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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Black«-Äpfeln, die in dem verlassenen Obstgarten am Ende des Waldes von den Bäumen fallen, ist sie glücklich. Dann krempelt sie sich die Ärmel hoch und fängt an, Gläser zu sterilisieren.
    Heute trägt sie eine Schürze und wuselt mit Schaumlöffeln und Stapeln von Siegelscheiben herum. Das Frühstück steht auf dem Tisch: Bananenpuffer, Toast, Kaffee und eins von den »Forager’s Fayre«-Gläsern, die er ihr mitgebracht hat. Er zieht die Jacke aus und begrüßt Stewart, und dann setzt er sich hin, schmiert Butter auf eine Scheibe Toast und streicht Marmelade darauf. Stewart beobachtet ihn von seinem Korb neben dem Herd aus.
    »Wie sich zeigt, ist dein Hund unter einem Wandelstern geboren«, sagt Patience angespannt. »Vielleicht ist er wie sein Herrchen – hat sich ’ne Freundin besorgt.«
    »Wieso? Wo ist er gewesen?«
    »Keine Ahnung. Hat sich irgendwo ausgetobt, nehme ich an.«
    »Patience, er ist kastriert.«
    »Hindert ihn nicht daran, einfach zu verschwinden. Vielleicht sollten wir dich auch kastrieren lassen.«
    AJ spürt die Spitze und überlegt, ob er Patience erklären soll, wo er gestern Nacht war und wo er heute Nacht wieder sein wird. Aber dann lässt er es bleiben. Sie ist eine erwachsene Frau, sie kann selbst draufkommen. Er bestreicht noch einen Toast mit Butter.
    »Bist du schon mal da oben hinter der Obstwiese gewesen?«, fragt er. »Die, wo ich die ›Kingston Black‹-Äpfel hole? Oben in The Wilds. Zwischen der Kirche und Raymond Atheys Land.«
    »Ich weiß, wo das ist, vielen Dank. Aber du wirst mich da oben nicht erwischen. Auf dem Hof auf der anderen Seite spukt es.«
    »Es spukt?«
    »Da sind Sachen passiert.«
    »Auf der Upton Farm, meinst du?«
    Patience antwortet nicht. Sie zieht einen gereizten Schmollmund, während sie geschäftig mit ihren Marmeladentöpfen herumklappert und sie vor ihm auf dem Tisch aufreiht, an dem er isst.
    Aber AJ ist noch nicht bereit, es dabei zu belassen. »Vor fünfzehn Jahren haben wir hier schon gewohnt. Auf der Upton Farm ist etwas passiert. Weißt du noch, was?«
    »Ich erinnere mich, dass da ein Junge verrückt geworden ist. Hat seine Eltern umgebracht. Muss ich noch mehr wissen?«
    »Seine Eltern umgebracht?«
    »Das hab ich doch gesagt.«
    AJ arbeitet schon so lange in der Psychiatrie, dass ihn nichts mehr schockieren dürfte. Er hat Serienkiller gekannt, die weit mehr als zwei Leichen auf dem Konto hatten. Trotzdem kann er sich nicht recht vorstellen, dass Isaac Handel so etwas getan haben soll. Dazu noch ganz in der Nähe.
    »Warum reden wir darüber?«, fragt Patience. »Hey, Stewart, dein Herrchen ist nach Hause gekommen, aber statt mit dir rauszugehen, hockt er hier herum, schlägt sich den Bauch voll und redet über Gespenster. Wie findest du das?«
    AJ schüttelt resigniert den Kopf. Er isst seinen Toast auf, bringt Teller und Tasse zur Spüle, wäscht beides ab und stellt die Sachen auf das Abtropfgitter.
    Was für eine Vorstellung – der kleine Isaac Handel mit der Topffrisur bringt zwei Leute um. Wie geht das, dass jemand so etwas tut, ohne dass es ein Zeichen auf seinem Gesicht hinterlässt, das alle Welt sehen kann?
    AJ holt seine Jacke und die Hundeleine. »Komm, Stewie. Gehen wir an die frische Luft, ja?«
    Draußen wird bald klar, dass Patience, auch wenn sie vielleicht schlechte Laune hat, doch wenigstens in einem Punkt recht hat: Stewart benimmt sich eindeutig merkwürdig. AJ steht mit hochgeschlagener Kapuze im Regen und wirft ein Stöckchen über das Feld, aber Stewart möchte nicht hinterherlaufen – als betrachte er die Umgebung plötzlich mit Misstrauen.
    »Na los, Junge, los doch«, drängt AJ.
    Schließlich läuft der Hund auf das Feld, doch AJ weiß, dass etwas nicht stimmt. Und richtig, Stewart hebt das Stöckchen nicht auf, sondern läuft schnuppernd hin und her. Dann trabt er an den Rand des Feldes, wo man über einen Zauntritt auf einen Pfad ins Waldland kommt.
    »Was machst du da? Komm her!«
    Stewart gehorcht nicht gleich. Er dreht sich im Kreis und setzt sich dann. Als AJ mit der Leine herankommt, fängt er an zu winseln.
    »Stewart, du Blödmann – was ist denn los?«
    Der Zaunübertritt, an dem Stewart stehen geblieben ist, besteht aus einem flachen Stein mit einer Quersprosse darüber. AJ beugt sich hinüber und späht nach links und rechts in den Wald. Ein Pfad schlängelt sich von dem Übertritt in den Wald. In der Luft hängt ein feiner Dunst. Er kann nicht erkennen, was Stewart hier stört. In all den

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