sie sind menschlich. Acht Stück, vergilbt und alt. Schneide- und Backenzähne. Zwei verfilzte Haarknäuel – eins blond, eins dunkel – und etwas, das für sein erfahrenes Auge aussieht wie die geschrumpften, mumifizierten Überreste menschlicher Ohren.
    Suki und der Schnee
    Der immer wiederkehrende Traum ist heute Nacht anders. Er fängt wie immer an in einem Raum mit glatten Wänden. Da ist der seidene Faden, der in einem Loch in der Decke verschwindet, aber diesmal ist es ein Draht. Und diesmal weiß Penny, dass der Raum in einem Wald liegt. Sie hört Vogelgezwitscher und riecht die frische Luft. Sie entdeckt eine Öffnung – und sieht Schnee. Sie steht auf, und da ist Suki, die im Schnee herumspringt, ein junger Hund, der mit flatternden Ohren in die Höhe hüpft und auf allen vieren landet. Sie schnappt nach den Schneeflocken und dreht sich um sich selbst, immer wieder, auf der Jagd nach der einen Flocke, die ihr entgeht.
    O Suki, Suki .
    Die Hündin hebt den Kopf und springt auf sie zu. Nasser Schnee und welke Blätter hängen in ihrem Fell – aber Penny ist so überglücklich, sie zu sehen, dass sie sie auf den Arm nimmt und sich hinsetzt, sie umarmt und das Gesicht in ihrem Fell vergräbt. Suki riecht wie ein nasser Pullover, und sie ist durchnässt, völlig durchnässt und eiskalt.
    Komm , sagt Penny, komm – damit wir dich abtrocknen können .
    Danke , sagt Suki mit tiefer Stimme. Danke – du warst immer so gut.
    Überrascht setzt Penny die kleine Hündin auf den Boden. Suki schaut zu ihr auf. Ihr Gesicht ist jetzt verändert – größer, gröber. Ihre Augen sind schmal wie die eines Menschen.
    Suki?
    Zur Antwort hebt Suki die Pfote. Aber es ist eine Menschenhand – groß und behaart wie die eines Mannes. Sie nimmt Pennys

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