Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
Fischer,“ sagte jemand.
„Darf ich Ihnen meine Hotelmanagerin vorstellen?“
Jochen war unbemerkt zu uns getreten. Das schlug ein. „
Nein, so etwas.“
„Warum soll eine Frau das nicht können?“
Das war Chefarzt Höller, wenn ich mich recht entsann. Ich lächelte strahlend in die Runde. Jochen war da, sollten sie doch dumm quatschen. Verstohlen sah ich nach Jochens Frau, konnte aber keine Zuordnung machen.
„Bis später,“ rief Jochen und war wieder weg.
„Wie haben Sie denn diese Stelle bekommen?“ fragte eine der hochgestellten Gattinnen. „Bewerbung,“ ich sah sie heiter an.
„Ach, wissen Sie,“ Frau Kluge, ebenfalls Anwältin, machte affektierte Mund-Bewegungen, „ich sage immer, Frauen, die was können, brauchen keine Quote.“
Beifällig nickte die Runde und sah mich fragend an. Man erwartete offensichtlich von mir, dass ich das bestätigte.
„Ich bin da ganz anderer Meinung,“ platzte es aus mir heraus, und ich blickte in verdatterte Gesichter mit offenen Mündern.
„Wir brauchen die Quote, damit Frauen, die nichts können, auch was werden. Oder wollen Sie sagen, dass alle Männer, die etwas geworden sind, auch etwas können?“
Ich hatte mich direkt an Frau Kluge gewandt. Die wohlwollende Herablassung, die man mir entgegengebracht hatte, war einer verständnislosen Abwehrhaltung gewichen. Frau Kluge lachte schrill.
„Ja, wenn ich da an so manche Politiker denke,“ sagte sie vieldeutig und blickte zur Terrasse, auf der jetzt ein bekanntes Mitglied der „Grünen“ laut und falsch „Happy Birthday to you“ sang.
„Wem Gott ein Amt gibt, dem hat er auch den Verstand gegeben,“ bemerkte ich, „nur, wenn man sich den Verstand mancher Leute mit Amt betrachtet, kommt man zu dem Schluß, Gott war gerade anderweitig beschäftigt.“
Ich lachte fröhlich und sah verschwörerisch in die Runde, so als ob ich sagen wollte: `Uns betrifft das ja nicht. Aber sonst.... Mann o Mann.` Etwas gequält stimmten sie in mein Lachen ein, während Mark mir zuraunte
„Gib´s den alten Saftsäcken!“
„Bis später,“ sagte ich, hob die linke Hand zum Gruß und schlenderte mit Mark davon.
„Na, meine kleine Emanze,“ kicherte er, „wir sind ein Liebespaar. Ich muss Dich jetzt küssen.“
Er drückte mir einen großen Schmatz auf die Wange, und ich küsste ihn zurück. Bestimmt würden sie uns jetzt alle hinterher sehen.
„Welche ist denn Jochens Frau,“ fragte ich und Mark antwortete, nachdem er die Landschaft mit den Augen abgesucht hatte,
„Ich seh´ sie nicht.“
Mark führte mich hierhin und dahin, um mich noch einigen Leuten vorzustellen, die er kannte. Dann liefen wir in Jochen hinein.
„Meine Frau ist krank geworden,“ sagte er zerstreut.
„Dies sind meine Kinder, Martin, 13 Jahre, Christian 11 und Thérèse 8.“
Sie begrüßten mich sehr artig; auf mich wirkten sie ein wenig niedergeschlagen. Aber kurze Zeit später rasten sie mit anderen Kindern durch den Garten und waren genauso fröhlich wie diese.
„Ist Deine Frau ernsthaft krank?“ fragte ich.
„Ja,“ sagte er kurz, „entschuldigt, ich muss noch ein paar Leute begrüßen,“ und weg war er.
Dann ertönte von der Terrasse eine große Glocke und die Gruppen bewegten sich in Richtung auf das Haus zu. Krautermann begrüßte alle Gäste noch einmal ganz herzlich, er fühle sich geehrt, dass so viele gekommen seien, und er wolle uns jetzt alle bitten, zu der Blutbuche zu gehen. Dort gebe es eine kleine Stärkung. Die Gäste schrieen „bravo“, denn man wusste, die „kleine Stärkung“ würde ein Marsch durch alle Köstlichkeiten dieser Welt sein.
Ich hasse Buffets. Alles sieht so malerisch aus und man weiß meistens nicht, was es eigentlich ist und ob es überhaupt zusammenpasst. Welch merkwürdige Geschmacksnuancen hatte ich schon in meinem Mund gehabt. Aber die weiß gekleideten jungen Männer gaben Empfehlungen, erklärten, was am besten zu diesem oder jenem zu nehmen sei, in welcher Reihenfolge man beginne, wenn man anschließend noch dies und das essen möchte. Ich war beeindruckt. Das war Jochens Partyservice, und ich begann zu begreifen, warum Hessens Gourmets „Krautermann´s Köstlichkeiten“, wie sich die Läden nannten, so ausgiebig frequentierten.
Es wurde viel getrunken und gegessen, und ich fand, dass lauter angenehme Leute zu Gast waren. Die reichen Stiesel, die ich am Anfang begrüßt hatte, gehörten gar nicht in diese nette familiäre Runde. Ich fühlte mich
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