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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Ghouls
konnten Tiefkühlkost nicht von einem Gourmetteller unterscheiden.
    Sie kamen näher. Leckten sich über die
untoten Lippen, ließen ihre Augen in der Dunkelheit glasig leuchten und
erinnerten in ihrem guten und doch irgendwie verwahrlosten Zustand an eine
Zombiearmee aus einem schlecht gemachten Horror-Film.
Die Spur, die Raynor Avery aufgetan hatte, war heißer als heiß. Allerdings
waren die Urheber anscheinend gerade ihren Häschern entkommen.
Einer der Ghouls bleckte gierig die Zähne. Trotz der warmen Sommernacht glaubte
man, den übelriechenden Atem der bereits begonnenen Verwesung vor dessen
fleischigen Lippen verdampfen zu sehen. Sich dies vorzustellen mischte dem
Ganzen noch etwas von billiger Splatteratmosphäre bei.
    Blut... Hunger... Beute... Fressen...
    Die einzigen Worte, die sie noch denken
konnten, während sie unaufhaltsam auf die vermeintlich Toten zusteuerten.
Harsche Grunzlaute als Ersatz für nie wiederkehrende Kommunikationsfähigkeit
fielen. Im Hintergrund immer noch das dumpfe Dröhnen des Basses, der die Jünger
der Technomusik in Bewegung hielt und die Beobachter des Ganzen unbemerkt aus
den Schatten der Container hervorschnellen ließ. Ein bisschen mehr Licht wäre
nett gewesen. Laserstrahlen aus einem der zerbrochenen Fenster vielleicht.
Nicht dieses gleißende Neonlicht eines Polizeihelikopters, der bereits in der
Ferne zu hören war und irgendwo über Queens seine Patrouille flog.
    Der Hund griff zuerst an. Geifer troff
ihm von den Lefzen und sein Knurren ließ selbst die darin bereits erprobten
Frischlinge zusammenzucken. Nicht aus Angst, nicht mal aus Respekt. Das waren
Reflexe, die der vormals menschliche Körper nicht mehr kontrollieren konnte. Sechs
gegen zwei. Die Chancen der Warrior hatten besser gestanden, bevor diese
Schweine zu unlauteren Mitteln griffen.
Man würde trotzdem sein Bestes geben. Der Hund zerfetzte mit wütenden, aber
gekonnt ausgeführten Bissen die Kehle des ersten Ghouls. Eine Enthauptung wäre
höchstens sauberer gewesen. Das Tier spie aus. Es vermied das Fressen des
Fleisches der unsauberen Gegner. Deren Blut zu schlucken, machte ihm weniger
aus. Blut war Blut und je mehr es davon bekam, desto besser.
    Der Nächste war an der Reihe. Diesmal
ging es nicht so einfach aus dem Hinterhalt. Die anderen waren durch den ersten
Angriff gewarnt und machten sich für eine ungelenke Abwehr bereit. Dicke,
aufgeblasene Puppen, die mit Wäscheleinen an den Gelenken in Bewegung geworfen
wurden.
Der Hund wich fiepend zurück. Mit eingezogenem Schwanz, nachdem ihn ein Schlag
in die empfindliche Seite getroffen hatte. Der Tritt eines Ghouls. Dafür
landete im nächsten Moment dessen Kopf sauber abgetrennt vom Rumpf auf dem
Boden.
Der Hund war nicht allein. Die letzten verbliebenen drei Gegner wirbelten herum
und sahen sich mit einer schwarzgewandeten, nicht deutlich erkennbaren Gestalt
konfrontiert, die ein blitzendes Schwert präsentierte und hinter den Tüchern,
die das Gesicht verhüllten ebenso gierig die Lippen leckte, wie sie es taten.
Mit einem neuen, astrein ausgeführten Hieb landete auch der nächste Kopf im
Dreck.
    Flucht!
    Die Gedanken an Blut, Hunger und Fressen
waren also vorbei.
Die schwarze Gestalt schnalzte mitleidig mit der Zunge, sagte ein Wort, dass
die Ghouls noch nie in ihrem Leben gehört hatten und in einer alten, nicht mehr
gesprochenen Sprache Feuer bedeutete. Ein Glöckchen klingelte. Scheinbar
stumm, aber nicht ganz.
    Der Hund legte die Ohren an. All seine
Muskeln spannten sich, vergaßen den Schmerz und dann vollführte das Tier einen
Sprung auf den Rücken des vorletzten Ghouls, als sei es von einem unsichtbaren
Katapult abgefeuert worden. Früher war der Ghoul ein Junge gewesen. Ein
hübscher Junge. Vielleicht kurz vor dem Abschluss. Doch dafür hatte der Hund
keine Augen. Es war gerade gut für ihn, dass er niemals die Sportklasse besucht
zu haben schien. Einen Footballspieler oder Ringer hätte das Tier nicht so
einfach unterkriegen können. Nun aber war es ein Leichtes, den Jungen in die
Ewigkeit zu schicken.
    Dem Letzten gelang die Flucht. Er rannte.
So schnell ihn die lästig gewordenen Puppenbeine trugen. Würde er bis zum
Morgengrauen überleben? Würde er es über den Zaun, an dem die Reste des
Wachmannes hingen, schaffen?
    Er sah sich um. Gehetzt und gejagt. Dabei
waren seine Angreifer, die ihn um sein zweites Abendessen gebracht hatten, weit
hinter ihm zurück geblieben. Er wurde nicht verfolgt.
Da, der Zaun!
Der Ghoul stolperte

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