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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Müller
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ob,“ antwortete sie, legte ihr Näschen in Kräuseln, kniff die Augen zusammen und fuhr sich mit der Zunge genießerisch über die Lippen.
    “ Wir haben diese Woche ein Sonderangebot von ganz vorzüglichem Hummer. Dazu bieten wir einen Champagner. Er kommt von einem kleinen französischen Weingut. Ist äußerst preiswert und aus meiner Sicht besser als die bekannten teureren Marken.“
    Krautermann wusste, dass die reichen Leute ganz wild auf Sonderangebote waren. Sie biss auch sofort an.
    „Ich ruf Dich an, Krautermann, dann kochst Du mir ein paar von den Viechern, und mein Fahrer holt sie ab. Wenn Du heute „däne Schabliss“ lieferst, kannste gleich 12 Flaschen Schampuss dazutun.“
    Sein Chef hätte nie gewagt, seinerseits die Kundin zu duzen. Beim nächsten Mal war er sowieso wieder der „Herr“ Krautermann und „Sie“.
     
    Als Jochen siebzehn Jahre alt war, bat ihn eines Tages eine Kundin, ihm doch die Ware zum Auto zu bringen. Er hatte inzwischen gelernt, mit ein paar witzigen Bemerkungen oder einer gelegentlichen Schlüpfrichkeit die Damen zum Lachen zu bringen. Auf dem Weg zu ihrem Auto schäkerte er locker mit der Kundin und verstaute die Tüten in den Kofferraum ihres Wagens. Sie drückte ihm 100 Mark in die Hand, warf ihm einen Blick zu, von dem sie wohl annahm, er sei verführerisch, und raunte:
    „Wir werden uns in Zukunft noch viel besser verstehen.“
    Er lächelte etwas idiotisch, winkte ihr zu und kehrte in den Laden zurück.
    „Vater Krautermann,“ sagte er, „wenn Sie mich rausschmeißen, habe ich immer noch die Chance, als Callboy zu arbeiten. Hier, tragen Sie der Dame ein Guthaben von 100 Mark vor.“ Das mit dem „Vater“ war ihm gerade so eingefallen und verfehlte seine Wirkung nicht. „Solange ich lebe, Junge,“ entgegnete er, „wirst Du das nicht nötig haben, und danach hoffentlich auch nicht.“
    Mit dem „Vater“ hatte er halb spontan, halb berechnend, den Gedanken Krautermanns eine bestimmte Richtung gegeben, was sich später als äußerst gelungen herausstellen sollte.
     
    Es gab auch Misserfolge, denn manchmal überschritt er die Grenze des Schicklichen, wenn er eine Kundin nicht richtig eingeschätzt hatte. Dies trug ihm in einem Fall einen harten Rüffel und den Verlust einer guten Kundin ein. Er bemühte sich, sich vorzustellen, wie andere Menschen, besonders die Frauen, ihn sahen. Wenn er für sich allein war, versuchte er, sich mit äußerster Kraft in eine bestimmte Person hineinzuversetzen und sich durch deren Augen selbst zu betrachten. Das wollte zuerst nicht gelingen. Immer wieder verließ ihn nach wenigen Augenblicken die Konzentration und er war wieder Jochen Fischer. Aber er gab nicht auf. Systematisch trug er nach und nach Informationen über die Stammkundinnen zusammen, machte sich ein Bild von deren Persönlichkeit und versuchte, diese anzunehmen. Er stellte fest, je mehr ihm das gelang, desto größer wurde sein Umsatz bei ihr. Er beschloss, bei einem privaten Lehrer Schauspielunterricht zu nehmen. Bald war er in der Lage, innerhalb weniger Augenblicke Bewegung und Körperhaltung eines auch völlig fremden Menschen anzunehmen. Aber er wollte die vollkommene Identität und das wurde zur Droge. Er wollte in die Frauen „hineinschlüpfen“. Dieser doppeldeutige Gedanke erregte ihn sexuell ungeheuerlich. Die Frauen machten es ihm leicht. Es nannte es „Bumsen fürs Geschäft.“ Er war besessen von ihnen und hasste sie dafür. Sein Wunsch, sich an ihnen zu rächen, wurde immer bizarrer.
     
    Marianne ahnte seine Seitensprünge und nahm sie hin. Sein Laden in der Frankfurter Innenstadt brachte mehr Gewinn als Krautermanns zwei Läden in Wiesbaden und so wurde er Teilhaber aller drei Geschäfte. Das Annehmen der Identität seines jeweiligen Gegenübers wurde zur Automatik. Geschäftlich hatte er damit Erfolg, aber inzwischen wusste er nicht mehr, welches seine eigene Identität war.
     
    Er hatte den Immobilienmakler Heinz Kötter über dessen Frau kennen gelernt und kaufte im Alter von achtundzwanzig Jahren sein erstes Mietshaus zu einem äußerst günstigen Preis. Dazu hatte er eine Hypothek von 1 Mio. Mark auf seine Villa aufgenommen. Er renovierte das Haus, teilte es in Eigentumswohnung auf und verhökerte sie einzeln mit beträchtlichem Gewinn. Dabei ging er recht rücksichtslos mit den Mietern um, was ihn zum ersten Mal in die Presse brachte. Inzwischen hatte sich Mark als Rechtsanwalt in Frankfurt selbständig gemacht. Er ging ihm bei seinen

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