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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Abe r i n de r Rege l hat glücklicherweis e ei n mutierte s Ge n ei n gesunde s Gegenstück , s o daß dies e ein e Mutatio n nich t ausreicht , u m di e Krankhei t zu m Ausbruch komme n z u lassen . I n diese m Fal l spreche n wi r vo n einem rezessive n Gen . Wen n jedoc h beid e Elter n Träge r eine s defekten Gen s sind , dan n stehe n di e Chance n seh r vie l höher , da ß be i der Zeugun g beid e kranke n Gen e zusammenkomme n – i n welche m Fall ma n vo n eine m homozygote n Zustan d spricht , da s heißt , bei m Kind is t kei n gesunde s Ge n vorhanden , da s ei n Gegengewich t schafft , und di e Krankhei t brich t aus . Deshal b sag t de r Volksmund, Verwandtenehe n mache n schlechte s Blut . Da s is t ein e uralte Redensart ; dahinte r steh t jedoc h di e wissenschaftlic h längst erwiesen e Tatsache , da ß be i Elter n mi t gleiche n erblichen Belastunge n di e Wahrscheinlichkei t hoc h ist , ei n i n ihre r Generation noc h latente s Leide n a n ihr e Nachkomme n weiterzugeben , di e dann tatsächlic h erkranken. « Vo n diese m Phänome n hatt e bereits Chernec é gesprochen . »Dan n sin d di e i n Guerno n verbreiteten Erbleide n als o au f Verwandtenehe n zurückzuführen? « fragte Niémans . »Zweifellos . Viel e Kinder , di e hie r behandel t wurden, extern e ode r stationär e Patienten , stamme n au s Guerno n und insbesonder e au s de n Familie n de r Forsche r un d Professore n a n der Universität , di e hie r sei t Urzeite n ein e elitär e un d geschlossene Gesellschaf t bilde n un d inzwische n meh r ode r wenige r eng miteinande r verwand t sind.«
    »Erkläre n Si e da s bitt e genauer.«
    Champela z verschränkt e di e Arme , holt e Luf t un d setzt e z u einer längere n Red e an . »I n Guerno n besteh t ein e seh r alte Gelehrtentradition . Di e Universitä t wurde , sovie l ic h weiß , i n der erste n Hälft e de s dreizehnte n Jahrhundert s gegründet , gemeinsam mi t eine r Schweize r Hochschule . Bi s vo r ei n paa r Jahrzehnte n war si e i n de n Gebäude n de s heutige n Krankenhause s untergebrach t … Frühe r fan d ei n rege r Austausc h mi t de n Gelehrte n anderer Universitäte n statt , de r jedoc h au s mi r unbekannte n Gründen abgerisse n ist , un d s o lebe n sei t beinah e dreihunder t Jahre n die Professore n un d Forsche r au f de m Campu s zusamme n un d heiraten untereinander . Darau s sin d Generatione n hochbegabter Intellektuelle r hervorgegange n – heut e allerding s sin d sie ausgepowert , genetisc h erschöpft . Guerno n wa r scho n imme r eine abgelegen e Stadt , wi e all e Dörfe r ode r Marktflecke n i n einsamen Gebirgstälern , abe r di e Universitä t ha t inzwische n ein e zusätzliche Isolatio n geschaffen , verstehe n Sie ? Eine n regelrechten Mikrokosmos.«
    »Un d dies e Isolatio n is t tatsächlic h ein e ausreichend e Erklärung fü r da s Auftauche n vo n Erbkrankheiten?«
    »Ic h denk e schon.«
    Wi e dies e Auskünft e z u seine n Ermittlunge n passe n sollten , konnte Niéman s sic h noc h nich t zusammenreimen . »Wa s habe n Si e Joisneau sons t noc h gesagt? « Champela z sa h de n Kommissa r schie f an , dann erklärt e e r mi t seine r tiefe n Stimme : »Ic h hab e ih m außerde m von eine m ungewöhnliche n Phänome n erzählt , eine r seh r merkwürdigen Entwicklung.«
    »Nämlich?«
    »Sei t etw a eine r Generatio n sin d au s de n genetisc h belasteten Familie n Kinde r hervorgegangen , di e sic h vo n ihre n Elter n und Großelter n auffälli g unterscheiden . Si e sin d geisti g imme r noc h sehr begabt , abe r zusätzlic h verfüge n si e übe r ein e unerklärliche körperlich e Widerstandskraft . Viel e vo n ihnen , di e meiste n sogar, erziele n nich t nu r di e beste n Noten , sonder n gewinne n auch sämtlich e sportliche n Wettkämpfe.«
    Niéman s dacht e a n di e Foto s i m Vorzimme r de s Rektors , a n die lächelnde n junge n Champions , di e all e Pokal e un d Medaillen abräumten , dan n dacht e e r a n di e Bilde r vo n de n Olympischen Spiele n i n Berli n un d Caillois ’ erschöpfend e Abhandlun g übe r die »Sehnsuch t nac h Olympia« . Wa r e s denkbar , da ß hie r ein Zusammenhan g bestand , ein e tiefer e Wahrhei t verborge n lag ? In beiläufige m To n bemerkt e er : »Dabe i müßte n al l di e Kinde r ziemlich kran k sein , nich t wahr?«
    »S o systematisc h funktionier t da s zwa r nicht , abe r sage n wi r so: Logischerweis e müßte n di e Kinde r gewiss e konstitutionelle Schwäche n

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