Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
Steuer saß, blickte auf.
»Ist sicher zur Toilette gegangen.«
»Und wo ist nun ihr Vater?«
»Der kommt schon noch.«
Hauke Siegmund kratzte sich am Kopf.
»Hätten wir das mit ihrem Vater eigentlich überprüfen sollen? Dieser Trojan von der Kripo hat doch gesagt, wir sollen –.«
»Ach, Quatsch«, unterbrach ihn Lamm.
Damit war die Diskussion beendet.
»Ich geh mal nachschauen«, sagte Hauke einige Zeit später, setzte seine Dienstmütze auf und stieg aus. War ihm doch egal, wenn ihn der Kollege für einen Streber hielt.
Er kam aus dem gegenüberliegenden Haus, trug eine schwarze Uniform, sogar eine Fahrermütze hatte er auf.
Eilig trat er auf sie zu, nahm die Rosen aus der Vase und legte sie ihr feierlich in die Arme.
»Kommen Sie«, sagte er. »Ihr Vater wartet im Wagen. Er hat ein anderes Restaurant für Sie ausgesucht, ein sehr viel besseres.«
Er lächelte. Seine Zähne blitzten auf.
Sie konnte ihn riechen.
Es war der Geruch aus ihrem Traum.
Er durchquerte das Restaurant, sprach einen Kellner an. Der schüttelte den Kopf.
Kurzentschlossen riss er die Tür zur Damentoilette auf. Eine Frau, die sich vorm Spiegel die Lippen nachmalte, stieß einen verwunderten Schrei aus.
Hauke beachtete sie nicht, sondern klinkte die Kabinentüren auf, eine nach der anderen.
Dann rannte er zurück, stieß mit einem zweiten Kellner zusammen.
Aufgeregt fragte er ihn nach einer jungen brünetten Frau in einem schwarzen Kleid.
Der Kellner nickte zum Hinterausgang.
Sie warf den Kopf herum.
Niemand war in der Nähe, niemand, der ihr helfen konnte.
Hitze stieg ihr ins Gesicht, sie ließ die Rosen fallen und wollte schreien.
Da zog er ein Tuch aus der Brusttasche seines Jacketts hervor und drückte es ihr ins Gesicht.
»Nein«, rief sie.
Doch schon entfernte sich alles von ihr.
Sie hoffte, dass sie noch immer schlief.
Verzweifelt wünschte sie sich, dies sei bloß ein weiterer Alptraum, aus dem sie irgendwann schweißgebadet erwachen würde.
Langsam sank sie nach hinten.
Sie spürte, wie sie aufgefangen wurde. Er warf sie sich über die Schulter.
Ihr Kopf hing herab.
Sie sah die Blumen auf dem Pflaster liegen.
Heute ist doch mein Geburtstag, dachte sie.
Und dann wurde ihr schwarz vor Augen.
Der Hof war lichtüberflutet.
Eigentlich sah alles wunderschön aus, rote Rosen, verstreut am Boden, im Schein der Abendsonne. Ein weißes Tischtuch, eine Kristallvase.
Nur von der jungen Frau keine Spur.
Er hastete zur Hintertür des angrenzenden Mietshauses und öffnete sie.
Im Treppenhaus orientierte er sich kurz, dann entschied er sich für den Ausgang zur Mariannenstraße.
Sofort fiel ihm der silbernen Audi auf.
Da war ein Mann in einem schwarzen Anzug, er beugte sich über eine Frau auf dem Rücksitz, dann warf er die Tür zu und setzte sich ans Steuer.
Hauke zückte seine Pistole und lud sie durch.
Breitbeinig stellte er sich auf der Straße auf und rief die vorschriftsmäßigen Befehle, ganz so, wie er es in der Ausbildung gelernt hatte.
»Halt! Polizei!«
Er schrie dem anderen zu, dass er auf ihn schießen würde. Er achtete sogar darauf, seitlich zum Fahrzeug zu stehen, damit er nicht überfahren werden konnte.
Der Audi preschte los.
Hauke Siegmund drückte ab.
Krachend schlug die Kugel in die Karosserie ein.
Der Wagen machte eine Schlenker und steuerte direkt auf ihn zu.
Wieder drückte er ab.
Dann wurde er von der Kühlerhaube erfasst.
Der Schmerz zerriss ihn.
Von der Wucht des Aufpralls wurde er nach hinten geschleudert.
Für den Bruchteil einer Sekunde wurde alles ganz hell um ihn herum.
Bevor er auf dem Asphalt aufschlug und von dem Wagen überrollt wurde, dachte er an Linda und das ungeborene Kind.
VIERTER TEIL
VIERUNDZWANZIG
D er Schädel starrte ihn an, die Augenhöhlen schwarz, das Maul weit aufgerissen. Den Rest des Körpers verbarg ein ballonartiges Gebilde aus getrocknetem Bauschaum, nur Teile der Vorderläufe und die Schwanzspitze waren noch sichtbar.
Ihm war, als wollte das Rattenskelett aus seinem eingehärteten Kokon herausspringen, direkt auf ihn zu.
Er spürte die Panikattacke nahen, es begann mit der Beklemmung in der Brust, gefolgt von den Schweißausbrüchen, bis er schließlich von dem Gefühl gelähmt wurde, zu wenig Sauerstoff zu bekommen.
Trojan lehnte an der Kellerwand und bemühte sich, tiefer zu atmen, ruhiger.
Sein Herzschlag flatterte beängstigend.
Er versuchte sich etwas Schönes vorzustellen, um sich abzulenken von dem alles
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