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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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Silberkette prangte an seinem Hals. Sein schwarzes Haar war kurz rasiert, er roch penetrant nach Rasierwasser.
    Milan versuchte sein Gesicht zu schützen, als der andere ihm einen weiteren Fußtritt verpasste. Dann wurde er an den Schultern gepackt und von der Matratze hochgezogen.
    »Ich bin ein Kumpel von Hakim«, stammelte er.
    »Hakim? Hakim hat keine deutschen Kumpel.«
    Der Araber sah zornig aus.
    »Aber er hat gesagt, ich kann hier pennen.«
    »Er erlaubt dir, in meinem Bett zu pennen, Mann?«
    Er nickte, es war nun mal die Wahrheit, manchmal gab es noch Solidarität unter Nachbarn. Nur, wo war Hakim jetzt?
    »Scheiße, Mann.«
    Der andere stieß ihn weg.
    Milan taumelte.
    »Hau ab aus meinem Zimmer.«
    Von nebenan war laute Musik zu hören, Türen schlugen. Eine Frauenstimme lamentierte in einer kehligen Sprache.
    Die Sonne schien erbarmungslos zu den Fenstern herein, Vorhänge gab es hier nicht.
    Wie spät mochte es sein?
    »Verschwinde!« Der andere nahm die Hose vom Boden auf und feuerte sie ihm hinterher.
    Milan schlüpfte rasch hinein, verließ das Zimmer und drückte sich grußlos an den erstaunten Gestalten im Flur vorbei, es schien eine ganze arabische Großfamilie zu sein, nur von Hakim keine Spur. Erst im Treppenhaus atmete er auf.
    Er ging die Rollbergstraße hinunter. Am Rathaus Neukölln kaufte er sich bei einem Bäcker ein Brötchen und einen Kaffee im Pappbecher. Einmal fuhr ein Polizeiwagen vorbei, Milan zog instinktiv die Schultern ein und wandte das Gesicht ab.
    Hakim hatte ihn gewarnt. »Die sind in deine Wohnung rein, Mann, schleppen Computer raus und alles.«
    Daraufhin hatte er bei seiner Mutter angerufen. Er solle bloß nicht zu ihr kommen, hatte sie gesagt, man habe nach ihm gefragt, und vor dem Haus lauerten schon seit Stunden zwei Typen in einem schwarzen Passat.
    Und dann hatte ihn Hakim ins Rollbergviertel geführt.
    Zu Josie konnte er nicht mehr gehen.
    Josie schwieg beharrlich.
    Er schaltete das Handy ein, um nachzuschauen, ob sie mittlerweile auf seine SMS geantwortet hatte. Keine Nachricht, nichts.
    Er wollte gerade die rote Taste drücken, als es mit einem Mal zu läuten begann. Er war so erschrocken, dass er zusammenzuckte. Ihm wurde eine unbekannte Rufnummer angezeigt. Vielleicht die Bullen, trotzdem hob er ab.
    »Hallo?«
    Für einen Moment waren nur Atemzüge am anderen Ende zu vernehmen. Milan wollte schon auflegen, als plötzlich eine Stimme sagte: »Torsten Heller hier, Produktionsbüro Ulf Brandau.«
    Er hielt das für einen schlechten Witz.
    Kurz darauf brach ihm der Schweiß aus. Und wenn es doch kein Witz war?
    »Brandau?«, fragte er. »Der Ulf Brandau?«
    »Ganz genau.« Der Anrufer räusperte sich. »Ich bin sein persönlicher Assistent.«
    Milans Herz schlug höher. Ruhig bleiben, dachte er, sich nur nicht die Aufregung anmerken lassen.
    »Wir habe Ihren Film im Netz gesehen. Ich spreche doch mit Milan Korch persönlich?«
    »Ja, am Apparat.«
    »Gut, also ich hab mich auf Ihrer Website umgeschaut. Leider konnte ich zu dem Festival nicht kommen, aber ich hab hier die Teilnehmerliste, und, nun ja, auf diese Weise bin ich auf Ihren Film gestoßen, und da Ihre Nummer im Internet vermerkt war, dachte ich, dass ich einfach mal anrufe.«
    Milan presste das Handy noch dichter ans Ohr.
    »Ja«, sagte er, »ja.«
    »Ihre Arbeit hat eine unglaubliche Intensität, und ich wundere mich schon, warum sie beim Festival nicht den Hauptpreis gewonnen hat.«
    »Ganz genau, das frage ich mich auch!«
    Er lauschte in den Hörer. Der andere schwieg. Jetzt war er selbst dran. Während er sich noch in Gedanken einen gescheiten Satz zurechtlegte, sagte Heller: »Jedenfalls hab ich Ihren Film Brandau gezeigt. Er fand ihn auch gut.«
    Milan stieß die Luft aus.
    »Was halten Sie davon, wenn wir uns mal treffen?«
    »Natürlich, gern.« Er gab sich Mühe, geschäftsmäßig zu klingen, ganz so, als hätte er noch jede Menge anderer Termine.
    »Wie wär’s mit heute? Haben Sie Zeit?«
    »Also gut, ja.«
    »Schön, treffen wir uns doch gleich heute Mittag in der Firma. Um zwölf, ist das in Ordnung?«
    »Klar.«
    Sie tauschten noch ein paar Höflichkeitsfloskeln aus, dann wurde das Gespräch beendet.
    Milan Korch stieß einen leisen Jubelschrei aus.
    Endlich war er kein Verlierer mehr.
     
    Am U-BahnhofNeukölln stieg er in den 246er Bus und fuhr bis zur Oberlandstraße. Da er keine anderen Sachen bei sich hatte, hoffte er, dass sein T-Shirt und die Jeans nicht allzu unpassend für das

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