Die Queen macht Ferien (German Edition)
und der Duft war überwältigend.
Clare unterbrach die Stille: „ Es ist ein anstrengender Beruf, aber ich liebe ihn einfach. “
„ Das kann ich gut verstehen. “
Sie tauschten einen Blick. Dann wurde Clare wieder zur nüchternen Geschäftsfrau.
„ Lass uns loslegen“, sagte sie und band sich eine grüne Schürze um. „ Wir müssen in der nächsten Stunde mindestens zehn Sträuße anfertigen, damit unsere Kunden eine gewisse Auswahl vorfinden. Drei Arrangements sind bei mir extra bestellt worden; eins für einen Geburtstag, eins für einen Hochzeitstag und ein Brautbukett. “
Hurra! Normale Arbeit, dachte die Queen erfreut.
Clare suchte sich Blumen und Bindegrün aus den Vasen zusammen und sortierte sie auf den Arbeitstisch an der Rückwand des Ladenraumes.
„ Zuerst zeige ich dir, wie man einen schlichten kleinen Strauß bindet, und dann darfst du es mal versuchen. “
Die Queen passte gut auf. Wie schön das geklungen hatte: unsere Kunden.
Clare nahm einige Rosen und Glockenblumen und legte sie geschickt mit der rechten Hand in die linke Handfläche. Dabei presste sie ihre Lippen vor Konzentration zusammen. Dann formte sie mit dem Bindegrün einen grünen Kragen um die Blumen. Sie band den Strauß zusammen und schnitt die Stängel auf die gleiche Länge. Zuletzt band sie noch eine hellblaue Schleife rundherum, die ausgezeichnet mit dem dunkleren Blau der Glockenblumen harmonierte. Die Queen hatte fasziniert zugesehen. Sie war beeindruckt. Clare hatte so kleine Hände – es war erstaunlich, wie geschickt sie damit war. Es war wie Zauberei.
„ Siehst du? “, Clare zeigte ihr den Strauß, „ Es ist gar nicht schwer. Jetzt bist du dran. “
Wie Clare es ihr vorgemacht hatte, suchte die Queen sich erst die Blumen zusammen – diesmal rote und weiße Nelken. Sie ordnete sie langsam und methodisch zu einem Strauß. Dann hielt sie inne und zog die Stirn kraus.
Als Clare sie fragend ansah, sagte sie: „ Ach, dieses Rot-und-Weiß sieht mir noch zu langweilig aus... “
Sie ließ ihren Blick über den Blumenvasen schweifen. Dann entdeckte sie einige zarte Ginsterblüten. Sie wählte fünf davon aus und steckte sie vorsichtig zwischen die Nelken. Dann erst band sie etwas grünen Efeu dazu und umwickelte den fertigen Strauß mit einer rosa Schleife.
„ So? “
Clare war überrascht. „ Diese Blumen habe ich zwar noch nie kombiniert, aber es sieht toll aus! “
Sie nahm das Sträußchen und drehte es in einem Sonnenstrahl, um es zu bewundern. Dann setzte sie es behutsam in eine der Vasen direkt hinter dem Schaufenster. „ Sehr gut gemacht! Wir geben ihm gleich einen Ehrenplatz. “
Die Queen, die es so gewohnt war, Orden zu verteilen, fühlte sich fast so als hätte sie selber einen bekommen. Sie konnte es kaum abwarten, ihren nächsten Strauß zu binden.
Friedlich arbeiteten sie Seite an Seite eine Stunde lang. Clare war sehr beschäftigt mit ihren komplizierten Arrangements, aber jedes Mal wenn sie zu Lizzy herüber blickte, war sie erstaunt und hochzufrieden. Offensichtlich hatte die ein richtiges Talent. Sie kombinierte Farben und Blumen – auch ohne jegliche Anweisungen – sehr gekonnt.
Also, Tante Emily war eine Expertin am Staubsauger gewesen.Aber ihre Sträuße waren immer merkwürdige und wacklige Angelegenheiten gewesen, die Clare irgendwo unauffällig im Laden verstecken musste, wobei sie heimlich die Verschwendung des teuren Blumenmaterials beklagte. Emilys Sträuße waren Ladenhüter, es sei denn ein Kind kam und fragte nach einem preiswerten Gebinde „ für Mama “ .
Ganz anders Lizzys Sträuße. Kaum waren die ersten Kunden da, da wurden sie schon auf geschnappt und gut verkauft. Clares Laune, die ein wenig an der Affäre mit dem Staubsauger gelitten hatte, hellte sich wieder auf.
Clare konnte natürlich nicht ahnen, dass die Queen ja praktisch Blumen „ war “ .
Ihr ganzes Leben hindurch hatte sie jeden Tag mindestens zwanzig Sträuße erhalten. Jeder einzige wurde ihrem kritischen Blick unterworfen. Dabei sah sie die Sträuße nicht geistesabwesend an, um zu signalisieren, dass sie sie würdigte - nein; die Queen liebte Blumen und war wirklich daran interessiert. Oft juckte es ihr förmlich in den Händen, ein Bukett auf der Stelle auseinander zu reißen und es geschmackvoller zu arrangieren, aber so etwas tun Königinnen natürlich nicht. Clare hatte ganz unwissentlich die erfahrenste Blumenexpertin des ganzen Königreiches angeheuert. Es war ihr ein großes Rätsel,
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