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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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die
sie an die Vision erinnerte, die sie im Nachtclub gehabt hatte. Aber auch das
traute sich Nico nicht, ihr gegenüber anzusprechen, weil es einfach zu privat
war.
Wer war sie schon, jemanden wie Awendela auf persönliche Dinge anzusprechen?
    Sie musste auf der bequemen Couch
eingeschlafen sein, obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, kein Auge zu zutun,
bis sie sicher sein konnte, dass Damon und Ash wieder sicher nach Hause
gekommen waren. Der Krieger Ash hatte ihr versichert, dass es ein
Routineeinsatz war, und sie sich keine Sorgen machen sollte, dennoch hatten
sich Nicos Nackenhaare zu Berge gestellt. Sie war vielleicht zu empfindlich,
weil sie schon seit Wochen keine innere Ruhe fand, es sei denn, sie hielt sich
gerade bei King auf, der ihre Zuflucht war. Ihr Geheimnis. Ihr Beschützer, auch
wenn er das nicht wusste. King war jemand, der nichts mit ihrem Schicksal zu
tun hatte, wo sie sein konnte, wie sie wirklich war, wo sie zu ihren Schwächen
stehen konnte, ohne das Gefühl zu haben, sich ständig dafür rechtfertigen zu
müssen. Bei King ging es nur um Nico.
    Atemloses Keuchen.
    Hämmernder Herzschlag.
    Unbeschreibliche Angst.
    Sie rannte, so schnell sie konnte,
schien nicht vorwärts zu kommen, als bestünde die Luft um sie herum aus
undurchdringlich wabernden Hindernissen. Ihr Mund stand weit offen, sie konnte
kaum genug Atem bekommen, die Anstrengung tat ihr in den Lungen weh.
    Ihre Finger krallten sich an etwas
fest, doch ihre Füße verloren immer wieder den Halt, dennoch versuchte sie es
immer wieder. Wo wollte sie hin?
    Ein langgezogener Atemzug, der beinahe
wie ein Seufzen klang.
    Sie glitt an etwas, das metallisch
rostig roch, auf lehmigen Boden herunter. In ihrer Brust brannte es, als hätte
jemand ein Feuer darin entzündet. Dann hörte sie ein leises Jaulen, das ihr
einen Schauer über den Rücken jagte. Sie sah nur ein riesiges mit scharfen
Zähnen bewährtes Maul und dann eine schwarze Gestalt, die sich über sie beugte…
    Mit einem leisen Schrei auf den Lippen
schreckte Nico aus dem Schlaf empor, wobei sie heftig nach Atem rang, als wäre
sie tatsächlich von den Angreifern aus dem Traum verfolgt worden. Ihre rechte
Hand bedeckte ihr wild schlagendes Herz, das ihre Brust zu sprengen drohte.
Verwirrt schob sie die leichte Decke, die jemand ihr über den Körper geworfen
haben musste, von sich. Noch bevor sie endgültig in der Wirklichkeit angekommen
war, gingen die Lichter an und Nico sah Awendela im Türrahmen stehen, die sie
besorgt musterte.
    Da waren Tränen auf ihren Wangen, die sie
bisher nicht bemerkt hatte. Als hätte sie eben einen unerträglichen Verlust
erlitten. Nico konnte ja nicht wissen, dass sie um die unschuldigen Seelen der
Toten weinte. Verwirrt wischte sie sich die Feuchtigkeit von den Wangen und
versuchte, den allzu realen Traum irgendwie zu deuten.
    „Ich habe… nur geträumt…“, flüsterte Nico
mit belegter Stimme und zog die Beine unter der Decke hervor, um sie vorsichtig
auf den Boden zu stellen, wobei sie weit auf der breiten Sitzfläche nach vorne
rutschen musste, weil ihre Füße sonst nicht auf den Boden reichen würden. Die
Couch war für viel größere Menschen gemacht.
    „Ich glaube… jemand hat mich getötet…?“
Nico nahm einen tiefen Atemzug und massierte sich die Stelle, die eben noch
unerträglich geschmerzt hatte, als wäre sie wirklich von einer Waffe getroffen
worden. Die Verwirrung wich von ihr, als Mélusina beinahe gleichzeitig mit
einem zweiten Geist neben ihr auftauchte. Er lag auf dem Boden und hielt sich
die von Blut überquellende Brust. Nicos Miene wurde mitfühlend, weil sie den
Traum nun verstand. Sie war der Junge gewesen.
    „Wo bin ich?“, fragte er verwirrt und sah
sich ängstlich um, wobei er Mélusinas Lichtgestalt einen ungläubigen Blick
schenkte, bevor er sich hilfesuchend an Nico wandte.
    „Hab keine Angst! Es tut nicht mehr weh…
Es blutet auch nicht mehr!“, flüsterte Nico leise, der Tränen in die Augen
stiegen.
    Er war so jung und unschuldig. Beinahe
noch ein Kind!
    „Ich heiße Nico… Wie ist dein Name?“
    Der Junge ließ die blutbesudelten Hände
sinken und starrte entgeistert auf seine Brust, bevor er wieder den Blick hob.
Er sah so verloren aus. Nico bemerkte, das alte, verkrustete Blut um seine
Lippen und auf seiner Kleidung.
    „Thommy Deaver… Ich wollte doch nur auf
den Rave… Scheiße, was ist mit mir los?!“, fragte der Junge verzweifelt.
    Nico glitt von der Couch auf den Boden,
um mit ihm auf

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