Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
Treffen wären. Leicht beklommen betrat er das Gelände der Berliner Union-Film GmbH. An der Pforte wollte er gerade seinen Namen nennen, als jemand von hinten auf ihn zutrat.
»Hallo, wir haben vorhin telefoniert, nicht wahr?«
Milan drehte sich um.
»Sind Sie Torsten Heller?«
»Der bin ich, ja.«
Sie drückten sich die Hand.
Er war erleichtert, sein Gegenüber war auch nicht besonders elegant gekleidet, trug keinen Anzug, und sein Hemd war ungebügelt.
Heller lächelte, ohne ihn anzuschauen. »Brandau sitzt in einem Restaurant in Mitte und wartet auf uns.«
Das darf doch alles nicht wahr sein, durchfuhr es ihn.
»Kommen Sie.«
Er folgte ihm.
Sein Wagen war am Rande des Hofes geparkt, ein etwas schäbig aussehender Audi, älteres Baujahr, was ihn nur kurz verwunderte.
Milan stieg neben ihm ein. Heller drehte den Zündschlüssel herum und sagte: »Na, dann wollen wir mal.«
Heute schien wirklich sein Glückstag zu sein.
Trojan hatte sich am Morgen in aller Eile von Josephin Maurer verabschiedet und war ins Kommissariat gefahren. Er hatte ihr geraten, die Wohnung nicht zu verlassen, wenn sie sich unsicher fühlte, und ihr angeboten, am Abend noch einmal bei ihr vorbeizuschauen.
Sie hatte bloß stumm genickt, von der Trauer um ihre beste Freundin wie versteinert.
Die mit Bauschaum eingesprühte Puppe brachte er sofort ins Labor. Nur zwei Stunden später konnten ihm die Techniker berichten, dass es sich bei dem Schaum um die gleiche Zusammensetzung handelte, die man auch bei den beiden Toten und der Ärztin gefunden hatte, es sei ein Ein-Komponenten-Montageschaum, der in Aerosoldosen aufbewahrt werde und in jedem Baumarkt erhältlich sei. Andere Spuren habe man leider nicht sichern können.
Trojan bat daraufhin noch einmal den Freund von Frida König ins Kommissariat, der die Puppe anhand einer schadhaften Stelle am linken Fuß eindeutig als die der Verstorbenen identifizieren konnte. Auch ihn hatte die Trauer um einen geliebten Menschen völlig gelähmt, und Trojan wusste beim Abschied nicht, welche Worte er ihm auf den Weg mitgeben sollte.
Stefanie Dachs und Gerber waren damit beschäftigt, weitere angebliche Augenzeugen zu vernehmen, die sich am Vortag in der Nähe der Tiefgarage aufgehalten haben wollten, überwiegend Wichtigtuer, angelockt durch die schreiende Berichterstattung in der Presse. Währenddessen besprach Trojan mit Landsberg Einzelheiten der Fahndung nach Milan Korch, die mittlerweile auf Hochtouren lief. Der Chef stand in Telefonkontakt zu sämtlichen Einsatzzentralen im Stadtgebiet, doch bisher fehlte jede Spur von dem Gesuchten. Sie beschlossen, zwei Beamte abzustellen, die sich noch einmal Korchs Mutter vorknöpfen sollten, und ordneten für Kolpert, der sämtliche Mailadressen auf dessen Computer checkte, Verstärkung an, um die dazugehörigen Personen ausfindig zu machen.
Gegen Mittag ging über der Stadt das von den Meteorologen lang angekündigte Gewitter nieder. Endlich wich die schwüle Luft, Trojan stellte sich für ein paar Sekunden ans Fenster und atmete tief durch.
Dann las er sich noch einmal sämtliche Akten durch und betrachtete die Tatortfotos. Dabei beschlich ihn das leise Gefühl, sie könnten mit ihren Ermittlungen in die Irre geraten sein.
Was wäre nun, wenn Milan Korch mit der ganzen Sache doch nichts zu tun hatte?
Trojan stieß die Luft aus.
Sein Instinkt sagte ihm, dass die Morde dem Phantasma eines Geisteskranken entsprangen, so grotesk und grausam, dass es ihrer aller Vorstellungskraft bei weitem übertraf.
Torsten Heller war nicht besonders gesprächig, aber das störte ihn nicht weiter. Schließlich ging es um Brandau, und der war immerhin einer der wichtigsten Produzenten für Animationsfilme. Wenn Brandau ihn in sein Team holen würde, wäre er schlagartig all seine Geldsorgen los und hätte endlich eine berufliche Perspektive. Niemand würde mehr auf ihn herabschauen, niemand es wagen, ihn einen Verlierer zu nennen.
Ein heftiger Regenguss ging nieder, es blitzte und donnerte. Heller schaltete die Scheibenwischer ein. Als sie vom Britzer Damm in die Blaschkoallee einbogen und immer tiefer nach Neukölln vordrangen, begann sich Milan doch allmählich zu wundern. Er fragte Heller, ob sie nicht einen Umweg nahmen, der aber sagte nur, dass es eine Reihe von Staus in der Stadt gäbe, die sie großräumig umfahren müssten.
»In welchem Restaurant wartet Brandau denn?«
»Im Grill Royal.«
Milan war schwer beeindruckt. So schnell konnte es
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