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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Dinge.
    »AJ?«
    »Sschhh!«
    Mit angehaltenem Atem beugt er sich weiter hinaus und lauscht in den Garten. Er hört leise Geräusche zwischen den Bäumen, aber nichts Verdächtiges – höchstens das Rascheln eines Blatts oder das zarte Knacken eines Zweiges. Vielleicht ist es auch nur das Tröpfeln des nächtlichen Regens. Der dunkle Pfad im Gras, den sie gestern gesehen haben, ist noch da, aber er kann nicht erkennen, ob die Spuren neu sind.
    »Was siehst du da?« Melanie kommt an seine Seite. Sie späht in den Garten hinaus, und Tränen füllen ihre Augen. Sie hat Angst. »Was war da?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie schaut zu ihm auf. »Du weißt es nicht?«
    »Nein.«
    Er geht ins Bad und knipst das Licht an, hält den Kopf unter den Hahn und lässt das Wasser auf sich herunterlaufen. Er möchte einen Moment lang nicht mit ihr sprechen. Die Türen im Erdgeschoss sind alle verschlossen. Er hat zwei Mal nachgesehen, bevor sie ins Bett gegangen sind, und er hat sich vergewissert, dass auch die Fenster verriegelt sind. Die Taschenlampe – ein schweres Ding, mit dem er auch zuschlagen könnte, wenn es nötig wäre – steht neben dem Bett.
    Er hält einen Waschlappen unter den Hahn und fährt sich damit über die Haare und durch den Nacken. Er muss daran denken, wie Isaac Melanie angestarrt und gefragt hat: » Wo wohnt sie? Wo wohnt sie? «
    Er dreht den Wasserhahn zu, zieht ein Handtuch von der Stange und drückt das Gesicht hinein. Als er das Handtuch sinken lässt, sieht er, dass sie sich auf das Bett gesetzt hat und ihn durch die offene Tür schweigend beobachtet.
    »AJ?«, sagt sie, und er weiß, dass er ihr nicht mehr entkommen kann. »AJ?«
    »Mel – wie viel weißt du über die Gründe für Isaacs Aufenthalt in Beechway?«
    »Ich weiß alles darüber. Ich bin die Klinikdirektorin. Das gehört zu meinen Aufgaben.«
    »Und du hast keine Angst?«
    Sie blinzelt. »Er war krank, als er seine Straftat begangen hat, und wir haben ihn erfolgreich rehabilitiert. Warum sollte ich Angst haben?«
    »Du bist nicht auf den Gedanken gekommen, dass es Isaac gewesen sein könnte, der da vorhin im Garten war? Dass er vielleicht weiß, wo du wohnst?«
    Sie schluckt. »Ich habe nicht gesehen, was du gesehen hast.«
    »Nein, aber du hast gestern Nacht etwas gesehen.«
    »Da habe ich geträumt.«
    »Nein, hast du nicht. Entschuldige – aber wir wissen beide, wovon ich rede. Irgendwas stimmt da nicht. Ich möchte zur Polizei.«
    »AJ, bitte.« Melanie verzieht schmerzlich das Gesicht. »Das wird mich den Job kosten. Und das darf nicht passieren. Es tut mir leid, aber ich habe um diesen Job gekämpft. Ich musste …« Sie seufzt. »Ich musste wirklich kämpfen. Ich kann diesen Job nicht verlieren. Er ist alles, was ich habe.«
    AJ antwortet nicht. Er lässt das Handtuch fallen und geht nach unten. Kontrolliert alle Schlösser. Als er wieder heraufkommt, liegt Melanie im Bett und wendet ihm den Rücken zu. Er legt sich neben sie und lauscht ihrem Atem. Irgendwann verlangsamt sich der Rhythmus. Entweder schläft sie, oder sie tut nur so. AJ bleibt wach und lauscht auf jedes Geräusch, jedes Knarren draußen im Wald.
    Absturz
    Flea kann es sich nicht leisten, einen der Sicherheitsstopps zu ignorieren. Besonders da sie allein taucht und tiefer als erlaubt. Sie steigt in dem Kamin nach oben und überwacht sich selbst streng. Bei einem so langen Aufstieg sickert eine Menge Stickstoff aus Muskeln und Gelenken. Dieser jetzt, der letzte Dekompressionsstopp, liegt nur noch fünf Meter unter dem Wasserspiegel, aber er ist der wichtigste von allen. Sie verkeilt sich im Schacht und versucht, die Minuten mit der Kraft ihres Willens voranzutreiben. Sie will unbedingt weitermachen. Nach hundert Atemzügen – abgezählt mit der Konzentration eines Zen-Meisters – öffnet sie die Augen und knipst die Lampe wieder an.
    Über ihr weitet sich der Felskamin. Mit leisem Zischen bläht sich ihre Jacke auf, und sie fängt an zu steigen. Die eine Hand ist nach oben gestreckt, wie man es beim Aufsteigen immer tut, um sich vor unsichtbaren Hindernissen zu schützen, und die andere liegt am Atemregler. Sie hält sie etwas schräg, damit sie auf ihrem Armbandcomputer die letzten paar Meter im Auge behalten kann. Die Sauerstoffflaschen schürfen kurz an der Felswand entlang. Noch zwei Meter, dann weichen die Wände nach allen Seiten zurück, und sie dümpelt auf der Wasseroberfläche wie ein Korken.
    Die Höhle ist riesig – zwölf Meter hoch, ein Teil des

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