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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Müller
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etwas abseits stand, wurde überarbeitet, blieb aber als Ruine erhalten. Das alte Burggemäuer wurde so weit wie möglich restauriert und ins Hotel integriert. Das war ein sehr gekonnter Neubau, der sich mit den antiken Steinen vertrug,  die nach einer Sandstrahlung wirkungsvoll zur Geltung kamen. Sie waren auch im Inneren des Gebäudes im Naturzustand belassen worden.  Der Neubau war verputzt und ockerfarben  gestrichen worden, wozu die weißen Sprossenfenster passten. Der Eingang, durch den man die riesige Empfangshalle  betrat, war verglast. Das wirkte sehr schlicht und elegant, da man – besonders abends bei Beleuchtung – von außen schon das edle Innere sehen konnte. Der alte Burgteil bildete ein Halbrund. Dort waren auf einer abgesenkten Ebene Sitzmöglichkeiten um einen Springbrunnen herum vorgesehen. Die Empfangshalle ging über zwei Etagen. Vom Erdgeschoss zum ersten Stock schwebte gleichsam eine Treppe hinauf, die zum Frühstücksraum führte. Ich stand da und träumte.
     
    „Können Sie Pläne lesen? Gehen Sie doch einfach mal herum in die verschiedenen Räume und versuchen Sie herauszufinden, ob die Stoffe zu den anderen Materialien passen. Vielleicht kann ich ja von Ihnen noch ein paar Anregungen erhalten?“
    Heinemann zwinkerte mir zu.
    „Wissen Sie,“ begann ich, „ich bin sicher, es gibt nichts zu verbessern. Aber mich erschlägt es. Mein Geschmack wäre es zwar nicht, und König Artus hat bestimmt nicht so gewohnt, aber es ist ganz sicher das, was man sich unter einem Schlosshotel vorstellt, und darauf kommt es an.“ Heinemann grinste:
    „Warten Sie mal, bis der heilige Gral hier aufgestellt wird.“
    Er zeigte auf eine halb hohe dorische Säule.
    „Waaas?“
    Heinemann reichte mir eine Farbzeichnung. Dort stand auf weißer Marmorsäule ein opalisierendes Gefäß.
    „Wozu soll denn der Pott sein?“ fragte ich respektlos,
    „Kommt König Artus und serviert Zwiebelsuppe?“
    Wir lachten so, dass es durch die Burg schepperte.
    „Herr Fischer zählt auf die Amerikaner,“ versuchte Heinemann zu erklären.
    „Wir überlegen nur noch, ob wir eine Glaspyramide darüber stülpen. Das macht das Ganze museal. Sehen Sie den Spot da oben. Wenn das Licht sich an den Kanten der Pyramide bricht, erzeugt es eine so mysteriöse Stimmung, dass man niederknien möchte.“
    Er wieherte.
    „Ohne Umhüllung müssen wir befürchten, dass der heilige Gral zum Aschenbecher degradiert wird.“
     
    Ich wurde mir unheimlich. Hatte ich das zweite Gesicht? Im Traum hatte ich eine Glaspyramide gesehen. Die beherbergte zwar keine göttlichen, sondern königliche Insignien, aber ich war überzeugt, ich hatte eine Botschaft erhalten. Welche? Ich überlegte: Pyramiden waren die Grabstätten der ägyptischen Gottkönige, bis heute voller Geheimnisse. Wenn man die Grundflächen der Pyramide auseinander faltete, hatte man das Sternbild des Orion. Man nimmt an, dass die Pharaonen glaubten, für immer da oben im Himmel zu thronen. Die Pyramide also ein Symbol für Größenwahn. War ich größenwahnsinnig? Streckte meine Hand nach einer Krone aus, die ich nicht erreichen konnte? Ich schüttelte die Gedanken ab. Jemand kam aus der Hotelküche, die gerade eingerichtet wurde.
    „Ich könnte Ihnen provisorisch etwas zu essen machen. Wir behelfen uns aber im Augenblick mit einer zwei flammigen Elektroplatte,“ sagte er.
    „Mir ist nach Bratkartoffeln mit Spiegelei,“ entfuhr es mir, und Heinemann nickte heftig:
    “Ja die vornehme Umgebung weckt Lust auf deftige Bodenständigkeit.“
     
    Nachmittags um 5 Uhr verabschiedete sich Heinemann, und ich schlich müde zu meiner Wohnung hinüber. Ich musste duschen und mich umziehen, denn Jochen würde noch kommen. Als ich in mein Badetuch gehüllt ins Schlafzimmer kam, lag Jochen in meinem Bett, Champagner und Gläser auf dem Nachttisch. Ich warf das Badetuch weg, sprang auf das Bett, hüpfte darauf herum und rief:
    „Ja die vornehme Umgebung weckt Lust auf deftige Bodenständigkeit.“
    Dann setzte ich mich rittlings auf seine Brust und rief theatralisch:
    „König Artus, hier ist Deine Walküre.“
    Jochen rang nach Luft und schrie um Hilfe.
    „Bist Du verrückt geworden? Hast Du getrunken? Wir müssen etwas für Deine Bildung tun. Brünhilde geht mit Artus ins Bett. Schauriger Einfall.“
    Wir lachten und wir liebten uns, tranken Champagner und feierten Wiedersehen.
     
    Jochen blieb bis zum nächsten Morgen. Er führte mich in die Verwaltungsetage und zeigte mir mein

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