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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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war ungemacht, die Amigurumi lagen darauf zerstreut, einige mit der typischen Strickmütze, andere in Tiergestalt, alle mit großen staunenden Augen.
    Auf dem Küchentisch fand er ihre Medikamente, die leeren Weinflaschen waren in einer Ecke zusammengestellt. Er überprüfte die letzten eingegangenen Rufnummern auf ihrem Telefon, er vertraute seinem Team, aber manchmal übersahen die Kollegen doch etwas. Am diesem Tag war nur ein einziger Anruf eingetroffen, er drückte die Rückruftaste und wurde mit der automatischen Ansage eines Marktforschungsinstituts verbunden.
    Er legte auf, ging noch einmal ins Schlafzimmer und inspizierte den Schreibtisch. Häkelzeug und Füllwatte für ihre Puppen waren darauf ausgebreitet, die Zeichnung einer weinenden Mangafigur schien Josephin als Vorlage gedient zu haben, vermutlich hatte sie sich zum Arbeiten nicht mehr in ihre Verkaufswerkstatt getraut.
    Neben einem Vergrößerungsglas lag ein altes Foto. Es zeigte eine Gruppe von Kindern auf einem Schulhof, offenbar ein Klassenbild, sie waren in der üblichen Weise positioniert, in drei Reihen, vorne die Kleinen, hinten die Großen. An der Seite hatte sich die Lehrerin aufgestellt.
    Trojan betrachtete das Foto durch das Vergrößerungsglas, er versuchte Josephin darauf auszumachen, schließlich erkannte er sie vorne links, eine etwa Neunjährige, die verträumt und scheu in die Kamera sah.
    Ihr Blick hatte sich nicht verändert in all den Jahren.
    So hatte sie ihn vor kurzem noch selbst angeschaut.
    Sein Herz krampfte sich zusammen. Er hatte versagt. In diesem Moment befand sie sich in den Händen eines Mörders.
    Er stöhnte auf und warf das Foto zurück auf den Tisch. Jäh verspürte er den Impuls, seine Tochter anzurufen, um ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte, aber er durfte nicht noch mehr Zeit verlieren.
    Sein Handy klingelte.
    Kolpert war dran.
    »Vielleicht hab ich da was für dich«, sagte er.
     
    Zurück im Kommissariat, setzte er sich zu ihm an den Computer.
    »Schau hier, ich hab eine externe Festplatte untersucht, die aus Friedhelm Junkers Besitz stammt, mir ist es gelungen, an die gelöschten Daten heranzukommen, du weißt ja, dafür gibt es verschiedene Programme, war eine mühselige Kleinarbeit. Na ja, möglicherweise führt uns das weiter.«
    Er klickte sich durch eine Reihe von Bildern.
    »Das sind Aufnahmen einer Digitalkamera, ein sehr frühes Modell, stammt noch aus der Jahrtausendwende, aufgrund der Motive kam mir gleich der Verdacht, dass sie nicht von Friedhelm Junker gemacht wurden, sondern von seinem Bruder. Stefanie ist gerade zu unserem Beschuldigten in die Zelle gegangen und hat ihn gefragt, ob die Festplatte ursprünglich Karl gehörte.«
    »Und?«
    Kolpert schnalzte mit der Zunge. »Er hat es bestätigt. Gab sogar zu, dass er sämtliche Daten seines Bruders darauf gelöscht hat, um die Hardware für seine eigenen Zwecke benutzen zu können. Er sagte, er sei eben ein sparsamer Mensch.«
    »Lass sehen.«
    Es waren unzählige Fotos von Karl Junkers Fahrzeugen, dem Alfa Romeo, in dem er später den Unfall gebaut hatte, und seinem Van, darauf folgten einige Bilder, die seine Miniaturwelt zeigten. Er hatte sich die Mühe gemacht, im Makromodus die kleinen Plastikfiguren, Autos, Straßenzüge und Hügel aufzunehmen. Selbst der Tunnel war auf einem der Fotos zu erkennen, noch heil, die eine Stelle nicht abgebrochen, unter der Trojan den Bauschaum entdeckt hatte.
    Sein Herz klopfte höher, vielleicht näherten sie sich endlich einem entscheidenden Punkt.
    »Sind irgendwo Menschen drauf? Hat dieser Typ eigentlich auch mal soziale Kontakte gehabt?«
    »Das ist es ja gerade, es gibt nur eine kleine Serie von Bildern, auf der ein paar Körperbehinderte zu sehen sind.«
    »Körperbehinderte?«
    »Wir konnten ermitteln, dass Junker überwiegend Kinder mit körperlichen Gebrechen zu ihren Schulen gefahren hat, das war die Haupteinnahmequelle für seinen Betrieb.«
    Kolpert ließ ein Bild auf dem Monitor erscheinen.
    »Hier ist es.«
    Auf dem Foto stand der Van wieder einmal im Mittelpunkt, darum herum war eine Gruppe gelähmter Kinder zu sehen, ein Mädchen, dessen Alter Trojan auf sechzehn oder siebzehn schätzte, hatte ihren Rollstuhl etwas abseits von den anderen an der hinteren Wagentür geparkt und lächelte schüchtern in die Kamera.
    Im Hintergrund war das Reihenhaus in der Kanalstraße zu erkennen.
    »Wann ist das Bild aufgenommen worden, lässt sich das noch feststellen?«
    Kolpert gab ein paar Tastenbefehle

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