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001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

Titel: 001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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    Er verharrte plötzlich in der Bewegung. Lauschend hielt er den Atem an,
dann drehte er langsam den Kopf. Marc schluckte. Er war kein furchtsamer Mensch
– doch jetzt gab es etwas, das ihm zu schaffen machte. Instinktiv fühlte er die
Gefahr in der Luft, ohne sie näher beschreiben zu können.
    Zehn Kilometer vor Maurs hatte sein Wagen ausgesetzt. Es war Mitternacht,
und er konnte nicht damit rechnen, jetzt noch Hilfe von einem anderen
Autofahrer zu erhalten. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Weg in das
kleine Städtchen zu Fuß fortzusetzen. Langsam ging er weiter, plötzlich stieg
wieder dieses unerklärliche Gefühl der Angst in ihm auf. Etwas beobachtete ihn,
etwas näherte sich ihm – und mit einem leisen Aufschrei warf er sich plötzlich
herum.
    Mit fiebrig glänzenden Augen starrte er in den Wald und schien mit seinen
Blicken die dunkle Mauer aus Stämmen zu durchbohren.
    Doch rundum blieb alles still. Totenstill. In dieser lauen Sommernacht bewegte
kein Lufthauch die Blätter in den Bäumen.
    Doch der Eindruck täuschte. War es Wirklichkeit oder narrte ihn ein Spuk?
Marc glaubte deutliche Schritte zu hören. Dumpfe, gleichmäßige Schritte.
    Schweiß trat auf Marcs Stirn. Seine Nerven spielten ihm einen Streich. Er
hatte sich vom Gerede der Leute durcheinanderbringen lassen. Das hing mit
diesem verteufelten Gerücht zusammen, das erst seit kurzer Zeit in der Umgebung
von Maurs in Umlauf war und flüsternd von Mund zu Mund weitergegeben wurde. Die
einfachen Menschen auf dem Land lebten noch in ihrem Aberglauben, sie glaubten
an Dinge, über die man anderenorts nur lachte.
    Marc blieb stehen und hielt lauschend den Atem an. Sein Herz schlug wie
rasend und beruhigte sich erst nach geraumer Zeit. Er versuchte, die Gedanken
zu ordnen und die Dinge unvoreingenommen zu betrachten.
    Narr, der er war! Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass die Schritte, die er
gehört hatte, seine eigenen waren.
    Der Franzose schüttelte den Kopf und begann zu laufen. Sein Blick war wie
in Hypnose auf das dunkle Band der schmalen Asphaltstraße gerichtet, die in der
Ferne von den dicht stehenden Baumreihen scheinbar verschluckt wurde.
    Für einen Augenblick fühlte er sich erleichtert. Endlich wich die Furcht.
Aber dann kam sie plötzlich wieder, als ihn der Schatten wie einen Mantel
einhüllte.
    Marc hörte mächtiges Flügelschlagen. Für den Bruchteil einer Sekunde
glaubte er, einen furchtbaren Alptraum durchzumachen. Aber es war keiner,
sondern grausige, erschreckende Wirklichkeit!
    Marc riss den Kopf hoch. Da streifte der riesige Flügel sein Gesicht. Die
Haut riss auf, als ob ein Rasiermesser sie ritzte. Marc schrie. Der schrille
Laut verhallte ungehört in den Tiefen der Wälder. Hier war niemand, der ihn
hören konnte. Die nächste Ortschaft lag mehr als sieben Kilometer entfernt.
    Marc riss die Arme hoch, doch seine Abwehrbewegung verpuffte im Ansatz.
    Er sah die dunkle, schemenhafte Gestalt wie durch einen Blutnebel vor den
Augen. Das fremde Etwas, das sich blitzschnell auf ihn senkte, war mannsgroß.
Die mächtigen Flügel spannten sich wie ein bizarres Zeltdach über ihn. Dann
bohrten sich zwei spitze Zähne in seine Halsschlagadern.
    Ein letzter Gedanke erfüllte Marcs Bewusstsein.
    Das Gerede der Leute ... die Vampire, die es geben sollte und an die er
nicht glaubte, nicht glauben konnte. Er war ein Mensch des 20. Jahrhunderts und
lebte in einem modernen, fortschrittlichen Land, in dem es keinen Platz mehr
für Vampire, Untote, Geister, Nachtgespenster, Werwölfe und all die anderen
finsteren Erscheinungen gab.
    Das Blut rauschte in seinen Ohren. Marcs Schädel war erfüllt von einem
dumpfen, endlosen Dröhnen, das schließlich jede einzelne Zelle seines Körpers
zu erfassen schien.
    Ein tiefer, schwarzer Abgrund tat sich vor ihm auf, in den er rasend
schnell stürzte. Krampfartige Schmerzen peitschten seinen Körper. Marc fiel zu
Boden, seine Arme zuckten, er schlug kraftlos um sich. Dann lag er still.
    Er merkte nicht mehr, wie der riesige Schatten zurückwich. Spürte auch
nicht mehr das Blut, das als feines Rinnsal aus der Bisswunde am Hals
herablief.
    Der einsame Autofahrer, der die Hoffnung gehabt hatte, auf jemanden zu
treffen, der ihm hätte helfen können – war tot.
     
    ●
     
    Dr. Faneél gähnte herzhaft. Er saß hinter dem Steuer seines dunkelgrünen
Citroën und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf die Straße.
    Es war vier Uhr morgens. Erst jetzt kehrte der Arzt aus einer

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