Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
beherrschenden Gedanken, er könnte jeden Augenblick einem Infarkt erliegen.
Also dachte er an Emily, an ihre geplante Reise, vielleicht wäre es ja möglich, doch noch wegzufahren, er wollte fort sein von allem, nie mehr in Ermittlungen stecken, nur noch für sein Kind da sein. Und für Jana, wenn dieser Traum in Erfüllung ginge.
Er wandte den Blick von dem in seinem Schaumgrab verwesten Tier ab, das er aus der Öffnung in der Wand geholt hatte, und fingerte nach seinem Handy, aber es gab keinen Empfang.
Er musste hier raus, die Spuren dieses Wahnsinnigen waren zu erdrückend.
Doch es brauchte lange, bis er seine Bewegungen wieder so weit unter Kontrolle hatte, dass er sich aus dem Heizungsraum tasten konnte, durch den Gang und die Kellertreppe hinauf. Seine Glieder waren von der Panik noch immer bleischwer.
Oben angelangt, wollte er gerade die Kurzwahltaste fürs Kommissariat drücken, als ihm angezeigt wurde, dass ein Anruf in Abwesenheit erfolgt war.
Er hörte seine Mailbox ab und erstarrte.
Es war Samstag am späten Abend. Das Team der Fünften Mordkommission verließ den Sitzungsraum. Landsberg hatte mit heiserer Stimme seine Anweisungen gegeben. Einem jeden von ihnen stand der Schock über den Tod des jungen Kollegen von der Schupo ins Gesicht geschrieben.
Und natürlich auch das Entsetzen über das Verschwinden von Josephin Maurer.
»Nils, bitte bleib noch kurz bei mir.«
Keine Zeit, dachte Trojan, mit jeder Sekunde sinkt die Chance ihres Überlebens.
Und doch trat er zu seinem Chef ans offene Fenster. Landsberg zündete sich eine Zigarette an.
Dann versetzte er dem Flipchart, auf dem er noch eben die Ermittlungsergebnisse notiert hatte, einen heftigen Tritt.
»Ich fasse es einfach nicht. Dieser Vollidiot hat völlig versagt. Sitzt da seelenruhig im Funkwagen rum und dreht Däumchen, während die Maurer gekidnappt und sein Kollege über den Haufen gefahren wird.«
»Hilmar, das bringt jetzt auch alles nichts.«
Der Chef blickte ihn an. Seine Augen waren glasig vor Müdigkeit.
»Ich weiß, ich weiß.« Er öffnete seinen Hemdkragen. »Kurze Zusammenfassung, ja? Kleines Brainstorming unter uns, nur um sicherzugehen, dass wir nichts übersehen haben.«
Trojan nickte ihm zu.
»Fangen wir bei den Scheißrosen an«, sagte Landsberg.
»Der Täter bucht den Auftrag im Internet, bezahlt mit einer Kreditkarte. Dennis hat ermittelt, dass es die Karte von Milan Korch ist.«
»Kein Problem, sie ihm abzunehmen, er ist in seiner Gewalt und vermutlich längst tot.« Landsbergs Mundwinkel zuckten. »Er ruft im Kirk Royal an und bestellt das Arrangement, gibt sich als Josephin Maurers Vater aus. Die Nummer ist überprüft.«
»Ja, er hat von einem Prepaid-Handy angerufen, keine Daten bei einer Telefongesellschaft, der übliche Trick.«
»Weiter, was haben wir noch?«
»Die Befragungen im Hinterhaus vom Kirk Royal.«
»Vage Beschreibung des Täters, circa eins fünfundsiebzig groß, leicht untersetzt, braune Haare.«
»Eine Frau hat ihn vom Fenster ihrer Wohnung aus gesehen, er ist mit einem dunklen Anzug bekleidet, fängt galant seine, wie sie es ausdrückte, dahinsinkende Braut auf und trägt sie auf Händen durch den Hof, die Zeugin hält es für eine besonders schöne Form eines samstagabendlichen Rendezvous, weil auch noch Rosen gestreut wurden.«
Landsberg stieß verächtlich den Rauch aus. »Die Passanten auf der Straße sind uns auch keine große Hilfe.«
»Zumindest merkt sich ein Zeuge das Kennzeichen von dem silbernen Audi, mit dem unser Kollege totgefahren wird.«
»Das Kennzeichen ist gefälscht. Das dazugehörige Fahrzeug ist ein Volvo.«
»Habt ihr den Halter überprüft?«
»Ja. Er ist sauber.«
»Okay, die Fahndung nach dem Audi läuft auf Hochtouren. Straßensperren sind eingerichtet.«
»Jede Wette, dass er bald irgendwo im Stadtgebiet gefunden wird, abgestellt, leer.«
»Dann können wir ihn zumindest auf Spuren hin auswerten.«
Landsberg fluchte.
»Dass die Maurer überhaupt davon ausging, ihr Vater wolle sich mit ihr treffen. Ich kann das einfach nicht glauben.« Er lief durch den Sitzungsraum. »Nach unseren Ermittlungen bekommt Johannes Maurer diesen seltsamen Anruf in Kapstadt, von jemandem, der sich als Torsten Heller ausgibt. Und dieser angebliche Heller scheint Versatzstücke aus dem Gespräch aufgenommen und ihr am Telefon vorgespielt zu haben, was ihr vorgaukelte, ihr Vater würde mit ihr sprechen.«
»Jemand war doch schon in ihrer Wohnung, oder?«, fragte
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